Zum Erfolg von Ernst J. Wittkowski
Was ist für Sie Erfolg? Ein wesentlicher Gradmesser von Erfolg ist Anerkennung, die sich letztendlich in der öffentlichen Reputation niederschlägt. Da die Kunsttherapie in Österreich eine ganz neue Therapieform darstellt, war ich gezwungen, richtiggehende Berufspolitik zu betreiben, indem ich die entsprechenden Berufsverbände (Österreichischer Fachverband für Kunst- und GestaltungstherapeutInnen (ÖFKG) und Österreichische Gesellschaft für Kunst und Therapie (ÖGKT)) initiierte, Medien kontaktierte und mit meinen KollegInnen in der Wiener Schule für Kunsttherapie ein Symposium organisierte. Durch dieses oftmals sehr zeitintensive Engagement gelang es mir, dem fachspezifischen Ruf, den ich innerhalb der Branche natürlich genoß, einen ebensolchen in der breiteren Öffentlichkeit folgen zu lassen. Mein Ziel, der Kunsttherapie einen wirklichen Bekanntheitsgrad zu verleihen, habe ich also erreicht. Angesichts der Tatsache, daß dies kein einfaches Unterfangen war, sehe ich dieses Maß an Bekanntheit als Erfolg.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Wenn ich zurückblicke, ja. Ich denke aber, daß man sich nie auf dem Erreichten ausruhen sollte, überhaupt auf diesem umkämpften und begrenzten Markt. Vielmehr bin ich bemüht, innerhalb unserer Ausbildung und auf der Berufsverbandsebene die Qualität zu fördern bzw. das erreichte Qualitätsniveau zu halten.Werden Sie von Ihrem Umfeld als erfolgreich gesehen? Meine Familie ist einerseits stolz auf die Leistungen, die ich erbracht habe, andererseits sieht sie in meiner Selbständigkeit einen eher gefährlichen Drahtseilakt. Ich komme aber mit diesem Vorbehalt gut zurecht, weil ich die unsichere Komponente als Teil meiner Unabhängigkeit sehe, die ich eben einkalkulieren muß. Meine MitarbeiterInnen und KollegInnen leben und fördern meinen Erfolg, indem sie selbst erfolgreich arbeiten. Wir partizipieren am Gesamterfolg unseres Unternehmens Wiener Schule für Kunsttherapie. Freunde spielen für mich in diesem Zusammenhang keine tragende, aber eine stützende Rolle. Paradoxerweise ist mein größter Konkurrent hierzulande gleichzeitig mein bester Freund, was uns beiden gleichzeitig wertvollen Erfahrungsaustausch garantiert.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Wahrscheinlich die Tatsache, daß ich aufgrund meiner Identifikation mit meiner Tätigkeit auch die entsprechende Einsatzbereitschaft und Freude an den Tag lege. Diese Freude am Tun impliziert ein positives Selbstverständnis über die Richtigkeit meines Tuns, was sich wiederum in der Resonanz der Öffentlichkeit, der AusbildungsteilnehmerInnen, sowie der Klienten niederschlägt. Und je mehr positive Resonanz ich erfahre, desto mehr setzt sich dieses Schwungrad wieder in Bewegung. Es war immer mein Grundanliegen, meine persönlichen Bedürfnisse (künstlerisches Schaffen) und meine beruflicheTätigkeit (pädagogisches und helfendes Wirken ) miteinander in Einklang zu bringen. Mit meiner Tätigkeit als Kunsttherapeut sowie meiner Ausbildungstätigkeit ist mir dies gelungen.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Meine Fähigkeit des Strukturierens; mein Talent, konstruktive Ordnung in neu entstandenes Chaos zu bringen. Aber auch meine Risikobereitschaft, die ab einem gewissen Punkt mobilisiert wird, und nicht zuletzt auch meine Fähigkeit, vermittelnd tätig zu sein, ohne dabei das Gesamtziel aus den Augen zu verlieren.Welche Rolle spielen Niederlagen? Niederlagen waren für meine Persönlichkeitsentwicklung wichtig und notwendig. Sie fördern die Akrobatik des Geistes und sind - wenn sie positiv verarbeitet werden können - wichtige Bausteine zur Erlangung der persönlichen Identität. Durch Niederlagen, wie immer sie auch aussehen mögen, werde ich radikal mit mir selbst, meinen Grenzen, meinen Bedingungen, aber auch meinen Möglichkeiten konfrontiert.