Zum Erfolg von Isabella Gabor
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist die Freude, daß es im Theater so gut läuft, wie wir uns das wünschen und dem Publikum unsere Produktionen mit gutem Gewissen präsentieren können. Letztlich bedeutet Erfolg für dieses Unternehmen, mit den zur Verfügung gestellten Geldmitteln auszukommen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich gehe meiner Arbeit mit großer Freude nach, also sehe ich mich als erfolgreich. Zum Erfolg gehört aber auch Glück. Wir organisieren seit 21 Jahren den Belvedere Gesangswettbewerb, bei dem wir uns jährlich in der ganzen Welt rund 3.000 Sängerinnen und Sänger anhören. Wir haben das Glück, dafür von Kapstadt bis New York, von Moskau bis Melbourne - in rund 50 Städten der Welt Säle zur Verfügung gestellt zu bekommen und eine hochkarätige Jury, ebenso wie Beobachter aus der internationalen Theaterszene gewonnen zu haben. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Mein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern, Kreativität in der Gestaltung des Unternehmens und eine gesunde Finanzgebarung. Ich bin auch ungeheuer belastbar, kann 24 Stunden durcharbeiten, mein Beruf ist mein Hobby. An der Seite meines Mannes konnte ich mir ein umfangreiches Wissen über Musik und Opern aneignen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die schwerste Entscheidung mußte ich im Juni 1999 treffen, als ich vor dem Entschluß stand, den Betrieb selbst zu führen. Nach eineinhalb Jahren Abwiegen des Für und Wider entschloß ich mich dann dazu. Ich war neben meinem Mann, dem Gründer des Hauses, immer Zweite und hatte nicht die Ellenbogen, um mich durchzusetzen. Aber es wäre für unser Haus fatal gewesen, hätten wir weiterhin alle zwei Jahre einen Intendanten suchen müssen. Mir war es wichtig, daß das Haus weiterbesteht.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich werde von den Mitarbeitern sehr geschätzt und tatkräftig unterstützt, das ist eine besondere Form der Anerkennung.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche ungelöst? Die zur Zeit geringen Budgets sind für alle Mittel- und Kleinbühnen ein Problem. Es gibt Kürzungen vom Bund, die bis zu 20 Prozent betragen. Daher gibt es in unserer Branche eine größere Arbeitslosenzahl, die mich natürlich bedrückt. Ein weiteres Problem ist, daß zur Zeit die Investitionen von Sponsoren zurückgehen, weil sie nicht abschreibbar sind. Ich habe dieses Problem mit Kultursekretär Morak besprochen, die Bundesregierung zeigt zwar guten Willen, kann aber nach wie vor keine Ergabnisse präsentieren.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Außenstehende sehen nur die Butterseite des Erfolges, die nach außen sichtbaren schönen Seiten wie z.B. Medienberichte und Fernsehinterviews. Ich bin aber auch realistisch genug, um zu wissen, daß wir ein kleines Theater sind und nicht die Staatsoper.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ein Betrieb ist immer nur so gut wie seine Mitarbeiter. Ich habe in jeder Position fabelhafte Mitarbeiter und ein gut funktionierendes Team.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich muß zu ihnen den berühmten guten Draht haben und muß mit ihnen einen sinnvollen Dialog führen können. Ich will nur kreative Menschen um mich haben.Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Man muß die Mitarbeiter anregen, ihnen Ideen geben. Auch die Auswahl der Stücke ist ein gemeinsamer Prozeß der Ideenfindung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Optimale Produktionen, gute Kritiken, treue Sponsoren und mehr finanzielle Mittel, also nur Ziele im Interesse des Hauses.