Zum Erfolg von Farhad Bonyadi
Was verstehen Sie unter Erfolg? Innere Zufriedenheit (mit sich, seiner Umgebung und seinen Mitmenschen) zu haben.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Prinzipiell ja. Auf einer Zeitachse definiert, ist man einmal mehr und einmal weniger erfolgreich.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Sowohl Familie als auch Freunde und Geschäftspartner sehen mich sicher als erfolgreich. Ich persönlich denke, daß ich aufgrund meiner Lebenssituation hier nicht erfolgreicher sein könnte. Im Vergleich mit Kollegen in größeren Märkten bin ich weniger erfolgreich, dafür habe ich in Wien eine bessere Lebensqualität als z.B. Kollegen in London oder Frankfurt.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich begann ursprünglich ein Medizinstudium und wechselte 1972 nach zwei Jahren in den Wirtschaftsbereich, da ich erkannte, daß mein Talent im analytischen Denken liegt, mit dem Medizin wenig zu tun hat.Haben Sie diese Tätigkeiten angestrebt? Ja, sowohl die High-Tech Branche als auch eine Führungsposition. Auch das war eine Entscheidungsgrundlage um in die Wirtschaft zu wechseln.
Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend?
Eine Mischung aus analytischem Denken, Intelligenz, Fachkompetenz und einer sozialer Komponente (Sozialintelligenz) unter Berücksichtigung aller Aspekte der Menschenführung und Umgang mit Menschen. Der Unterschied zwischen einem Manager und einem Führer ist der, daß letzterer Menschen motivieren, beeinflussen und auf ein gemeinsames Ziel hin mobilisieren kann. Dazu sind Fachkenntnisse gegenüber sozialen, psychologischen Fähigkeiten sekundär.Was ist für Erfolg hinderlich? Eitelkeit und Angst vor Risken. Man darf nicht konservativ und zurückhaltend sein, sondern muß kalkulierte Risken eingehen (blamiere dich täglich). Wegen der höheren Risikobereitschaft sind Amerikaner auch erfolgreicher als die Europäer.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Sowohl das private als auch das berufliche Umfeld ist wichtig, und deshalb forme ich es auch.Welche Rolle spielen Mitarbeiter? Ich bin keine hire and fire-Führungskraft, sondern forme meine Mitarbeiter durch ständiges Coaching. Ich gebe ein Ziel vor, stelle die Wege, die dorthin führen klar, sehe zu, daß sie effizient und effektiv sind, unterstütze und motiviere sie. Wenn ich aber sehe, daß die Voraussetzungen (Einstellung und Mentalität) nicht gegeben sind, reagiere ich sofort und dynamisch in meinen Entscheidungen.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Eher nach fachspezifischen Merkmalen (Erfahrung, Wissen, analytischem Denken, Organisation und Fähigkeit Probleme zu lösen), aber auch nach sozialen und menschlichen Komponenten, wie Motivation, Einstellung zur Arbeit und zum Unternehmen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Der Mensch hat generell das Gute in sich und kann leicht motiviert werden etwas zu erreichen. Die Aufgabe einer Führungskraft ist es herauszufinden, wie eine Gruppe motiviert werden kann um die Ziele zu erreichen. Dazu muß man eine Vision definieren, das Ziel klar darstellen und gemeinsam mit den Mitarbeitern den Weg dorthin erarbeiten, dabei geht es vor allem um die Gemeinsamkeit.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Ich hatte einige Niederlagen, aus denen ich gelernt habe. Ein Mißerfolg ist, wenn man eine Vorstellung (in Form von definierten Visionen und Zielen) hat und man sich in dieser Vorstellung täuscht. Wenn das Vorgestellte nicht eintrifft ist man enttäuscht. Ein Mißerfolg ist es vor allem dann, wenn man Ziele in die man viel Bemühen, Zeit und Geld investierte nicht erreicht.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Nach der Phase der Frustration, auf dem Tiefpunkt baut man sich wieder für die Zukunft auf, motiviert sich selbst oder wird wieder motiviert.
Woraus schöpfen Sie Kraft?
Wie man aus der Tatsache, daß ich zwölf Jahre Religion studierte und darin maturierte, erkennen kann, glaube ich an Gott, bzw. eine überirdische Kraft (wie immer sie auch heißen möge - Jesus, Allah, Buddha, Manitou, etc.). Das ist eine positive Energiequelle aus der ich Kraft schöpfe.
Ihre Ziele?
Die kurz-und langfristigen Ziele sind klar definiert, heuer wollen wir um 90 Prozent wachsen (davon haben wir bereits 60 Prozent erreicht) und bis 2003 wollen wir es in Österreich zu einem der drei Marktführer bei Computer schaffen. Mein persönliches Ziel ist, daß Wien die Zentrale von Dell für Central Eastern Europe wird und ich Vice-President dieser neuen Region werde.Bekommen Sie Anerkennung? Bisher viel. Die Hauptankerkennung möchte ich von Kunden bekommen.
Ihr Lebensmotto?
Immer positiv denken.
Haben Sie Vorbilder?
Viele, z.B. König Arthur, Alexander der Große und Korousch (der Gründer des ersten Persischen Reiches vor 2.800 Jahren), außerdem Konrad Adenauer (was er dachte und sich vorstellte, und wie er die BRD mit aufbaute), Al Gore (seine Zukunftsorientierung, gesellschaftliche und soziale Orientierung), Sir Bertrand Russel und J.P. Sartre, Albert Einstein und Sigmund Freud. In der Kunst sind es vor allem Filmschaffende wie Stephen Spielberg, Harrison Ford, Tom Hanks und Sean Connery in seinen späteren Filmen. Vorbilder aus der Wirtschaft sind z.B. Lee Iacocca (der Chrysler vor dem Konkurs rettete), Jack Welch (General Electric) und den Firmengründer Michael Dell, der das Unternehmen erst 1984 gründete. Heute ist es mit 25 Milliarden US$ Umsatz der größte PC-Hersteller der USA (weltweit Nr. 2) und Michael Dell einer der reichsten Männer der Welt.