Zum Erfolg von Wolfgang Schmitz
Was verstehen Sie unter Erfolg? Einerseits bedeutet Erfolg für mich, daß es mir doch da und dort gelungen ist, Ziele und Aufgaben durch Überzeugen durchzusetzen, andererseits sind auch nicht wenige Vorhaben doch ohne Erfolg geblieben. Erfolgsgrundlagen waren die Verbindung von klaren sozialethischen Zielsetzungen mit korrekten Analysen des Status quo. Ich bin immer nach dem Grundmuster Sehen-Urteilen-Handeln vorgegangen. In allen Funktionen habe ich der Öffentlichkeitsarbeit große Bedeutung zugemessen.Gab es Rückschläge? Ja, die hat es immer wieder gegeben. Sie hatten für mich aber ein relativ geringes emotionelles Gewicht.Gab es Vorbilder? Positive Vorbilder waren in erster Linie mein Vater Hans mit seiner vorbildlichen eisernen Konsequenz und seiner Menschlichkeit sowie mein Onkel Richard Schmitz, welcher mich durch sein Auftreten in guten (in diversen politischen Spitzenfunktionen) und schlechten (acht Jahre in Konzentrationslagern) und seine reiche Bildung stark beeinflußt hat, und Ludwig Erhart, der mich dahingehend fasziniert, daß er Unpopuläres auf eine Art und Weise erklärt hat, die jeder verstand. Auch Minister Kamitz hat mich als unmittelbarer Vorgesetzter und wiederholter Vorgänger durch sein ausgeprägtes Verhandlungsgeschick sehr beeindruckt; vor allem aber war es Johannes Messner, der seine Sozialethik auf die festen Grundlagen der Sozialwissenschaften gestellt hat und mir persönlich sehr nahe gestanden ist.Wie sehen Sie die Bereich Familie und Beruf? Diese Bereiche waren für mich im Alltag nie scharf getrennt. Ich hatte mich, so glaube ich, immer sehr viel mit meinen fünf Kindern und meiner Familie beschäftigt, wie auch das Scheitern einer Familie kennengelernt. Für mich ist die Familie in allen ihren Dimensionen stets ein bereicherndes Biotop gewesen.Woher bekamen Sie Anerkennung? Aus den verschiedenen Rückmeldungen, daß meine Botschaften verstanden wurden.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Insoferne, als ich nicht nur zahlreiche Chancen hatte, sondern manche davon auch wirklich nützen konnte. Einzelne Erfolge waren z.B. die Einführung der längerfristigen Budgetvorschau, die ich 1964 vom Beirat in das Ministerium mitgenommen! hatte, die Mitwirkung bei der Politik der Sachlichkeit, unter der Bundeskanzler Klaus angetreten war, ein weiteres Beispiel ist die Weichenstellung in der Steuerpolitik, welche ich mit den Wachstumsgesetzen vorgenommen hatte sowie in familienpolitischer Richtung und die Vorstufen zum Katastrophenfonds. Die langen politischen Auseinandersetzungen nach Katastrophenfällen ließen den Wunsch heranreifen, rasch Mittel für Katastrophen wie auch vorbeugende Maßnahmen bereitzustellen. Unter meiner Zeit als Nationalbankpräsident fiel auch die Entstehung der Hartwährungspolitik dadurch, daß in der Zeit des Zusammenbruchs der festen Wechselkurse, die Kurse des Schillings nach einem Währungskorb, gewichtet nach der Bedeutung der Währungen für die österreichische Wirtschaft, gebildet wurden. Wir haben vom Zufall profitiert, daß die Deutsche Mark stets die für Österreich wichtigste und gleichzeitig die relativ kaufkraftstabilste Währung gewesen ist. Die damit faktische Bindung des Schilling-Wechselkurses an die Deutsche Mark wurde später dann offen als solche deklariert.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Zusammenfassend läßt sich das, was zurückblickend vielleicht als Erfolge bezeichnet werden können, auf zwei Grundelemente zurückführen: Die Zusammenarbeit mit Fachleuten bis hinein in die Sozialpartner und in die politischen Parteien sowie mit der Öffentlichkeit in allen Medien mit vielen neuen Ideen und mit ganzem politischen Engagement. Mein Bericht wäre unverantwortlich und irreführend lückenhaft, wollte ich nicht auch mein Einüben in Selbstverantwortung und Kameradschaft in verschiedenen Gruppen der Jugendbewegung als Teil der Entwicklung der Persönlichkeit, wie sie für alle Phasen des Lebens notwendig ist, erwähnen sowie das Erlernen des Umganges mit einer Geschäftsordnung in der Studentenbewegung wie sie für viele Funktionen in einer freien Gesellschaft beherrscht werden sollten; alles verbunden mit konsequenten Interessen in allen wichtigen interdisziplinären Wissensgebieten, die über die engsten beruflichen Anliegen hinausgehen.