Zum Erfolg von Helga Dostal
Was ist für Sie Erfolg?
Erfolg hat viele Ebenen, je nachdem, wofür man sich qualifiziert hat, seine Tätigkeit maximal auszufüllen. Erfolg wird oft als das gesehen, was Außenstehende als Erfolg einstufen. In meinem Bereich der Verwaltung und Wissenschaft sehe ich Erfolg darin, intendierte Dinge so umsetzen zu können, daß jene, für die sie gemacht werden, damit auch einverstanden sind. Aufgaben stellen und sie so erfüllen, daß sie auch angenommen werden, worin ich auch einen Qualitätsanspruch sehe. Sehen Sie sich selber als erfolgreich? Nein. Das wird nur von den Menschen so interpretiert, weil ich im Mittelpunkt stehe, eine höhere Position oder Leitungsfunktion innehabe. Ich bin immer neugierig, was noch kommt und sehe nie eine Endgültigkeit in meiner Tätigkeit.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Ja. In meiner Funktion im Ministerium habe ich öfter Konferenzen oder Veranstaltungen in Vertretung des Ministers eröffnet, dadurch kennen mich mehr Menschen als ich selbst kenne, und dies ist für viele schon ein Kriterium zum Erfolg. Für mich gehört das jedoch zu meinen Aufgaben dazu und ist nichts Besonderes. Erfolg baut bei manchen Menschen eine gewisse Barriere auf, aber in meinem Freundes- und Bekanntenkreis ändert das nichts, hier zählt das Menschliche. Wobei haben Sie sich erfolgreich entschieden? Mich nicht für das Geld der Werbebranche sondern für meinen ursprünglichen Bereich zu entscheiden. Hier war eine größere Bandbreite gegeben und die Entscheidung, ins Ministerium zu gehen, wo ich lernte, wie der Staat funktioniert.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Ewiges Lernen. Immer einen Schritt vorausdenkend, mit Überblick und synergetischem Denken vorzugehen. Zuhören zu können, mit Menschen zu sprechen, ihre Ansichten anzuhören, deren Positionen aufzunehmen und so zu verarbeiten, daß die eigene Meinung dadurch bereichert wird. Alles wie ein Schwamm aufzusaugen, aber dabei nie den eigenen Standpunkt zu verlieren. Mit allen Ebenen der Mitarbeiter und der zu Betreuenden in Kontakt zu bleiben, um zu wissen, was vorgeht und die Bodenständigkeit nicht zu verlieren. Ich habe absolutes Vertrauen in die Möglichkeiten der Menschen. Man muß sich nur mit ihnen auseinandersetzen, sie am richtigen Zipfel nehmen und motivieren.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Karriereplanung habe ich nie betrieben, sondern ich hatte eine realistische Orientierung, bei der meine Interessen maßgeblich waren. Sobald Entwicklungsmöglichkeiten nicht mehr gegeben waren, peilte ich Veränderungen an, die meinem Anspruch im gestalterischen Wirken gerecht wurden. Die nächste Herausforderung ist die Vollrechtsfähigkeit 2001, wobei sich der Staat in hohem Maße aus der Verantwortung zieht. Durch die Umwandlung vom Bundesmuseum in eine wissenschaftliche Anstalt bekomme ich, auch bei Personal- und Budgetansätzen mehr Handlungsspielraum, damit aber auch mehr Verantwortung und Haftung. Welche Rolle spielt die Familie? Es beginnt sicher schon im Elternhaus, welche Hilfestellung oder welcher Background einem mitgegeben wird und ob die Eltern keine Zweifel haben, daß das Kind seinen Weg macht. Ich habe intuitiv mitbekommen, daß man das, was man erreichen will, auch erreichen kann, ich habe aber auch gelernt, daß man den Weg letztlich alleine gehen muß. Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Zuerst nach der ausgeschriebenen Qualifikation, dann nach dem Umgang mit anderen, nach dem menschlichen Verhalten, sie müssen in Strukturen, den Apparat, eingebunden werden und müssen entwicklungsfähig sein. Das heißt, ein Maß von etwas mehr als nur der Sollerfüllung müssen sie mitbringen. Wie motivieren Sie die Mitarbeiter? Man muß ihnen Ziele geben, das Gefühl, daß sie ein notwendiger Teil des Ganzen sind und daß ohne sie nichts funktioniert. Sie mitreden lassen und sie ihre Meinung äußern lassen. Man muß von den Mitarbeitern verlangen, daß sie sich einbringen, man muß ihre Neigungen und Begabungen erkennen und zum Blühen bringen. Welche Rolle spielen Niederlagen, und wie gehen Sie damit um? Sie sind ein Denkprozeß, der, bei mir selbst beginnend, zum Analysieren anregt. .
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Aus dem Interesse an sich, stundenweisem Zurückziehen, z.B. mit dem Hund spazieren gehen und dem Wissen, daß es Menschen gibt, auf die ich im Privaten vertrauen kann.
Ihre Ziele?
Dem Hause nicht nur aufgrund der rechtlichen Neuorientierung die entsprechende Positionierung und das Selbstbewußtsein zu geben, sondern auch im Inhaltlichen mit zeitgemäßen Mitteln zu arbeiten (EDV, Internet, etc.). Die Sammlung modern wissenschaftlich aufzuarbeiten und zu publizieren, eine entsprechende Präsenz in der Öffentlichkeit zu schaffen. Diese Institution hat Zukunft und soll auch bleiben. Haben Sie Anerkennung von außen erfahren? Ja, durch Rezensionen. Von Außenstehenden ebenso wie von Ministern und durch Auszeichnungen. Anerkennung ist für mich, daß ich auch heute noch, obwohl ich aus dem Ministerium weg bin, noch Kontakt zu den Leitern der Kunstunis habe und von ihnen eingeladen werde, Statements zu geben.
Ihr Lebensmotto?
Neugier.
Ihr Erfolgsrezept?
Immer den nächsten Schritt zu wagen, an sich selber die meisten Anforderungen zu stellen und sich nie zurückzulehnen. Ihre Vorbilder? Als Kind beeindruckte mich Albert Schweitzer, von dem ich viel las.
Anmerkung zum Erfolg?
Wichtig ist Selbstbewußtsein. Man muß sich seiner, ohne Überheblichkeit, sicher sein und sagen: Das kann ich!. Auch Spaß und Humor dürfen nicht zu kurz kommen, und man darf nicht alles ernst nehmen!