Zum Erfolg von Heinrich Freyler
Was verstehen Sie unter Erfolg? Ein gesetztes Ziel zu erreichen. In dem Moment als ich mich habilitierte, wollte ich auch Klinikchef werden und bewarb mich an verschiedenen Kliniken um diesen Posten. Letztlich erreichte ich dieses Ziel ziemlich rasch und war mit 42 Jahren der jüngste Ordinarius am AKH.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich bin aber nicht übermäßig stolz darauf, da ich mit mehr Energie noch mehr erreichen hätte können. Ich strebte an, mit Forschung international anerkannt zu werden und das ist mir gelungen.Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen - als erfolgreich? Von meiner Familie werde ich als besonders erfolgreich gesehen. Ich stamme aus einer Ärztefamilie und keiner schlug diese universitäre Laufbahn ein und kam auf die höchste Sprosse der Karriereleiter. Von meinen Mitarbeitern werde ich als nicht diktatorischer, angenehmer Klinikchef gesehen, der die Leitung auf Konsensbasis versucht, die Mitarbeiter fördert und zur wissenschaftlichen Arbeit motiviert. Da ich selbst aus Zeitgründen nicht mehr zur Forschung komme, fördere ich sie bei anderen.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Es ist nicht an einer einzigen Entscheidung gehangen, am ehesten war es wohl zwischen Klinik und väterlicher Praxis zu entscheiden. Die wissenschaftliche Arbeit an der Klinik interessierte mich letztlich mehr. Da ich meine Lebensaufgabe in der Forschung sehe, wäre ich in der Ordination wahrscheinlich unglücklich geworden. Mir wurde auch ein Lehrstuhl in Berlin angeboten, den nicht anzunehmen war ebenfalls eine wichtige Entscheidung.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Ja, das war bereits seit meiner Kindheit selbstverständlich.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Beharrlichkeit bei der Zielerreichung und daß ich mich von Rückschlägen nie entmutigen ließ. Ich handle nach der Maxime das Wichtigste im Auge zu behalten. In den Ländern der westlichen Welt ist die Netzhauterkrankung durch Diabetes die häufigste Erblindungsursache. Dieses Gebiet interessierte mich und ich konnte dazu einige wertvolle Beiträge leisten. Zusätzlich kann ich auch mit Menschen gut umgehen, Arbeitsgruppen aufbauen und sie motivieren.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Um Klinikvorstand zu werden muß man im richtigen Alter am richtigen Platz sein und die entsprechenden Qualifikationen haben. Ich kannte auch keine Freizeit, war auch am Wochenende nicht mit der Familie im Bad, sondern in der Klinik und ließ mich auch von angenehmen Dingen nicht ablenken. Dazu muß man von seinem eigenen Konzept überzeugt sein. Das ist eine wichtige Voraussetzung für Erfolg.Welche Rolle spielt die Familie? Von meiner Frau hatte ich immer vollste Unterstützung, sie schrieb meine Arbeiten auf der Maschine und machte mir nie Vorwürfe. Jahrelang vertrat ich während meiner Urlaube einen Augenarzt in der Schweiz, während meine Familie im Urlaub war.Welche Rolle spielen Mitarbeiter? Meine Mitarbeiter konnte ich immer zu Freunden machen und wir profitieren gegenseitig voneinander. Die Gruppe um mich war immer auch ein Garant um wissenschaftlich tätig sein zu können.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Verläßlichkeit, Teamfähigkeit und Vertrauen in seinen Charakter. Ich schätze offene Menschen, die mir alles ins Gesicht sagen, auch wenn es unangenehm ist. Mitarbeiter mit Führungsqualitäten konnte ich immer in hohe Positionen bringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Manche, die selbständig arbeiten, haben hohe Eigenmotivation, und bei jenen, die Hilfe benötigen finde ich einen Weg ihnen beim Weiterkommen zu helfen.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Ich lasse mich nie entmutigen, auch wenn eine Arbeit nicht mit einem Preis ausgezeichnet wird, regt mich das nicht auf. Eine Zeitschrift für Augenheilkunde, die nicht mehr so gut ging betrachtete ich als eine Niederlage, so trat ich als Managing Editor zurück und ließ eine jüngere Gruppe weiterarbeiten. Vielleicht ist das auch gut gewesen und positiv, daß eine neue Generation mit neuen Ideen diese Zeitschrift modern neugestaltet. Wenn ich mich in einem Menschen täusche, ist das eine persönliche Niederlage und ich betrachte es als persönliches Versagen, wenn ich eine Situation nicht richtig eingeschätzt habe.Woraus schöpfen Sie Kraft? Meinen Lebenswandel führe ich unter gesunden Aspekten (früh zu Bett, früh aufstehen) und eine wichtige Kraftquelle ist für mich Musik.
Ihre Ziele?
Ich werde 60 und habe keine großen beruflichen Ziele. Jetzt will ich mich mehr der Musik widmen und schriftstellerisch tätig sein.Bekommen Sie ausreichend Anerkennung? Eines der schönsten Dinge ist die Anerkennung der Patienten, wenn sich ihre Sehleistung verbessert hat. Auch für meine wissenschaftliche Arbeit bekomme ich anerkennenden Response.
Ihr Lebensmotto?
Ich schiebe nie etwas auf die lange Bank und erledige alles rasch und gründlich, das spornt mich an.
Haben Sie Vorbilder?
In meinem Beruf sind aus fachlicher Sicht z.B. die Klinikchefs aus Mainz und Zürich (Prof. Nover und Prof. Witmer), zu denen ich auch ein persönliches freundschaftliches Verhältnis hatte, Vorbilder gewesen.Ihr Ratschlag für Erfolg? Man muß von einer Idee besessen sein und an ihr intensiv arbeiten. Dazu muß man im Leben auch auf vieles verzichten können.