Zum Erfolg von Gabriele Hecht
Was verstehen Sie unter Erfolg? Darunter verstehe ich, daß man seine Ziele verwirklichen kann und zwar sowohl im privaten wie im beruflichen Bereich. Der Maßstab für den persönlichen Erfolg ist die Zufriedenheit und das Gefühl, daß man mit der eigenen Lebenssituation glücklich ist. Dies erreicht man mit Optimismus, Selbstvertrauen und Zuversicht, aber auch mit Durchsetzungskraft.Gab es Niederlagen? Wirkliche Mißerfolge sind mir nicht in Erinnerung, doch kleinere Rückschläge gibt es immer wieder. Davon darf man sich nicht beirren lassen.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus dem positiven Lebensgefühl. Man muß den eigenen Weg finden und auch wissen, wo die persönlichen Stärken liegen. Dabei ist darauf zu achten, daß man nicht ein Schmalspurdenker wird, sondern die Dinge auch im Ganzen sieht und erfaßt.Warum wurden Sie politisch tätig? Wie bereits erwähnt, wollte ich meine beruflichen Erfahrungen in Steuerfragen in beratender Tätigkeit einbringen. Und ich wollte etwas verändern, nämlich einer bestimmten Fraktion, die mit Aggression, Egoismus, Intoleranz und Rassismus agiert, etwas entgegensetzen. Ich möchte, daß wir mit vernünftigen wirtschaftspolitischen Konzepten den Wohlstand und den sozialen Frieden in diesem Land erhalten. Ich sehe es als Aufgabe des Liberalen Forums, als Oppositionspartei Mißstände und Fehlentwicklungen der Regierenden aufzuzeigen und gleichzeitig für Anliegen des Humanismus, der Menschenrechte und der Freiheit einzutreten. Heute kann ich diese politischen Vorstellungen als Klubchefin der Liberalen umsetzen. Als Mitglied im Ausschuß Finanzen und Wirtschaftspolitik kann ich meine beruflichen Erfahrungen einbringen, im Kulturausschuß gegen reaktionäre gesellschaftliche Strömungen ankämpfen. Als Parteichefin der Wiener Organisation bemühe ich mich, die vielen Menschen, die - wie ich vor fünf Jahren - im Liberalen Forum ihre politische Heimat gefunden haben, zu einem gemeinsamen Team zu vereinen, das sich für eine Gesellschaft einsetzt, in der die wirtschaftlichen Grundlagen, die soziale Sicherheit und die Menschenrechte gleichermaßen zu bewahrende Werte sind.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, weil ich in meinem Leben immer das getan habe, was ich gern gemacht habe, weil es mir wichtig war.Was war dafür ausschlaggebend? Die Aufgaben mit Freude und Identifikation auszufüllen. In der Politik funktioniert dies zusätzlich mit einem hohen Maß an Kommunikationsvermögen und dem Willen, für Menschen etwas Positives zu erreichen. Somit sehe ich meinen Job als Berufung.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich glaube, daß man meine Offenheit schätzt. Man sagt mir eine polarisierende Wirkung nach, für manche bin ich ein rotes Tuch.Gab es Vorbilder? Nein, ich bin immer mit der Aufgabe gewachsen und habe auch immer die Bereitschaft gezeigt, Verantwortung zu übernehmen.Wie sehen Sie die Bereiche Familie und Beruf? Damit umzugehen ist nicht einfach. Man wird zwar bewundert, wenn man als Frau beruflich tätig ist und noch Mann und Kinder hat, auch als Politikerin. Doch wenn man unvorhergesehen die Tochter von der Schule abholen muß und somit eine Sitzung verläßt, gibt es großes Erstaunen. Auch nach einem Jahr Karenz, nach der Geburt meines Sohnes, traf mich die volle Wucht der immer noch unzureichend gelösten Frage: Wie vereinbare ich Beruf und Familie?. Daß mein Mann - während er sein eigenes Unternehmen aufbaute - einen Großteil der Kinderbetreuung übernahm, brachte ihm vollkommen zu Unrecht die gesellschaftliche Nachrede ein, seine Frau sei eben die Erfolgreiche und er sei nur der Hausmann. Offenbar waren wir mit unserer partnerschaftlichen Arbeitsteilung der Gesellschaft zu weit voraus.Von wo bekommen Sie Anerkennung? Von denselben Personen, von denen ich auch kritisiert werde, wenn es notwendig ist. Nur mit dieser ehrlichen Auseinandersetzung kann man sich weiterentwickeln.Wie erfolgt Motivation? Ich glaube, daß Motivation für eine politische Führungskraft von eminenter Wichtigkeit ist, das heißt, wenn ich motiviert bin, kann ich auch das Umfeld begeistern. Wenn die politische Führung mit Gleichgültigkeit reagiert, Motivationsmängel hat und sich Planlosigkeit einschleicht, erstickt jede Substanz im Keim. Führungspersonal, und nicht nur solches im politischen Bereich, sollte als Vorbild ans Werk gehen, das heißt jedenfalls, Begeisterung zu zeigen. Nach außen hin sehe ich es als notwendig an, der Öffentlichkeit aufzuzeigen, was man verändern möchte, bzw. was man erreicht hat, denn nur so kann man auf den Wählerkreis einwirken. Dabei geht es nicht nur um das Erreichte, sondern es gilt auch, den nächsten Schritt aufzuzeigen.