Zum Erfolg von Sandro Tucci
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist etwas sehr Relatives - er ist von Zielen und Ambitionen abhängig. Ich denke nicht, daß eine universelle Definition des Begriffes Erfolg möglich ist. Es kommt darauf an, aus welchem Umfeld heraus jemand etwas schafft. Jemand, der aus dem Nichts etwas Kleines aufbaut, ist zumindest ebenso erfolgreich wie jemand, der - mit Privilegien gesegnet - etwas Großes schafft. Erfolg kann zu einem gefährlichen Faktor werden, wenn er einem zu früh oder zu einfach zufällt - dann kann er zum Realitätsverlust führen. Erfolg hat weder mit Geld noch mit Berühmtheit zu tun. Auch Hermann Maier mußte hart an sich arbeiten, um schnell und erfolgreich zu sein. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat noch nie ein Telefongespräch geführt. Ich besitze vier Telefone: wenn ich sie als selbstverständlich erachte, verzerrt das aber die Realität. Das Maß des Erfolges ist für mich, wie hart man ihn erarbeiten mußte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Daß ich bereit bin hart zu arbeiten und keine Angst habe. Als Kind - im Krieg geboren - war ich sehr furchtsam, ich lernte aber mit der Angst umzugehen und sie in vielen gefährlichen Situationen zu überwinden. Heute fürchte ich keinen Wechsel, sondern suche die Herausforderung und das Neue. Ich wechsle von einem Ort zum anderen und arbeite mit unterschiedlichen Menschen zusammen. Der Hintergrund meines Erfolges liegt sicher auch in meinem Fachwissen, meinen Sprachkenntnissen und meiner Internationalität begründet. Für diese Position wurde ich aufgrund meiner Medienkenntnisse und Pressekontakte ausgewählt. Ich habe das Privileg, seit zehn Jahren mit einer extrem starken, mich unterstützenden und tüchtigen Frau verheiratet zu sein, die mir ein wunderbarer Kamerad ist und mir hilft, Schwierigkeiten zu überwinden. Wichtig war auch, daß mir von meinem Elternhaus eine sehr solide Ausbildung ermöglicht wurde. Daß ich im Krieg geboren wurde und sah, wie schlecht es einem gehen kann, machte mich stark und trug auch zu meiner Entwicklung bei. Diese Tatsache half mir, zu erkennen, daß das Leben nicht übel ist, sondern daß es weitaus schlechter kommen kann, auch wenn man sich natürlich immer über Dinge wie das Wetter oder hohe Lebenserhaltungskosten beschwert. Aber diese Menschen haben nie erlebt, wie schwer man es als Flüchtling oder im Bombenhagel des Krieges hat - Erfolg ist eben sehr relativ.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich denke, das Leben war gut zu mir. Ich tat mein Bestes, um die Möglichkeiten, die mir das Leben bot, zu nutzen und mich optimal weiterzuentwickeln. Verglichen mit einem thailändischen Flüchtling bin ich sicher erfolgreich, verglichen mit Bill Gates vielleicht nicht - es ist eben ein relativer Begriff. Mag sein, daß ich mehr schaffen hätte können, ich bin aber mit dem Erreichten zufrieden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Den einfachen Menschen, der - trotz aller Probleme und Fehler - hart daran arbeitet, sich zum Besseren zu entwickeln und auf ehrliche Art etwas zu schaffen. Dabei ist es egal, ob sein Ziel ist, einen Pizzastand oder ein Schloß am Mond zu eröffnen. Die Betonung liegt auf ehrlich: die Versuchung, unehrlich zu sein und andere auszubeuten ist heute sehr groß, und es ist nicht leicht, integer zu bleiben. In unserer 2000-jährigen Geschichte ist es heute - durch das System bedingt - viel leichter geworden, andere zu mißbrauchen. Jeder, der auf einem schwierigen Lebensweg zu seinem angestrebten Ziel unterwegs ist und dabei seine moralische Integrität behält, dient mir als Vorbild.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Allein die Tatsache, daß Sie mich zu diesem Thema befragen, ist Anerkennung. Ebenso betrachte ich die Rückmeldungen - die nicht zwangsläufig nur positiv sein müssen - von Kollegen und Vorgesetzten als Anerkennung, weil sie mir beweisen, daß meine Arbeit respektiert wird. Auch in meinem beruflichen Umfeld bin ich weitgehend bekannt und anerkannt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Das kann ich schwer beurteilen: Generell denke ich, daß mich mein Umfeld respektiert, weil ich meinen Job mit Professionalität, Ehrlichkeit und Hingabe erledige.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Von meinen Kollegen und besonders von Direktor Arlacchi bekomme ich viel Inspiration. Umgeben von einem hart arbeitenden, kompetenten Team versuche ich diesen Input umzusetzen und in Form von Öffentlichkeitsarbeit nach außen weiterzugeben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Hart arbeiten und nie etwas als unmöglich abtun! Nichts ist unmöglich, es kommt nur darauf an, wie sehr man es will. Und niemals anderen schaden!
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich will auf ein Leben zurückblicken können, in dem ich keine Möglichkeit des Lernens und einer Verbesserung an mir oder meiner Umwelt ungenützt ließ. Am Ende meines Lebens will ich mir sagen können, daß ich unter den gegebenen Umständen immer das Bestmögliche getan habe.