Zum Erfolg von Walburg Ernst
Was ist für sie Erfolg? Persönliche Anerkennung und das Gefühl zu den Besten zu gehören.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, da ich nur selten Mißerfolge hatte. In meinem Bereich gelte ich als Fachfrau und pflege dieses Image auch. Als Fachfrau anerkannt zu werden ist sicher ebenso ein Erfolg, als daß ich für mein Buch Finden statt suchen Ueberreuter als Verlag gewinnen konnte und es bereits 2000 mal verkauft wurde. In meiner Branche werte ich es auch als Erfolg, daß meine Seminarteilnehmer zufrieden sind.
Wie sieht Sie Ihr Umfeld - als erfolgreich?
Meine Familie betrachtet mich als sehr erfolgreich, man sieht meine Publizität ebenso, mit welchem Einsatz und Ruhe ich mein Arbeitspensum erledige. Innerhalb des Verbandes werde ich fast schon als Fossil angesehen, als eine kompetente Partnerin für alles, was das Sekretariat und Büroorganisation angeht.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Die beiden Schlüsselentscheidungen waren meine Scheidung und die Selbständigkeit mit 52 Jahren. Vor Entscheidungen habe ich nie Angst, sondern ich sage mir was kann schon passieren: es gibt kein Problem, das für mich keine Herausforderung wäre.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Ja, ich wollte immer Sekretärin werden. Der Schritt in die Selbständigkeit war letztlich eine Altersfrage, ich mache aber auch heute noch das, was ich auch früher beruflich tat.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? In meinen Seminaren kann ich meine Erfahrung weitergeben und praxisorientierte Tips geben. Unumgänglich ist heute ständige Weiterbildung und ständig am Ball zu bleiben ist eine Herausforderung für mich. Dadurch haben meine Seminarteilnehmer das Gefühl, daß ich ständig am letzten Stand der Technik bin. Soziale Kompetenz, Bedürfnisse zu erkennen und teilnehmerorientiert zu agieren sind unerläßlich. Dazu gehört neben breitem Wissen auch die Bereitschaft zuzugeben, wenn man etwas nicht weiß. Ich habe mir daher ein Netzwerk mit anderen Trainerinnen geschaffen, die ich auch weiterempfehle, wenn sie für eine Aufgabe besser geeignet sind als ich. Dadurch werde ich auch als seriös angesehen. Letztlich spielt auch Disziplin (Einhalten von Zusagen in entsprechender Qualität) eine große Rolle. Was ist für den Erfolg hinderlich? Die Gier nach Geld und danach, etwas sein zu wollen, wenn dafür alles andere auf der Strecke bleibt. Durch extremes Streben verliert man den Blick für andere wesentliche Dinge im Leben oder bezahlt teuer für seinen Quasi-Erfolg. Ebenso hinderlich ist Inkompetenz. Ich denke, durch meine natürliche, mir in die Wiege gelegte Selbstkompetenz Autorität vermitteln zu können, die ich auch vermitteln kann.Welche Rolle spielt die Familie? Mein privates Umfeld spielt für mich eine große Rolle. Besonders die Anerkennung meiner Leistungen und die Unterstützung von seiten meines Lebensgefährten gab mir sehr viel Selbstvertrauen.Welche Rolle spielt das berufliche Umfeld? In diesem Umfeld ist es wichtig, daß Vorgesetzte die Leistung anerkennen und fördern. Dadurch wird die Leistung gesteigert. Ebenso wichtig ist es auch, Kollegen am eigenen Wissen mitpartizipieren zu lassen. Dadurch wird man zu einem unschlagbaren Team und - wenn man sein Wissen auch weitergeben kann - automatisch als Autorität anerkannt.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ich war im Lehrlingsbetreuungsbereich tätig und wählte solche aus, die Interesse an der Sache hatten und mir auch erklären konnten, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hatten.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Durch offene Gespräche (Lob und Kritik), partnerschaftliche Behandlung, Einbinden in die Arbeit und dadurch, daß ich positive Ergebnisse dem jeweiligen Mitarbeiter zuschreibe. Fehlerbereinigung darf nur unter vier Augen, nie öffentlich, geschehen.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Wenn zum Beispiel die Beurteilung eines Seminars schlecht ist, löst das Trauer und Betroffenheit bei mir aus.
Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Ich nehme mir jede Beurteilung zu Herzen, analysiere zuerst bei mir selbst und nehme es als Ansporn, es künftig besser zu machen. Generell bin ich ein positiver Mensch, nach der Lösung ist die Sache für mich gelaufen.Woher schöpfen Sie Ihre Kraft? Partnerschaft, positive Lebenseinstellung und, da ich ein zufriedener Mensch ohne hochgestochene Ziele bin, (das heißt, ich muß nicht in der Gesellschaft etwas bedeuten) habe ich ausreichend Kraft für meinen Job.Was sind
Ihre Ziele?
Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, das habe ich inzwischen erreicht. Nun plane ich weitere Bücher. Wichtig ist es mir, geistig nie stehenzubleiben. Meine Ziele sind heute anders als vor 30 Jahren. Heute kommen Veranstalter auf mich zu, ich will deswegen aber kein Guru werden. Ich will noch zu studieren beginnen (zum Beispiel Medienpädagogik) und in den Bereich Tele-Learning einsteigen.Haben Sie - ausreichend - Anerkennung von außen erfahren? Jedes meiner Seminare wird wie der Auftritt eines Schauspielers bewertet. Heute zählt meine Meinung, und wenn Seminarveranstalter auf mich zukommen, betrachte ich das als Anerkennung. In meinem beruflichen Umfeld war Lob immer die größte Anerkennung.Wie lautet
Ihr Lebensmotto?
Es gibt keine Probleme nur Herausforderungen was soll schon passieren - mehr als schiefgehen kann es nicht.Haben Sie noch eine
Anmerkung zum Erfolg?
Für Erfolg wird immer mehr die menschliche Komponente ausschlaggebend. Ohne den Konkurrenzkampf abzulehnen will ich nicht auf Kosten anderer erfolgreich sein. Partnerschaftlich erreicht man viel mehr als in hierarchischen Strukturen.Haben Sie einen Ratschlag zum Erfolg? Sich Ziele setzen (sowohl langfristige als auch kurzfristig erreichbare, die den roten Faden zum großen Ziel bilden) und Energie zielgerichtet auf die einzelnen Stufen richten. So kann man etwas erreichen und dabei auch die Richtung korrigieren wenn es nötig ist. Dabei muß man sich darüber im klaren sein, daß die Luft oben dünn ist und die Zielkonflikte besonders für Frauen (Beruf, Familie, Kinder) groß sind.