Zum Erfolg von Johann Nitsch
Was ist für Sie Erfolg? Wenn man sowohl im wirtschaftlichen als auch im privaten Bereich einen sichtbaren Erfolg hat. Wenn ich zum Beispiel an Projekten, die vor langer Zeit von unserer Firma erstellt wurden, vorbeifahre und diese immer noch stehen, das ist für mich Erfolg. Wenn es in der Familie klappt und nach 30-jähriger Ehe alles in Ordnung ist. Wenn das Kind so geraten ist, wie man es sich als Elternteil wünscht. Ich sehe das alles als Erfolg, weil es nicht selbstverständlich ist.
Ihr Erfolgsrezept?
Es ist ganz einfach, man muß sich engagieren. Ich habe mich auf Hausverwaltungen spezialisiert. Es ist dort der Konkurrenzkampf nicht so intensiv, und wenn ein Hausverwalter merkt, daß er mit uns zusammenarbeiten kann, dann ist das meist für beide eine interessante Geschäftsbeziehung. Wir erzeugten früher Portale, das ist heute sehr schwierig, da die Preise gedrückt werden. Bei uns ist es nun so, daß man einzelne Mitarbeiter haben muß, die ihre Leistungen in verschiedenen Sparten bringen müssen. Denn bei den Hausverwaltungen haben wir nicht nur Haustüren, sondern auch Zylinder, Rauchfangkehrerlaufstege usw., also ein komplettes Programm, da kann ich nicht jemanden hinschicken, der nur Spezialist ist.Was ist die Stärke Ihres Betriebes? Wir machen zum normalen Schlosserbetrieb auch Schließanlagen für Zylinderschlösser. Da kommt es auf Gründlichkeit an, und für Gründlichkeit ist unser Unternehmen bekannt.In welcher Situation haben Sie sich erfolgreich entschieden? Früher, während der Zeit der Brüder Nitsch war das Unternehmen als Portalbauer bekannt. Bei solchen Großprojekten ist man immer von anderen Firmen abhängig, und man bekommt über zwei oder drei Monate kein Geld. Ich dachte mir dann, Hausverwaltungen wären ideal, da gibt es zwar kleinere Arbeiten, aber es ist leichter überschaubar, und ich bekomme auch mein Geld. Dieses kaufmännische Denken habe ich bei meinem Vater gelernt.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich bin schon zu dem Wissen erzogen worden, daß das Geschäft das wichtigste ist. Daß man eben nicht krank werden darf. Ob das alles der Gesundheit förderlich ist, ist eine andere Frage. Für mich ist das Geschäft das wichtigste. Wenn für das Wochenende familiär etwas geplant ist, ich aber Rechnungen und Offerte zu schreiben habe, dann wird eben zum Wochenende nichts unternommen und gearbeitet.Haben Sie Ihre Tätigkeit angestrebt? Ja. Als mir mein Vater den Betrieb übergab, war er trotzdem immer noch im Betrieb. Mein Vater ging mit mir zum Notar und sagte, daß der Betrieb mir gehöre und ich auch die Entscheidungen treffe. Aber wenn es ein heikles Thema gab, war der Vater zuständig. Auch zu Baubesprechnungen schickte ich anfangs immer meinen Vater, er traf dann mit Sicherheit die richtigen Entscheidungen.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ich sehe mich deshalb als erfolgreich, weil ich den Betrieb führe und am Leben erhalte.Welche Rolle spielt die Familie beim Erfolg? Erst war meine Mutter noch im Geschäft, bis sie von meiner Frau abgelöst wurde. Ich habe das Glück, ein Frau zu haben, die kaufmännisch vorgebildet ist und sich 100-prozentig für die Firma einsetzt. Das Familienleben leidet zwar etwas darunter, aber es ist halt auch so, daß andere Personen nach Dienstschluß nach Hause gehen und nicht mehr miteinander reden - wir reden immer miteinander. Wir sehen uns 24 Stunden am Tag, und das kann man nur machen, wenn man den richtigen Partner hat.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Ich will nicht sagen, daß wir ein Familienbetrieb sind, aber ich habe bis jetzt immer versucht, im Umgang mit Mitarbeitern menschlich zu sein und mit unseren Leuten auch privat auszukommen. Ich versuche Langzeitmitarbeiter zu haben, denn es kommt darauf an, die Kunden und deren Probleme zu kennen.Welche Rolle spielt für Sie Anerkennung? Anerkennung, wenn sie kommt, ist fast mehr wert als Geld. Anerkennung bringt in weiterer Folge Mundpropaganda mit sich, und ich brauche somit keine Annoncen in Zeitungen zu geben.
Ihre Ziele?
Ich hoffe, daß es so weitergeht wie bisher.Welchen Ratschlag für Erfolg würden Sie gern weitergeben? Man muß auf vieles verzichten können. Ich sehe es bei meinen ehemaligen Kollegen von der Meisterprüfung - davon sind nur mehr zwei selbständig. Alle anderen eröffneten schnell einen Betrieb, organisierten alles und glaubten dann, nur mit Krawatte, Hemd und Anzug im Unternehmen stehen zu können - dem ist natürlich nicht so. Mein Vorteil war sicher der, bei den Eltern bereits zu sehen, wie man in einem eigenen Betrieb arbeitet und welche Auswirkungen es auf die beteiligten Personen hat.