Zum Erfolg von Heribert Steinbauer
Was ist für Sie Erfolg? Chancen zur Gestaltung zu bekommen, die für Andere nutzbringend ist. Das Produkt muß anderen Freude machen und ihnen Lebensqualität geben.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Nein. Es gibt viele größere, gescheitere und viel erfolgreichere Menschen als mich. Es gibt Augenblicke, in denen ich beeindruckt bin von wahnsinnig gescheiten Menschen, die mir in Büchern begegnen. Derzeit arbeiten wir an einem Buch über 100 Jahre Österreich - in diesem Zusammenhang begegnen mir viele sehr bedeutende Menschen (Erfinder, Mediziner, Denker, etc.) die in ihrem Bereich - oft trotz größter Schwierigkeiten - wirklich etwas bewegten. Erfolg darf man auch nicht nur an dem messen, was einem in dieser Welt im Alltag widerfährt. In anderen Welten - anderen Zeiten, Ländern und Kulturen - gelten andere Meßlatten.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Das glaube ich als Ex-Politiker nicht: Ex gehört zur Vergangenheit, und Politiker sind schnell vergessen. Ich mußte in meinem Leben mit vielen verschiedenen Menschen arbeiten und konnte mich nicht immer fragen, wie er mich einschätzt, obwohl das in manchen Situationen (z.B. einem persönlichen Wahlkampf) durchaus nötig war.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich lebte immer nach dem Spruch der Bremer Stadtmusikanten: Etwas besseres als den Tod finden wir überall. So ging ich auch immer Risiken ein - hätte ich weniger risikoreich agiert wäre ich vielleicht erfolgreicher gewesen.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ich hatte mehr Glück bzw. Segen als ich verdiene. So hatte ich zum Beispiel keinen Unfall oder ähnliches. Es gibt Handicaps, die man nicht überwinden kann und die einem bescheidener machen. Das Leben bescherte mir auch immer wieder schöne Erlebnisse, ich hatte das Glück viel von der Welt zu sehen und viele spannende Menschen zu treffen. Wesentlich war auch mein gutes Elternhaus, dem ich meine Einstellung zu Eckwerten wie Gesundheit, Ehrlichkeit, Anständigkeit verdanke. Und letztlich begegneten mir auch Menschen, die freundlich mit mir umgingen.Was denken Sie, ist für Erfolg hinderlich? Übervorsichtigkeit bzw. Ängstlichkeit - es passiert einem ständig etwas und man kann sich zu Tode fürchten. Auch wenn man nicht neugierig ist, Zäune um sich errichtet, sich einkastelt und eine Bunkermentalität entwickelt ist das hinderlich. Ein weiterer Negativpunkt ist nicht an die Weiterentwicklung zu glauben, weil man von fixen Annahmen ausgeht - dann kann man mit anderen nicht mehr reden.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Es gibt keinen Fisch, der ohne Wasser leben kann, und ohne andere Menschen gibt es üblicherweise auch kein Gestalten. Einsame Genies sind ohne Umwelt nicht denkbar - jeder saugt in der Begegnung mit anderen etwas auf.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Im Team muß jeder mit jedem können. Ich mußte aber lange mit vorgegebenen Gruppierungen arbeiten - ich konnte mir nicht aussuchen, wer Landeshauptmann werden wird - und so lernte ich auch auf die Interessen anderer Rücksicht zu nehmen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Schlecht. Man muß verstehen, an die Wurzeln von Krisen zu gehen und versuchen zu helfen, wobei es auf die jeweilige Situation ankommt. Der Vorteil des Alters ist die Lebenserfahrung - die lösbaren von den nicht lösbaren Krisen unterscheiden zu können.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Diese Frage ist interessant. Es gibt Niederlagen, die stehenbleiben und nicht mehr aufholbar sind: zum Beispiel man wird nicht gewählt und damit Basta. Andere Niederlagen kann man später ausgleichen - oft ohne daß man es erwartet. So eine Situation war, als ich das erste Mal ins Parlament kam: am Wahlabend war ich nach dem Mandatsstand nicht im Parlament und erst am folgenden Mittwoch wurde aus einem FPÖ- doch noch ein ÖVP Mandat und ich war im Parlament.
Ihre Ziele?
Vielleicht ist die Begründung meines Mißerfolges, daß ich kein bestimmtes Ziel monomanisch verfolge. Wenn mich etwas anderes brennend interessiert, bin ich leicht aus dem Konzept zu bringen. Ich kenne aber Menschen, die das was sie sich in den Kopf setzen konsequent verfolgen, wie zum Beispiel Gert Bacher bei der Rundfunkreform. Haben Sie Anerkennung von außen erfahren? Man war immer wieder nett zu mir.Wie lautet
Ihr Lebensmotto?
Das Leben läßt sich auf kein Motto reduzieren.
Haben Sie Vorbilder?
Die Geschichte hält eine unendliche Zahl von interessanten Persönlichkeiten und Lebenswerken bereit.Haben Sie eine
Anmerkung zum Erfolg?
Auch eine Kette von Mißerfolgen kann zum Erfolg führen (z.B. mißlungene Experimente).