Zum Erfolg von Wilhelm Neubauer
Was verstehen Sie unter Erfolg? Beruflicher Erfolg bedeutet für mich, andere für sich arbeiten zu lassen. In dieser Branche ist dies schwer möglich, da dieses Metier sehr klein geworden ist. In Wien hat es früher 1.000 Arbeitskräfte gegeben, durch Billigimporte ist das Arbeiten schwieriger geworden, besonders für die größeren Betriebe. Wenn eine Branche zu klein ist, besteht das Problem des Nachwuchses, das heißt, es wird immer schwieriger Arbeitskräfte zu bekommen. Fachkräfte sind rar und wenn es die nicht gibt, dann sind die bestehenden Fachkräfte sehr teuer. Somit kann man die Arbeit nicht delegieren, sondern muß den Großteil selbst machen. Um zu Erfolg zu kommen, bedarf es Fachwissen, aber auch technischer Fähigkeiten und Kreativität. Bei uns kommt noch das Gefühl für Farben und für das Gestrick hinzu, denn wir machen aus einem Faden zuerst ein Strickwerk.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn man sich damit identifiziert und sieht, daß man die Tätigkeit nicht nur wegen des Geldes macht, sondern auch Spaß und Freude daran hat, dann ist es sogar ein Hobby. Es fällt einem somit leicht auf Freizeit oder ähnliches zu verzichten, denn ein Unternehmer kann nicht einfach nach Hause gehen und abschalten, sondern man denkt fast rund um die Uhr an das Unternehmen. Trotzdem gibt diese Tätigkeit auch Befriedigung, wobei in den letzten Jahren die Belastung immer größer wurde. Manchmal fragt man sich wozu tut man sich dies an, andererseits habe ich eine große Verantwortung gegenüber meinen Kunden und besonders meinen Mitarbeitern gegenüber. Man sieht es auch als Erfolg an, wenn sowohl Mitarbeiter, als auch Kunden zufrieden sind.Wie motivieren Sie Mitarbeiter? In einem kleinen Betrieb ist dies relativ leicht möglich, weil man einen sehr intensiven Kontakt zu den einzelnen Mitarbeitern hat. Dadurch entsteht auch ein sehr nahes Verhältnis. Über die Probleme des Unternehmens wird gesprochen und man schafft somit eine höhere Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen. Ich bin in der Steiermark auch bei der Bergrettung tätig und habe im Zuge dieser Tätigkeit einen Spruch gehört, der mich sehr prägte: Die Welt wird von jenen gemacht, die mehr tun als ihre Pflicht, dies ist ein Leitspruch, der für jeden Unternehmer zu gelten hat.Wie sehen Sie die Situation mit den Mitbewerbern? In Österreich gibt es nur Mitbewerber, die Konkurrenz kommt vom Ausland. Gegen gute Konkurrenz gibt es nichts einzuwenden, dies motiviert nur. Unangenehm ist es, wenn man mit Billigimporten konfrontiert wird, und man kann mit dem Preis nicht mithalten.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beides unter einen Hut zu bringen ist fast nicht möglich. Ich habe wenig Freizeit, weil man im Beruf seinen Mann stehen muß. In einem kleinen Betrieb ist dies aufgrund des großen Aufgabenfeldes sehr schwierig, auch ein Augenmerk auf den Privatbereich zu richten.Welche Eigenschaften sind notwendig um dieses Handwerk erfolgreich auszuüben? Technisches Verständnis, genaues Beobachten wie sich die Modetrends entwickeln, die Farbenlehre sollte man beherrschen. Der Beruf ist technisch interessant und man kann auch kreativ sein. Handwerkliches Geschick schadet sicherlich nicht.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Fortbildung?
Die Informationen holt man sich auf Fachmessen und erhältliche Literatur. Wichtig ist, daß man den Kundenkreis, den man bedienen möchte, auch bekommen kann. Wenn man einen neuen Kundenkreis anspricht, muß man auch in anderen Bereichen denken. Informationen kommen auch von den Garnerzeugern.Wo sehen Sie die Stärken ihres Unternehmens? In der Flexibilität, um Wünsche der Kunden zu befriedigen. Es wird immer schwieriger, da der Kuchen nicht größer, sondern wegen der wachsenden Zahl der Anbieter immer kleiner wird.