Zum Erfolg von Hugo Reinprecht-Wallsee
Was ist für Sie Erfolg?
Erfolg ist dann gegeben, wenn man alle Möglichkeiten erkennt und ausschöpft um den Betrieb so zu präsentieren, daß er immer wieder gern besucht wird. Dazu ist es auch nötig, daß man Investitionen rechtzeitig, nicht erst in letzter Minute tätigt. Meine Investitionen haben sich auch immer gerechnet. Erfolg bedeutet für mich, daß man Probleme lösen kann. Wer mit Problemen umgehen kann ist auch erfolgreich.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Als Lokalmatador sehe ich mich durchaus als erfolgreich. Der Erfolg ist auch durchaus sichtbar, weil meine Betriebe gut besucht sind.Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen - als erfolgreich? Ich denke schon. Das zeigt sich daran, daß jemand, der bei mir eine gewisse Zeit gearbeitet hat jederzeit wieder in anderen Betrieben gut unterkommt und eine gewisse Reputation hat.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Bei Entscheidungen ist man immer allein, ich treffe aber lieber eine rasche Entscheidung als gar keine. Jeder Nachteil hat auch immer genausoviele Vorteile, man muß sie nur erkennen. Die Vergrößerung des Betriebes und den zweiten Betrieb zu eröffnen waren sicher wichtige Entscheidungen. Dazu gehört auch unternehmerisches Denken, Risikobereitschaft und Wille. Wenn ich merke, daß das Lokal gemütlich und behaglich ist und ich den Menschen einen angenehmen Abend bereiten kann und sie sich wohlfühlen, ist das auch für mich immer wieder ein Erfolgserlebnis. Ich habe dazu auch ein gewisses Einrichtungstalent und sammle alles mögliche rund um den Weinbau. Meine Sammlungen sind auch in den Lokalen ausgestellt und öffentlich zugänglich. Diese Authentizität spüren die Gäste ebenso wie die Herzlichkeit und Freundlichkeit des Personals. Es sind die vielen kleinen Erfolge, die den Erfolg ausmachen, ebenso wie sich eine Katastrophe nicht aus einer einzigen Niederlage ergibt.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Ursprünglich war mein Streben auf die Winzerei fokusiert, ich wollte in Grinzing etwas aufbauen und ortsbestimmend wirken. Viele haben es mir dann nachgemacht und ich bin darüber froh. Ich freue mich über jeden neuen Betrieb der Geld, Geschmack und Qualität investierte, da sich daraus eine gewisse Anziehungskraft auf Gäste ergibt. Diese Sogwirkung ist sehr wichtig, daher kenne ich kein Konkurrenzdenken.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Meine Kontinuität und das Dabeisein, sowohl wenn es darum geht bei Neuerungen dabei zu sein als auch durch die persönliche Präsenz in den Betrieben. Die Anwesenheit im Betrieb, nicht nur als reine Grüß Gott-Maschine, ist enorm wichtig und ich versuche so oft es geht anwesend zu sein. Wenn der Patron selbst da ist, merkt man, daß auf Qualität geachtet wird und ich kann mit Stolz sagen, daß es kaum Reklamationen gibt. Viel schwieriger als ein neues Lokal zu eröffnen ist es, einen Betrieb zu stabilisieren, dazu gehört die richtige Auswahl der führenden Mitarbeiter.Welche Rolle spielt die Familie? Meine Frau denkt und arbeitet mit, so geht alles leichter.Welche Rolle spielen die Mitarbeiter? Ich habe meist langjährige Mitarbeiter und rekrutiere meine Führungskräfte aus den eigenen Reihen. Junges Personal nachzuzüchten ist nicht so leicht. Heute ist mein Betrieb auch technisch am neuesten Stand.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Auftreten und Vorbildung sind die ersten wichtigen Kriterien und danach agiere ich nach dem Motto nachdenken- mitarbeiten-mitverdienen. Mein Personal wird auch intern ständig weiter geschult.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Rein intuitiv, damit hatte ich eigentlich nie Probleme.Was bedeutet für Sie eine Niederlage? Natürlich geht auch einmal etwas schief, so versuchte ich z.B. einmal im Weinbottich den vorderen Teil als Bierbeisl zu führen, das entwickelte sich zu einem Nachtlokal und obwohl es nicht schlecht ging schloß ich es wieder, denn man kann ja nicht alles machen. Privat habe ich eine nicht vorhersehbare Niederlage erlebt. Meine beiden Söhne waren ohne mein Zutun immer Musterschüler und studierten. Heute haben sie beide gute Jobs und wollen die Betriebe nicht übernehmen, so rede ich den Betrieb jetzt meinem 14-jährigen Enkel ein.
Woraus schöpfen Sie Ihre Kraft?
Meine Großmutter, die 96 Jahre alt wurde, scheint mir die Energie vererbt zu haben.
Ihre Ziele?
Mit 69 Jahren habe ich eigentlich alle geschäftlichen Ziele erreicht, jetzt will ich gesund bleiben.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Immer, da ich fleißig und pünktlich bin. Pünktlichkeit erachte ich als sehr wichtig.
Ihr Lebensmotto?
Handschlagqualität, Glaubwürdigkeit und Kontinuität.
Haben Sie Vorbilder?
Ja, meine Großmutter und Lenz Moser, der durch den Hochbau den gesamteuropäischen Weinbau gerettet hat. Obwohl ich ein sehr barocker Mensch bin, der die Tradition unterstützt und alte Werte erhalten will, verschließe ich mich nicht dem Modernen. Über den Tellerrand hinauszusehen halte ich für sehr wesentlich.