Zum Erfolg von Hans Peer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist ein Mix aus Grundvoraussetzungen, Arbeitseinsatz, Mut zum Risiko und Zufall. Erfolg bedeutet für mich nicht Karriere, sondern ein Vorhaben zum Ziel zu führen. Erfolg kann durchaus unspektakulär sein, wenn er eine Herausforderung darstellt. Nach außen hin große Erfolge müssen keine wahren Erfolge sein.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, obwohl auch bei mir vieles von Zufällen abhängt. Oft ist es nicht erfolgversprechend, den kürzesten Weg zu gehen; man muß Angebote auch ablehnen können. Ich wäre vielleicht sonst schon zehn Jahre früher in den Vorstand berufen worden, falscher Ehrgeiz kann aber auch hemmend sein. Karriere macht man nicht in seinen Hauptaufgaben, sondern in den zusätzlichen Nebentätigkeiten - darin fiel ich auf. Ich ging immer gern solchen Tätigkeiten nach. Das einzige, was ich nicht akzeptieren kann, ist Langeweile. Mich interessieren immer neue Ideen und Projekte. Sich neuen Herausforderungen zu stellen, ist der wichtigste Erfolgsparameter. Aus Routine lernt man nichts.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Schnelle Entscheidungen, ständiges Feedback, das Erkennen der eigenen Grenzen und die ständige Suche nach Verbesserungen. Ich war nie krank und bin sehr belastbar. Ich spüre, was in anderen vorgeht. Letztlich passiert Erfolg über Menschen und nicht über Anweisungen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die wichtigsten Entscheidungen traf ich in Personalfragen. Keiner kann alles alleine machen, die richtigen Leute um sich zu scharen, ist wesentlich. Eine Weichenstellung war es, 1991 die schwierige Aufgabe der Zusammenführung der alten und neuen Bundesländer in Deutschland zu übernehmen. Damals verließ ich den sicheren Versicherungsjob, um eine riskante Position, an der schon vier Vorgänger gescheitert waren, anzunehmen. Die zweite Schlüsselentscheidung war 1998, als ich nach Österreich zurückkam, um den Vorstandsvorsitz von Generali und Interunfall zu übernehmen. Allerdings muß man im Ausland noch um vieles besser sein.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ja, den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Dietrich Karner, weil er jeden extrem selbständig agieren läßt. Er ist ein Vorbild für mich.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Entscheidend ist der eigene Spiegel, zu äußerlichem Glanz habe ich keinerlei Hang.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Nein, eigentlich bin ich ein fauler Mensch und strebte Tätigkeiten an, die mir Spaß machen. Wäre ich nochmals jung, würde ich gern im Ausland arbeiten.Welche Rolle spielt die Familie? Sie bietet Geborgenheit, in die man mit den Wunden des Tages zurückkehren kann.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich glaube, daß man nur dann Erfolg hat, wenn dieser auch von Kollegen mitgetragen wird. Leider habe ich oft zu lange notorischen Nichtskönnern zugesehen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Nach Leistungsstärke und nach Eigenschaften, die sich mit den meinen ergänzen. Ich bevorzuge also Leute, die das gut können, was ich nicht so gut kann.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich kann gut Wärme vermitteln und gehe mitten unter die Leute. Schulterklopfen und freundlich dreinblicken ist aber zu wenig. Mir sind kreative Mitarbeiter, die Fehler machen, lieber als Beamtenmentalitäten.
Kennen Sie Niederlagen?
Wenige. Am stärksten empfinde ich eine Niederlage, wenn jemand eine Aufgabe nicht schafft, die ich ihm zugetraut hatte.Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft? Ich kann gut abschalten, die Arbeit macht mir Spaß und ich gehe gern ins Büro. Macht mir etwas weniger Spaß, bin ich darin auch nicht so gut und delegiere es.Wie lautet
Ihr Erfolgsrezept?
Ich beanspruche für mich möglichst großen Freiraum. Wenn man Kreativität und Selbständigkeit anderer fördert, hilft das auch bei der eigenen Selbständigkeit.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte noch weiterarbeiten, solange es geht, denn ich kann mich aufgabenmäßig immer noch steigern.