Zum Erfolg von Jürg Rolf Schweri
Was ist für sie Erfolg? Wenn ich eigene Ideen und Vorstellungen umsetzen kann und wenn die geplanten Ergebnisse auch eintreten. Eine zweite Komponente ist, wenn ich im Nachhinein feststelle, mich richtig verhalten zu haben oder, daß ich etwas Positives beitragen konnte.Sehen Sie sich selber als erfolgreich? Ja, aber mit der Einschränkung, daß es auch Situationen gibt, in denen ich denke, daß ich etwas noch besser hätte machen können. Ein Hauch von Selbstzweifel und Selbstkritik ist bei all meiner Erfolgsbejahung immer vorhanden.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Familie, Freunde und Kollegen werden mich sicher als erfolgreich einstufen, meine Auftraggeber und Vorgesetzten weitgehend aber wohl nicht perfekt. Wenn jemand nur noch erfolgreich ist, wird er selbstgefällig. Selbstkritik ist der Motor, um Fortschritt zu suchen.Wobei haben Sie sich erfolgreich entschieden? A.) Die Heirat mit der richtigen Frau. B.) Vom ersten Beruf Drogist die Karriere im Marketing anzustreben, die mich zu meiner internationalen Karriere führte. C.) Mich mit 50 von einem Schweizer Großkonzern zu trennen, um die Herausforderung in einem kleineren Unternehmen anzunehmen. Als ich kündigte, hatte ich noch keine neue Aufgabe, die Tätigkeit in der Konzernzentrale mit vielen Sitzungen ohne viele Entscheidungsfreiheiten und direkte Aufgaben machte mir wenig Spaß. Ich wechselte von einem Verantwortungsbereich der Größenordnung um die 800 Mio. in einen, der gerade 1% davon ausmacht. Für mich ist aber Erfolg der Fortschritt, den man erzielt und nicht die Dimension (z.B. des Unternehmens).
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Als Schachspieler kann ich vorausdenkend analysieren, Strategien entwickeln und taktieren. Ich denke auch bei Alltagsproblemen voraus, schätze Situationen realistisch ein, entwickle realistische Pläne und setze - unter Einbeziehung der Menschen - realistische Schritte. Ich kann auch mit einem vorhandenen Team Leistungen erbringen und erreiche mit ihm gemeinsam die gesteckten Ziele. Durch meine eigenen Leistungen kann ich Lücken zwischen den Mitarbeitern - wie die Zähne eines Kammes - schließen, um den Kunden ein homogenes Ganzes zu bieten. Um zu runden Leistungen zu gelangen, suche ich den Ausgleich.Wie sahen Sie Ihre Aufgabe als Sanierungsmanager? Bei Wander mußte ich die Produktion stillegen, das war natürlich mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden. Trotzdem konnte ich 35 Mitarbeiter in das neu restrukturierte Unternehmen mitnehmen. Die Sanierung sah ich wie ein Chirurg, der dem Patienten den Bauch aufschneiden muß, um den Blinddarm zu entfernen. Das Ziel der Heilung ist wichtiger als der momentane Schmerz. Zuletzt gelang es mir, das Vertrauen aller zu gewinnen und blieb länger als ein reiner Sanierungsmanager, der üblicherweise nach der Stillegung wieder geht.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Eigentlich nicht. Nach meiner Marketingausbildung blieb ich aufgrund ständiger Beförderungen in der Pharmaindustrie hängen.Welche Rolle spielt die Familie? Eine ganz wichtige! Eine gute Partnerschaft ist der Brunnen, aus dem man Kraft tanken kann. Ich habe auch Pläne und Ziele innerhalb der Familie. Beruf und Privatleben trenne ich ganz strikt und lade berufliche Probleme nicht der Familie ab.Welche Rolle spielen die Mitarbeiter? Einen kollegialen Umgang mit den Mitarbeitern zu pflegen, ist die Basis für gute Leistungen. Wenn die Leute das Gefühl haben, daß sie unter der Knute stehen, blockiert man sie, da sie nur noch darauf bedacht sind, keine Fehler zu machen. Man muß ein Klima schaffen, in dem eine gewisse Freiheit zum Risiko herrscht.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Ob sie schon Erfolge vorweisen können - das müssen aber keine konkreten Berufserfolge sein -, positive Ausstrahlung, Integrationsfähigkeit und Entscheidungsfreudigkeit. Sie müssen sich trauen, Entscheidungen zu treffen. Für alles ein Team zusammenzutrommeln, halte ich für eine sinnlose Alibi-Übung. Entscheidungen müssen immer einzelne treffen. Man kann zu Projekten situativ Leute hinzuziehen, aber profilierte Leistungen kann man nicht als Team - in dem alles auf Kompromisse hinausläuft - erbringen.
Kennen Sie Niederlagen?
Ja, wenige! Sie sind ein Grund nachzudenken, und ich nehme sie ernst. Aus Niederlagen muß man lernen und Konsequenzen ziehen. Für mich als beharrliche Person sind sie der Ansporn, das Ziel nochmals mit einer neuen Strategie anzugehen. Dabei erwacht in mir Kämpfertum.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Ohne mir darüber Gedanken zu machen, stelle ich fest, daß ich davon mehr als andere habe. Durch eine harte Jugend habe ich eine gute Grundkonstitution. Ich treibe aber keinen Sport, weil ich den viel zu ernst nehmen und mich dabei verausgaben würde. Ich lasse mir meine Freizeit nicht verplanen, habe abends und am Wochenende keine Termine, sondern nehme mir die Freiheit für spontane Entscheidungen.Wie lauten
Ihre Ziele?
Mein Arbeitsleben in Anstand zu beenden. Im Alter würde ich eventuell gerne eine kleine Pension im Süden führen - eine kleine, aber umfassende Unternehmeraufgabe.Haben Sie Anerkennung von außen erfahren? Ja die, daß man mich in Ruhe ohne Einmischung arbeiten läßt, weil man zufrieden ist. Was ist
Ihr Erfolgsrezept?
Erfolg kann man sich nicht anlesen, und dafür gibt es auch kein Strickmuster. Nur ehrliches Auseinandersetzen mit der Aufgabe, Identifikation mit dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern und Leistungen und harter Einsatz bereiten den Weg zum Erfolg. Der Rest ist Technik und Glück.
Haben Sie Vorbilder?
Keine Managertypen, denn Erfolg entspringt dem eigenen Erfahrungsschatz und Denken. Ich bewundere Menschen, die durch ihr Voraussehen die Welt veränderten und prägten wie Albert Schweitzer im humanitären oder Leonardo Da Vinci im naturwissenschaftlichen Bereich.Haben Sie eine
Anmerkung zum Erfolg?
Ich denke sehr praxisorientiert. Von der Uni in eine Management-Funktion zu gehen, ist für mich nicht denkbar, man muß unbedingt erst die Praxis kennenlernen. Auf meine breite und praktische Ausbildung (Drogist ist sehr universell und beinhaltet Pharma, Chemie, Medizin, Toxikologie, Psychologie, Kosmetik, Homöopathie, Marketing, Werbung,... - und auch ganz unterschiedliche Philosophien) bin ich sehr stolz. Sie war mir in vielen Lebens- und Berufssituationen, beim Abschätzen von Problemen und deren Tragweite eine große Hilfe.