Zum Erfolg von Hannelore Schneider
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Persönlicher Erfolg liegt für mich als Mutter vor allem darin, dass ich vier wunderbare Kinder habe, die – jeder für sich – ihr Leben meistern können und zu anständigen, tüchtigen Menschen herangewachsen sind. Erfolg hat aber auch eine geschäftliche Seite, wenngleich ich dazu einen eigenen Zugang habe: für mich war das Hotel immer wie ein Haushalt, der mit der Zeit sehr große Ausmaße annahm. Ich fühlte mich eigentlich nie als Hotelier, weil das Hotel mein persönliches Hobby ist und meine Gäste Freunde sind. Erfolg liegt für mich schließlich auch darin, meine Mitarbeiter so zu motivieren, dass die Schicht von Gästen, die wir haben, gern im nächsten Jahr wieder zu uns kommt. Man kann um viel Geld an vielen Orten gut essen und trinken, und es ist ein großer Erfolg, wenn Gäste trotzdem zu Stammgästen werden, die uns jahrelang die Treue halten. Der wirtschaftliche Erfolg ergibt sich eigentlich fast automatisch.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich als erfolgreich, weil es mir gelungen ist, aus diesem Haus etwas ganz Besonderes zu machen. Ich fühle mich als Seele des Hauses, und darin liegt mein Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich habe kein persönliches Erfolgsrezept, aber ich glaube, dass der Erfolg des Hotels (das zu 95 Prozent Stammgäste bewirtet und beherbergt) von den natürlich gewachsenen Freundschaften abhängig ist, die ich mit den Gästen pflege.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Wenn es zu Herausforderungen oder Problemen kommt, reagiere ich sofort und versuche so schnell wie möglich eine adäquate Lösung zu finden.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich bin jetzt 63 Jahre alt und kann von meinem Leben sagen, dass ich immer die richtigen Entscheidungen getroffen habe, obwohl es natürlich manchmal das berühmte „Was wäre gewesen, wenn ich anders entschieden hätte?“ gibt. Wesentlich ist für mich festzuhalten, dass sich die Entwicklung des Hauses Schritt für Schritt ergeben hat und nicht auf bewussten Entschlüssen oder langfristiger Planung beruht. So entschlossen wir uns beispielsweise anlässlich einer notwendigen Renovierung 1963 kurzerhand zum kompletten Neubau des Gebäudes, das im Frühjahr abgerissen wurde. Das neue Hotel wurde im Winter desselben Jahres wieder eröffnet und entwickelte sich Jahr für Jahr weiter. So erweiterten wir es um ein Schwimmbad und bauten 1976 den letzten alten Teil um. Auch in den Folgejahren wurde das Hotel permanent erweitert, renoviert, ausgebaut und erneuert.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
Das Hotel trägt meine Handschrift, da sich mein Mann um den finanziellen Bereich, Schilifte, etc. gekümmert hat, während mir die Gestaltung des Hauses obliegt. Imitation ist für mich kein Thema, und ich denke, dass nicht zuletzt die Originalität des Hotels unseren Erfolg bedingt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist etwas, das ich dankend zur Kenntnis nehme; sie beschäftigt mich allerdings nicht, weil es mir viel wichtiger ist, meine eigenen Vorstellungen umzusetzen.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Das wichtigste Kapital jedes Betriebes sind seine Mitarbeiter – ohne sie kann man nichts bewirken und umsetzen, so tüchtig kann man nicht sein.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich achte nicht ausschließlich auf Zeugnisse, sondern schaue mir den Bewerber sehr genau an. Anhand des Vorstellungsgespräches weiß ich dann, ob ich mit ihm zusammenarbeiten will und kann. Die Chemie muss – das fachliche Können einmal vorausgesetzt – stimmen, und wenn mir ein Mensch nicht sympathisch ist, nützt ihm auch das beste Zeugnis nichts. In der Auswahl der Mitarbeiter habe ich bisher im Großen und Ganzen immer gutes Gespür bewiesen, und mein erster Eindruck hat mich noch selten getrogen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation beruht für mich auf Menschlichkeit.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich war mit 26 Jahren vierfache Mutter und habe, wenn ich so nachdenke, eigentlich nie bewusst über eine Trennung von Beruf und Privatleben nachgedacht. Das einzige, das mir bewusst am Herzen lag, war die erstklassige Ausbildung meiner Kinder, was im nachhinein gesehen vielleicht etwas schade ist, weil es in Lech keine höher bildende Schule gibt, und meine Kinder daher jeweils im Alter von zehn Jahren ins Internat mussten. Generell bildeten Privatleben und Beruf für mich aber zeit meines Lebens eine Einheit, über die ich mir nie den Kopf zerbrach.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Im Moment sind wir gerade dabei, das Bestehende zu renovieren und die letzten Zimmer zu erneuern, die mit Herbst 2003 fertig gestellt sein werden. Unser nächstes Ziel liegt darin, einen völlig neuen Fitnessbereich zu schaffen und binnen der nächsten fünf Jahre eine ganze Etage des Hotels vollständig zu erneuern. Mein jüngster Sohn Gerold ist ein sehr guter Architekt und steht mir bei der Planung und Umsetzung zur Seite, und ich möchte mich erst aus dem Berufsleben zurückziehen, wenn alles umgesetzt ist, was ich mir vorgestellt habe.