Zum Erfolg von Paula Bosch
Was macht Ihren Erfolg aus? Ich glaube, meine Natürlichkeit, die Art, wie ich mit Menschen umgehe. Ich weiß, wie ich mit den Leuten reden muß und bemühe mich, mit jedem so zu sprechen, wie er es gewohnt ist. Man muß den Menschen das Gefühl geben, daß man nur für sie da ist, daß sie respektiert werden und daß man sich freut, daß sie da sind. Dieses Gefühl vermitteln zu können, ist sicher ein Teil meines Erfolges. Das hat auch etwas mit meiner beruflichen Einstellung zu tun. Man muß die Gäste freundlich und mit Respekt behandeln und ihre Wünsche erfüllen. Besonders bei Wein ist es oft so, daß der Gast nicht das will, was er bereits kennt, sondern etwas dazulernen möchte, etwas Neues kennenlernen möchte. Da muß ich in ganz kurzer Zeit erfahren, was der Gast sonst trinkt, was ihm schmeckt, was er ausgeben möchte. Und dazu gehört natürlich auch viel Einfühlungsvermögen. Man muß auf den Gast eingehen - das spüren die Menschen und danken es einem mit Vertrauen. Ich empfehle den Leuten nicht nur einen Wein, ich erzähle ihnen auch noch eine Geschichte dazu, erkläre ihnen den Wein. Und das bleibt den Gästen im Gedächtnis, sie bekommen ein ganz anderes Gefühl für den Wein. Dieses Talent hat irgendwann jemand erkannt und mich auf die Idee gebracht, meine Geschichten aufzuschreiben. So entstanden dann meine Weinbücher. In meinem Beruf benötigt man Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl, Natürlichkeit im Umgang mit Menschen und selbstverständlich auch fundiertes Fachwissen und sehr viel Erfahrung. Wein macht eigentlich mein ganzes Leben aus - auch im Urlaub. Essen und Trinken muß man schließlich immer. Man kann sagen, ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Erfolg ist auch ein gewisser Bekanntheitsgrad, und dazu gehören Medien. Das ist für mich ein ganz wichtiger Aspekt. Durch die Bücher, die ich geschrieben habe, wurde ich multipliziert, man wurde auf mich aufmerksam. Und das führte dann wieder zu weiterem Erfolg. Man trat an mich heran und wollte, daß ich für verschiedene Zeitungen schreibe, und das hat dann auch wieder zu meinem Erfolg beigetragen.
Welche Rolle spielt Ihre Familie für Ihre Karriere? Eigentlich gar keine. Der erste Impuls für meine Karriere kam zwar durch meine Familie, aber ich bin meinen Weg ganz allein gegangen.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Ich schwimme gern und gehe radfahren. Ich schöpfe auch Kraft aus einem Abendessen zu zweit.
Ihre Ziele?
In meinem Beruf als Sommeliere bin ich am Ziel. Ich habe die Spitze der Karriere erreicht. Ich kann nur noch etwas anderes machen. Ich sitze schon seit Jahren in verschiedenen Gremien als Jury-Mitglied, war Vize-Präsidentin der Sommelier-Union und könnte schon längst die Position der Präsidentin übernehmen. Aber ich kann diese Aufgabe aus zeitlichen Gründen nicht erfüllen. Deshalb habe ich darauf verzichtet und habe den anderen Platz gemacht. Denn es gibt Leute, die das brauchen, um im Beruf weiterzukommen. Ich fand, das solle jemand anders machen und für seine Karriere nutzen. Ich bin da, wo ich hinwollte. Mein Ziel ist jetzt: langsamer und weniger. Ich möchte mehr Zeit für mich und meine Hobbies haben, mehr Zeit zum Lesen, um wieder geistige Kraft zu schöpfen. Ich möchte meine Reserven wieder auffüllen. Ich könnte eine eigene Weinberatung, einen eigenen Weinladen machen oder ich könnte schreiben. Ein Ziel von mir ist, irgendwann eine gute Sendung über Wein im Fernsehen oder im Hörfunk zu machen. So etwas gibt es in Deutschland noch nicht und ich finde die Medien sehr wichtig. Aber dafür fehlt mir im Moment die Zeit.
Wie gehen Sie mit Rückschlägen um? Ich bin ein gläubiger Mensch und ich denke, es gibt einfach Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Manche Dinge muß man hinnehmen, das kann man nicht ändern, da muß man einfach durch. Augen auf und weitermachen. Und ich würde versuchen, mit der Hilfe von Menschen, die mir nahe stehen, den Rückschlag zu überwinden.
Ihr Lebensmotto?
Man muß warten können, bis die Zeit reif für bestimmte Dinge ist.
Welchen Ratschlag für Erfolg können Sie weitergeben? Wer Erfolg haben will, muß fleißig sein und viel arbeiten. Außerdem gehört ein Quentchen Glück dazu. Man muß immer versuchen, ein bißchen besser zu sein als andere, die das gleiche machen. Das heißt, entweder hat man Talent oder man muß mehr dafür tun. Und man sollte zumindest eine Fremdsprache sprechen. Das ist heute im Geschäftsleben einfach eine Notwendigkeit. In unserem Beruf sind eigentlich französisch oder englisch die wichtigsten Sprachen. Außerdem würde ich jedem raten, am Anfang seiner Karriere in einem großen Konzern tätig zu sein, der auf der ganzen Welt Hotels hat, wo man dann günstig wohnen kann. Das hat mir damals sehr geholfen, denn das erleichtert das Reisen, z.B. zu Weingütern.
Ihr Tip für Erfolg?
Nichts mit Gewalt versuchen durchzusetzen.