Zum Erfolg von Rudolf Semrad
Was verstehen Sie unter Erfolg? Gesteckte Ziele mit geringstmöglichen Aufwand zu erreichen oder zu übertreffen, wobei man auch wissen muß, weshalb man das Ziel erreichte (sonst war es nur Glück).
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, weil ich in meinem Leben viele Schritte machen mußte und mir nichts in die Wiege gelegt wurde. Trotz meiner fast amerikanischen Karriere blieb ich dabei demütig.Wie werden Sei von Ihrem Umfeld gesehen? Meine Karriere wird, nachdem ich auch in die Konzernleitung der Gruppe berufen wurde, sicher als erfolgreich angesehen. Besonders Österreicher freuen sich über diesen Erfolg und klopfen mir auf die Schulter.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Den Mut aufzubringen in einen US-Konzern (Procter & Gambler) zu gehen. Diesem Unternehmen mit seiner Kultur verdanke ich vieles. Bei meinem Eintritt bei Swatch konnte ich mich mit Herrn Hajek nicht über mein Gehalt einigen. So schlug ich vor, erst nachdem ich sechs Monaten Leistung gezeigt hatte, meinen Gehalt bestimmen zu können. Bereits nach vier Monaten ging er auf meinen Gehaltvorschlag ein.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Aufgrund meines angeborenen Ehrgeizes ergab sich das fast von selbst. Geschäftsführer in Deutschland zu werden lehnte ich sogar zweimal ab.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Kommunikationfähigkeit und natürliche Leadership sind die wesentlichsten Eigenschaften. Eine der wichtigsten Aufgaben eines Führers ist die Rekrutierung. Zu meinen Stärken zählt, Chancen zu erkennen, sie wahrzunehmen und auch umzusetzen (Chancenmanagement). Ich kann auch zuhören, Bedürfnisse erkennen und in einem Verkaufsgespräch die Vorteile für den Kunden in den Vordergrund stellen.Was macht Ihren Erfolg innerhalb des Unternehmen aus? In Österreich konnte ich alles Meßbare verbessern. Der Umsatz wächst jährlich um einen zweistelligen Wert, der Ertrag wurde verbessert, die Kosten sind im Griff und wir bieten gutes After-Sales-Service. Nach der Schweiz liegen wir bei allen Marken an erster oder zweiter Stelle der Penetrationsrate, bezogen auf die Einwohnerzahl. Österreich galt oftmals als Testmarkt, das konnte ich zu unserem Vorteil nutzen und es auch unseren Kunden als Vorteil erklären. So konnte ich innerhalb des Konzerns eine Vorreiterrolle übernehmen, stellte Österreich als erste EDV auf SAP um, was heute im Konzern weltweit nachgemacht wird, initiierte die Rado-Zeitung, etc.. Die jungen österreichischen Mitarbeiter (vier Geschäftsleiter)sind auch in allen wichtigen internationalen Swatch-Gremien vertreten.Was ist für Erfolg hinderlich? Faulheit, einzementiertes Denken, nicht zuhören, sich nicht in die Gedanken anderer hineinzuversetzen und nicht dazulernen.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld und ihre Mitarbeiter? Im Beruf muß ich ebenso wie die Mitarbeiter lachen können. Lachen zu können bedeutet daß man gut aufgelegt ist und das bringt Erfolg. Mitarbeiter dürfen nicht mit Problemen, sondern mit Lösungsansätzen zu mir kommen. Dadurch fordere ich sie auf mitzudenken.Nach welchen Kriterien stellen Sie Mitarbeiter ein? Nach bisheriger Leistung, einem nach oben hin verlaufenden roten Faden in seinen bisherigen Schritten, ob jemand ins Team paßt und nach Enthusiasmus und Begeisterungsfähikgiet.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation war eine meiner Stärken, heute komme ich aus Zeitgründen zu wenig dazu. Loben auf Befehl kann ich nicht, sondern spreche eher subtile Anerkennung durch Übertragen weiterer Aufgaben aus. Vor allem müssen die Mitarbeiter erkennen, daß sie erfolgreich sind und am Erfolg teilhaben.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Niederlagen lasse ich nicht als solche gelten. Ich hatte bisher keine Niederlagen sondern nur Ziele, die zum angestrebten Zeitpunkt nicht erreicht wurden. Dann versuche ich es eben auf eine andere Art. Niederlagen sehe ich vor allem als eine zeitliche Komponente, als verzögerten Erfolg, an. Ungerechtigkeiten ärgern mich ebenso, wie wenn ich das Gefühl habe, daß meine Botschaft nicht richtig ankommt, das stachelt mich noch mehr an.Woraus schöpfen Sie Kraft? Aus viel Sport (bis 35 Jahren spielte ich in der Regionalliga aktiv Fußball), frischer Luft und ich bin gern viel mit Menschen zusammen.Bekommen Sie ausreichend Anerkennung? Ja, dadurch daß mir neue Aufgaben übertragen werden. Anerkennung freut mich und ich kann davon kaum genug bekommen. Besonders macht es mir Spaß, daß Kunden auf mich stolz sind, da ich im Konzern eine überregionale Funktion inne habe.
Ihr Lebensmotto?
Ich versuche mich immer vorwärts zu bewegen, mich weiterzubilden und nie statisch zu sein. Ein Nein im klassischen Sinn akzeptiere ich nicht.
Anmerkung zum Erfolg?
Im Berufsleben kann man allein keinen Erfolg haben. Es geht nur gemeinsam im Team und Eigeninteressen muß man dem Teamgedanken unterordnen. Als Teamspieler glaube ich, daß man in der Gruppe zu besseren Ergebnissen kommt.Ihr Ratschlag für Erfolg? Glaube niemanden, der sagt:das gibt es nicht. Als man vor 30 Jahren auf den Mond flog, waren Computer noch Riesendinger und es ging doch. Damals hätte kaum jemand diese Entwicklung vorhergesehen.