Zum Erfolg von Eberhard Pirich
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat zwei Komponenten: Zunächst den finanziellen Erfolg, das bedeutet, Profit zu erwirtschaften. Dieser ist vom eigenen Anspruchsniveau abhängig. Auf der psychologischen Ebene hängt Erfolg von Motivation, Zufriedenheit und psychologischem Wohlbefinden ab. Die psychologische Seite des Erfolges manifestiert sich in Ausgeglichenheit und Selbstsicherheit. Zudem muß Erfolg auch aus der Sicht anderer als solcher beurteilt werden.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, das wichtigste am Erfolg ist das unmittelbare Umfeld. Ich bin seit über 40 Jahren verheiratet und habe ein schönes Familienleben. Von einschneidenden negativen Ereignissen bin ich bisher verschont geblieben. Ich bin anerkannt und habe meinen Beruf lange Zeit erfolgreich ausgeübt. Meine Laufbahn war erfolgreich, und ich bin, ohne besonders vermögend zu sein, auch finanziell nicht schlecht gestellt.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als sehr erfolgreich. Ich habe ein fröhliches Naturell und werde als kommunikativ und humorvoll angesehen. Aus der Einschätzung der Menschen heraus behandle ich auch alle gleich. Ich denke, daß diese Eigenschaft meine Stärke ist, die auch von anderen als solche gesehen wird. Wenn man gut kommunizieren kann, kann man Menschen auch gut führen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Nicht nur die eigenen Eigenschaften sind wichtig, sondern auch die entsprechende Konstellation, und ebenso ein Promotor: Eine Einzelperson mit ihrem Verhalten, ihrer Ausbildung und ihrem Tun alleine kann kaum erfolgreich sein - die Interaktion mit dem Umfeld ist ein wesentlicher Aspekt. Der zurückgelegte Karriereweg muß schon Signalpunkte aufweisen, wo man sich bewährt hat und so gezeigt hat, daß man (willkürlich, intellektuell und emotionell) bei seinen Entscheidungen auf der positiven Seite steht. Der Zufall, das heißt die Konstellation, spielt sicher eine Rolle, ist aber nicht allein ausschlaggebend.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Anläßlich der Fusion 1997 schied ich aufgrund meines Alters als Geschäftsführer aus. Da ich nicht wußte, warum eigentlich, machte mich das unsicher, und ich hatte mit mir zu kämpfen. Ich brauchte eineinhalb Jahre, um mich zu überwinden. In Pension geschickt zu werden machte mich trotz meiner fröhlichen Lebensart depressiv. Doch je früher man das durchmacht, umso besser ist es. Anschließend machte ich mich selbständig, und jetzt gefällt mir die berufliche Selbständigkeit sehr gut. Mir hat auch sehr geholfen, meine Kammerfunktion beizubehalten, da ich dadurch in der Öffentlichkeit verankert blieb. In unserer Gesellschaft muß man immer eine Funktion ausüben, um anerkannt und positioniert zu sein. In Pension zu sein bedeutet, ausgeschieden und nicht mehr positioniert zu sein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Nach Abschluß des Medizinstudiums war ich einige Zeit an der Klinik tätig. Diesen Posten verließ ich, um in die Pharmaindustrie zu gehen, ohne von dem Beruf eine Vorstellung zu haben. Mir widerstrebten die verkrusteten Strukturen und die Hierarchie in einem Krankenhaus, auch die Arbeit am Krankenbett war nicht ganz meine Linie. Ich wollte bewußt keine Abhängigkeit. Deshalb wählte ich auch ganz gezielt ein Schweizer Unternehmen (welches freies Unternehmertum befürwortet), da in Österreich die Abhängigkeit der Wirtschaft von der Politik sehr groß ist - was mich stört. Was Marktforschung im pharmazeutischen Bereich bedeutet, wußte ich nicht, ich war aber gut ausgebildet und bekam auch innerhalb des Unternehmens zusätzlich fünf Jahre lang großartige Schulungen (in Fontainebleau, Schweiz, Österreich und England). Dafür bin ich dem Unternehmen noch heute dankbar. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Geprägt wurde ich von meinem Promotor, dem früheren Generaldirektor der Biochemie in Zürich, Konrad Knöpfel. Er war ein Kunstmäzen, begegnete allen Mitarbeitern mit Wertschätzung, und da er in vielen Unternehmen gearbeitet hatte, hatte er auch viel erlebt. In meiner Familie waren alle Patriarchen mit sozialer Verantwortung. Mein Großvater baute schon 1938 eine Abwasserreinigungsanlage. Probleme wurden praktisch und unbürokratisch gelöst, und das bekam ich am Familientisch mit, ohne es eigens lernen zu müssen. Die Erfahrung, die man in der Jugend mitbekommt, ist stark milieubedingt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfuhr sowohl private als auch öffentliche Anerkennung - indirekt einfach dadurch, daß man rekommandiert wird. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Neben der fachlichen Qualifikation und der Praxis sind mir auch Kommunikationsfähigkeit und das Milieu, dem jemand entstammt, wichtig.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich gehe auf jeden zu und versuche, einen Zugang zu ihm zu finden, dann kann ich ihn auch von meinen Ideen begeistern. Ich ging als Geschäftsführer immer wieder durch die Abteilungen und erkundigte mich, wie es den Leuten geht, ohne daß ein konkreter Anlaß vorlag. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Seit über 70 Jahren zählt die deutsche Bionorica AG - The Phytoneering Company zu den führenden Herstellern pflanzlicher Arzneimittel. Heute ist das Unternehmen sowohl nach der Anzahl ärztlicher Verordnungen als auch nach verkauften Packungseinheiten Marktführer in Deutschland. Bionorica ist im Bereich der Pflanzenmedizin tätig und stellt Wirkstoffe aus Naturstoffen nach dem neuen innovativen Prinzip Phytoneering her. Phytoneering ist ein wissenschaftlich fundierter Anbau der Pflanzen, um damit eine optimale Zusammensetzung der Inhaltsstoffe in der Pflanze zu erforschen. Nur hochwertige Ausgangsprodukte werden verwendet, um sicherzustellen, daß die Arzneipflanze ihre volle Wirkung entfalten kann und die Qualität der Produkte von Charge zu Charge gleich bleibt. Da wild gesammelte Pflanzen dies nicht gewährleisten würden, und auch aus Verantwortung gegenüber der Natur und den Patienten, wird dieser Einsatz bei der Produktion von modernen rationalen Phytopharmaka ausgeschlossen. Die Herstellung bei Bionorica erfolgt im Einklang mit der Natur und durch strikte Beachtung von Umweltaspekten. Das wichtigste Forschungs- und Entwicklungsziel der Bionorica research GmbH ist es, Registrierung und Marktzugang für innovative pflanzliche Arzneimittel und Arzneimittel auf Basis von Naturstoffen in kürzestmöglicher Zeit zu erreichen. Ein zweiter Schwerpunkt liegt in der Entwicklung von neuen innovativen Darreichungsformen, die mit modernsten Verfahrenstechniken, aber auch umweltverträglichen Hilfsstoffen hergestellt werden sollen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich bin ein im Grunde zufriedener Mensch. Als Patron der Familie, der im alten Stil handelt, schöpfe ich viel Kraft aus der Familie und der Entwicklung meiner Kinder, die auch erfolgreich sind. Die Harmonie in der Familie als auch im Beruf ist mir sehr wichtig. Meine vielfältigen Interessen lassen sich mit einem guten Zeitmanagement vereinbaren. Da ich Firma und Wohnung seit einigen Jahren im gleichen Haus untergebracht habe, ergab sich daraus eine enorme administrative Vereinfachung.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele entwickeln sich und wachsen. Ich bin konservativer Anhänger der Großfamilie. Da meine beiden Söhne auch erfolgreich sind, konzentrieren sich meine Ziele jetzt in Richtung meiner vier Enkel.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.