Zum Erfolg von Wolfgang Streitenberger
Was ist für Sie Erfolg? Eine Aufgabe, die ich bekomme oder mir selbst stelle, so zu erfüllen, daß ich mit mir selbst zufrieden sein kann.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Das ist immer eine Sache des Maßstabs. Wäre ich in der CA geblieben, wäre ich heute vielleicht Vorstandsdirektor. Dort würde ich vielleicht mehr verdienen, wer weiß? Andererseits habe ich in meiner Karriere eine große Menge an Erfahrungen gesammelt, die ich jetzt in meine Tätigkeit einfließen lassen kann - Spaß hat es mir darüberhinaus auch noch gemacht. Erfolg wird immer von anderen mit deren Maßstab gemessen. Man muß von sich selbst wissen, daß man erfolgreich ist. Ich weiß, daß ich erfolgreich bin.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Angeblich habe ich ein hervorragendes politisches Gespür. Aber eine meiner erfolgreichsten Entscheidungen war Zufall, dies war der Wechsel von der EXPO Vienna AG zur Niederösterreichischen Landeshauptstadt Planungsgesellschaft. Das war noch vor der Volksbefragung, es hätte also auch schiefgehen können. Das war für mich ein großer Entwicklungssprung in meiner Karriere.Sieht Sie Ihr Umfeld als erfolgreich? Es gibt wenig Menschen, die jemandem sagen, daß man erfolgreich ist. Außerdem ist es in unseren Breiten nicht üblich, einem Mann zu schmeicheln. Im Rahmen der Projekte, mit denen ich bis jetzt beschäftigt gewesen bin, habe ich eher viel Kritik hinnehmen müssen, sei es im ORF, oder in St. Pölten, bzw. im Bereich der Europäischen Kommission. Alle Projekte haben Widerstand hervorgerufen, manchmal bin ich sogar belächelt worden. Es hat mir allerdings auch noch niemand gesagt, daß ich erfolglos bin.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich bin ein Mensch, der bei der Übertragung von Aufgaben mit wenig Angaben und einer guten Interpretation des Auftraggebers große Erfolge erzielt. Das sind meine besonderen Stärken, also mit wenig Vorgaben, Großes auf die Beine zu stellen.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Ja, es war schon von Beginn an, mein Wunsch in die Diplomatie zu gehen. Das war auch durch meine Berufsausbildung völlig naheliegend. Ich habe allerdings aus privaten Gründen einen anderen Weg eingeschlagen, bin aber jetzt endlich dort gelandet, wo ich von Beginn an hin wollte.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? In gewissen Bandbreiten kann ich mir meine Mitarbeiter selbst aussuchen. Wir haben zwei Kategorien von Mitarbeitern, die Beamten der Europäischen Kommission und lokale Angestellte nach österreichischem Recht. Bei den Beamten muß ich aus einem Listenvorschlag auswählen, bei den Angestellten kann ich frei entscheiden. Bei meinen Personalentscheidungen ist Kommunikationsfähigkeit und Eigenmotivation wichtig. Das, was etwaige Kandidaten noch mitbringen müssen, ist Idealismus. Wir brauchen keine romantischen Phantasten, sondern Idealisten im Sinne der Freude an utopischen Zielsetzungen der Europäischen Union.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Eine Zeit lang ärgere oder kränke ich mich, aber dann kommt schon wieder das nächste Projekt. Zeit um sich zu ärgern, muß man sich nehmen.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Das Reden vor 300 Personen macht vielen Menschen Angst, mir nicht. Ich muß mich eher zurücknehmen und aufpassen, daß ich nicht über die Stränge schlage. So etwas belebt mich und gibt mir Kraft für Weiteres.Welche Bedeutung hat Ihre Familie für Ihren Erfolg? Meine Frau arbeitet in einem verwandten Bereich, dadurch kann ich viele dienstliche Dinge mit ihr besprechen. Ich habe sozusagen eine verständnisvolle Klagemauer, die mir immer zuhört. Ich bin allerdings auch die Klagemauer meiner Frau. Sie hat in der UNIDO Probleme in sehr ähnlichen Bereichen, wie z.B. Verwaltungsstrukturen, Budgetsorgen, usw.. Es bedeutet mir wirklich sehr viel, in meiner Frau einen verständnisvollen Partner zu haben.Wie können Sie Ihre Kreativität aus dem Malen in Ihrer beruflichen Tätigkeit nutzen? Vor allem im Dialog läßt sich Kreativität einbringen. Meine Schlagfertigkeit ist sicher ein Zeichen meiner Kreativität.Wie wichtig ist für Sie Anerkennung? In meinem jetzigen Beruf bekomme ich die größte öffentliche Anerkennung. Ich muß auch Dinge verkaufen, die unpopulär sind, und da ist Anerkennung besonders reizvoll. Besonders Anerkennung von Gegnern schätze ich. Formelle Anerkennungen sind eher differenziert zu betrachten.Was bewegen Sie in Ihrer Position? Ich betrachte meine Tätigkeit als Mittler-Funktion und versuche Verständnis zu schaffen und Kommunikationsarbeit zu leisten.