Zum Erfolg von Regina Grubich-Müller
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlichen Erfolg zu haben, bedeutet für mich, daß ich mir ein Ziel setze und dieses Ziel auch erreiche.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das Erreichen meiner Ziele bedingt ziemlich viel Beharrlichkeit, Selbsteinschätzungsvermögen und erfordert auch viel Zeit.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Durch die Tatsache, daß im Volksschulbereich mehr Frauen als Männer arbeiten, ist der Konkurrenzkampf nicht so stark wie in anderen Berufen. Aber man kann beobachten, daß Männer, die irgend eine leitende Positionen bekommen wollen, es leichter haben als wir Frauen. Ich habe jedoch diesen Konkurrenzkampf in meiner persönlichen Laufbahn noch nie als Nachteil empfunden.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Nein, ich wüßte niemanden, der mich besonders geprägt hätte. Ich wollte eigentlich nicht Volksschullehrerin werden. Meine beruflichen Vorstellungen im Gymnasium gingen eher in Richtung Kunst. Ich war sehr interessiert an Malen, Zeichnen und bildnerischem Gestalten und stellte mir vor, die Hochschule für angewandte Kunst zu besuchen, mit dem Ziel Grafikerin zu werden. Das war jedoch ein unbestimmtes Ziel, und daß es mir nicht gelungen ist, hatte private Gründe. So wurde ich Volksschullehrerin.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erhielt vom Stadtschulrat für die Mitarbeit in diversen Schulentwicklungsgruppen Anerkennungsdekrete.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Im allgemeinen Betrieb der gesamten Schule gibt es das Problem, daß derzeit immer weniger finanzielle und zeitliche Ressourcen für die Bestellung neuer Lehrer vorhanden sind. Man erkannte zum Beispiel durch die Pisastudie und andere Studien in Europa, wie wichtig und wertvoll die community education ist; wie wertvoll es ist, wenn Kinder nicht nur Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern auch das Lernen erlernen. Dazu bedarf es aber kleinerer Schülergruppen, die eine intensivere Betreuung auch von Seiten der Lehrerinnen und Lehrer erhalten. Durch die sinkenden Stundenressourcen wird das aber zunehmend unmöglich gemacht. Die politische Tendenz geht dahin, daß Kinder nur nach Leistung gemessen werden, und das ist etwas, das ich nicht vertreten kann, weil für mich Leistung eine Qualität ist. Die Lösung wäre eine zunehmende Professionalisierung des Lehrerstandes.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Ich glaube, meine Mitarbeiter sehen mich als offen, direkt, zielstrebig und schätzen mein Engagement. Ich verfolge einen kooperativen Führungsstil. Ich denke mir, es muß jemanden geben, der die Entscheidungen trifft. Meine Entscheidungen basieren aber auf einer für alle einsichtigen und transparent gemachten Lösung.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Lehrer am besten, wenn sie ihr Selbstwertgefühl erhöht sehen. Wenn Lehrer wissen, daß sie bei mir Anerkennung finden, daß Eltern ihre Kinder gerne an diesem Standort einschreiben lassen, weil die Schule einen guten Ruf durch ihre Leistung hat, dann denke ich, ist das auch eine große Motivation.Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Durch die Problematik der sinkenden Schülerzahlen und Ressourcen könnte der Konkurrenzkampf härter werden. Das würde aber bedeuten, daß ich meine Kollegen überfordern müßte, um besser dazustehen als beispielsweise die Nachbarschule. Ich halte es für besser, wenn in eben in Bildungsregionen darauf geschaut wird, daß ein gutes, breit gefächertes Angebot vorhanden ist, das die Eltern auch annehmen können. Ich meine damit eine Schule als Kommunikationszentrum, als Lebensraum und als ständige Begleitmöglichkeit für die Eltern von der Geburt ihres Kindes über den Kindergarten und ich verstehe Schule nicht bloß als Leistungsinstitut.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Fortbildung ist für mich ein ganz wichtiger Punkt, denn man darf nicht in seiner persönlichen geistigen Entwicklung stehen bleiben. Schule verändert sich, ist lebendig und das erfordert auch permanente weiterbildende Maßnahmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Da meine Tochter mit 16 schon alt genug ist, geht es leichter. Früher war es schwieriger, aber ich hatte einen sehr verständnisvollen Partner, der auch Volksschullehrer ist und daher meine berufliche Situation kennt. Mit seiner Hilfe und Unterstützung lassen sich Beruf und Privatleben einigermaßen harmonisch vereinbaren.Glauben Sie, daß der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Schulen in Zukunft stärker wird?
Ihr Lebensmotto?
Und jetzt erst recht!