Zum Erfolg von Friedrich Paul Nagele
Was ist für Sie Erfolg? Das Erreichen gesetzter beruflicher Ziele in möglichst kurzer Zeit, ohne Rücksicht auf den damit verbundenen persönlichen Einsatz.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Eigentlich schon, da ich das Vorgenommene meinen Vorstellungen entsprechend erreichte.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Man schreibt mir Kompetenz und für Jüngere Vorbildwirkung zu. Letztlich ist damit auch eine Form der Umgänglichkeit verbunden. Für mich ist es wichtig den Kontakt zur Basis nicht zu verlieren.
Wobei haben Sie erfolgreich entschieden?
Der Entschluß zum Forschungs- und Ausbildungsaufenthalt in England war meiner Meinung nach ganz entscheidend. In Österreich kann man sich immer nur an Menschen messen, die dieselbe Ausbildung haben. Der Auslandsaufenthalt war wesentlich für die eigene Selbsteinschätzung, man lernt dadurch Bescheidenheit und sieht, daß es Kollegen gibt, die besser sind und das auch schon länger machen. Ins Ausland zu gehen ist heute zumindest in der Medizin unabdingbar, auch wegen der Sprache, der Kontakte und dem Umgang mit Menschen.Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt? Ja, sowohl die Laufbahn als Arzt, Facharzt und auch die Karriere im Spital zu machen war für mich von Anfang an zweifelsfrei klar. Die universitäre, klinische Laufbahn wählte ich deswegen, weil mich der wissenschaftliche Forschungsbereich interessierte. Hier im Haus hat man eine gewisse Konkurrenz, die nicht nur für Selektion sorgt, sondern auch zwangsläufig Spitzenleistungen nach sich zieht.Was ist für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Disziplin, Fleiß und das Gespür zu wissen, worauf es ankommt. Man muß erkennen, wo sich in der Medizin interessante Nischen auftun und wo Ansätze vorhanden sind, auf die zu setzen es sich lohnt.
Was macht Ihren spezifischen Erfolg aus?
Gemeinsam mit Prof. J. Huber gelang es mir einer durch eine hormonell bedingten Eierstockerkrankung unfruchtbaren Frau, unreifes Follikelgewebe zu entnehmen, es zu reifen, zu befruchten und ihr wieder einzupflanzen. Mit dieser Methode kann nun (auch aus rechtlicher Sicht) Frauen geholfen werden, die keine reifen Eizellen produzieren können. Mein Bereich ist der operative (Bauchspiegelung, Endoskopie, etc.) und ich versuche wo es geht Organe zu erhalten. Das Nachreifen von Eizellen in vitro retr wurde schon in Kanada gemacht, weltweit neu an unserer Technik ist sie gemeinsam mit der Operation einzusetzen. Dazu war es nötig Enthusiasmus zu erzeugen, die Menschen mitzureißen, so daß das gesamte Team an den Erfolg glaubt.Was ist für Erfolg hinderlich? Ignorante Vorgesetzte, die nicht aufgeschlossen sind, können einem Prügel in den Weg legen. Vorgesetzte, die an persönlichen Meinungen bei Entscheidungsfindungen festhalten, die häufig mit dem was in der Medizin der aktuelle Stand ist nichts zu tun haben, können sehr behindern. Ebenso hinderlich ist Selbstmitleid, Selbstzufriedenheit, Trägheit, mangelnde Flexibilität und fehlende Neugier, eventuell auch persönliche Umstände.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld? Eine wesentliche. Für den Erfolg im beruflichen Bereich braucht man Unterstützung, Förderung und Verständnis der Vorgesetzten ebenso wie von Seiten des Partners, da damit Verzicht im Privatbereich zusammenhängt.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? In meinem Bereich geht es vor allem um die Förderung von jungen Kollegen auf dem wissenschaftlichen Gebiet, dabei lege ich Wert darauf, wie schnell und exakt ich einen Auftrag erfüllt bekomme. Im Wesentlichen kennt man die Leute und kann ihr Interesse, Einsatz und Nachhaltigkeit wie sie etwas durchführen einschätzen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation ist eines der wesentlichsten Dinge, mit dem auch Zeitaufwand verbunden ist um zu vermitteln, daß die Sache Sinn macht, Hintergründe und Ideen zu erläutern und Hoffnung auf einen positiven Ausgang zu wecken. Es ist wichtig die Mitarbeiter mit der Materie vertraut zu machen, neue Aspekte aufzuzeigen und sich für die Lage der Mitarbeiter zu interessieren. Auch ein kalkulierter Druck trägt zur Motivation bei.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Wer keine Niederlagen erlebt, sie richtig analysiert und verarbeitet wird nie Erfolg haben. Niederlagen sind mit einem erfolgreichen Weg untrennbar verbunden. Meist sind Niederlagen (berufliche ebenso wie private) selbst verschuldet, bei Bewerbungen um einen Posten kann es in der Medizin aber schon vorkommen, daß sie nicht selbst verschuldet sind (besonders in Österreich, wo Niederlagen manchmal auf politische Umstände zurückgeführt werden können).Woraus schöpfen Sie Kraft? Aus meinem intakten, ausgeglichenen Privatleben, Zufriedenheit und den beruflichen Erfolgen.
Ihre Ziele?
Eine Bewerbung um ein Primariat wäre sicher interessant, ist aber derzeit im Raum Wien wenig aussichtsreich, da sie von jungen Kollegen besetzt sind, die erst in ca. 20 Jahren ins Pensionsalter kommen. Mein Interesse gilt auch der Umsetzung von Spitzenleistungen in der Privatmedizin, da derzeit vieles an die klinischen Ressourcen und Ausstattung des AKH gebunden ist.
Haben Sie Anerkennung erfahren?
Das hängt immer davon ab, wieviel Anerkennung jemand braucht. In der Medizin bekommt man Anerkennung vor allem durch zufriedene Patienten, indirekt durch Mundpropaganda, vom Pflegepersonal und den OP-Schwestern, die eine ganze Reihe von Ärzten und deren Arbeit kennen.
Ihr Lebensmotto?
Der entscheidende Punkt für mich ist, Zufriedenheit im Alter zu erreichen.
Haben Sie Vorbilder?
Es gibt einige wenige herausragende Persönlichkeiten im beruflichen (besonders Lehrer) ebenso wie im privaten Bereich.
Anmerkung zum Erfolg?
Erfolg muß immer im Vergleich zum Umfeld gesehen werden. Besonders in den ersten Jahren muß man schneller, besser und mehr als andere arbeiten.