Zum Erfolg von Walter Greil
Was ist für sie persönlicher Erfolg? Aufgrund der intensiven Arbeit, die ich hier in den 20 Jahren in der Transohm tätigte, ist es verständlich, daß der Erfolg in einem starken Zusammenhang mit wirtschaftlichen und kommerziellen Dingen steht. Obwohl mir bewußt ist, daß es für die heutigen Jungmanager durchaus nicht mehr zeitgemäß ist. Ich wurde noch so aufgezogen, daß dieses Kriterium vordergründig bestimmend ist, das Wort Erfolg so zu interpretieren.Sehen Sie sich als persönlich erfolgreich? Grundsätzlich steht es niemandem zu, sich selbst zu beurteilen. Ich würde das gerne anderen Leuten überlassen. Aber, da diese Frage ein Teil unseres heutigen Interviews ist, erlaube ich mir schon zu sagen, da das Unternehmen eigenfinanziert und überkapitalisiert ist, daß ich hier in dem Unternehmen erfolgreich gearbeitet habe. Aus heutiger Sicht blieb die Familie durch die einseitige Orientierung des Erfolges etwas im Hintergrund, was ich nicht als empfehlenswert finde. Im Zuge des Lebens stellt man den kommerziellen Erfolg in den Vordergrund. Dann ist der Erfolg da und man fragt sich: Ist das alles ? Hier kommt dann bei jedem Menschen die Familienkomponente stark zum Tragen: weil man einen wesentlichen Teil erledigt hat, und ein großer Bereich, den man vernachlässigte, stehenbleibt. Damit wird die Sehnsucht in diese Richtung immer größer.Was soll man auf dem Erfolgsweg beachten, was vermeiden? Wenn man Erfolg will, der auch Bestand haben soll, nur die Schritte setzen, die man auch finanzieren kann. Ich erlaubte mir nie, ein Risiko einzugehen, weil ein Mißerfolg - wenn man erfolgsorientiert ist - die Psyche eines Menschen angreift.Ziehen Sie große Ziele den kleineren vor? Ich hatte ein Ziel, das ich auch umsetzte. Diese Vision war, daß das Unternehmen durch die Zinserträge des eigenen Kapitals den jährlichen Forderungen gerecht wird. Das heißt: Wenn wir am ersten Januar des neuen Jahres die Firma betreten, sind alle Kosten des laufenden Jahres dadurch gedeckt.Wie soll man sich bei unvorhergesehenen Quereinflüssen verhalten? Ich gehöre einer Generation an - stark durch das Elternhaus geprägt -, die durch entsprechenden Einsatz auch unvermeidbare Dinge jederzeit ausgleichen kann. Wir müssen halt statt zehn vierzehn Stunden arbeiten und damit können wir solchen Ereignissen Paroli bieten.Wie würden Sie einem Mißerfolg begegnen? Es ist ja nicht so, daß wir in diesen 20 Jahren nur vom Erfolg begleitet waren. Wir bemühten uns noch mehr, um voranzukommen. Aber, es ging niemals so weit, daß das Unternehmen in irgendeiner Form gefährdet war. Wir setzten große Akzente im Mitarbeiterbereich, weil ich mir bewußt bin, daß das Kapital eines Betriebes, in dem man nicht alleine arbeitet, die Mannschaft ist.Wie stehen Sie zu Teamarbeit und Motivation? Die Mitarbeiter sind mir sehr wichtig. Aufgrund unserer Größe haben wir große Eigenverantwortlichkeit. Vom Prinzip her soll jeder in unserem Unternehmen sein eigener Manager in seinem Bereich sein. Motivation ist das Um und Auf und wir tun alles, um den Wünschen der Mitarbeiter gerecht zu werden.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Das ist ganz einfach entstanden - es war nie der Gedanke von Jugend an, selbständig zu werden. Mein früherer Arbeitgeber, wo ich zuletzt Verkaufsleiter war, war mit mir sehr zufrieden. Die Selbständigkeit war keine Idee von mir, sondern viele Kunden legten mir das nahe.Wo liegen Ihre persönlichen Stärken? Es wird mir nachgesagt, daß ich ein ausgeprägtes rational-mathematisches Denken und Handeln habe, also mit Zahlen unglaublich gut umgehen kann. Dazu darf ich ein Beispiel aus meiner Kindheit anführen: Als mir mit zehn Jahren der Blinddarm entfernt wurde und ich nach der Operation aufwachte, weinte ich, weil ich eine Mathematik-Schularbeit versäumt hatte.Woher beziehen Sie Ihre Kraft? Grundsätzlich aus dem Sport - das ist eine wesentliche Komponente.Hat Sie eine Lebensphilosophie begleitet? Mein großes Ziel war - wie schon erwähnt - ein Unternehmen zu gründen, das sich selbst erhält, um jeglichem Sturm zu trotzen. Damit ist die Psyche, das Ego im weitesten Sinne, zufriedengestellt worden.Welche Spezialitäten bietet Ihr Unternehmen? 1985 begannen wir, Schritt für Schritt, unser Unternehmen papierlos zu handeln. Wir konnten die Forderungen manuell nicht mehr erfüllen, wenn man bedenkt, daß wir 4,4 Milliarden Bauelemente abwickeln. Das heißt, daß Kundenbestellungen elektronisch erledigt werden (Bestellungen, Lieferscheine und Rechnungen). In den Jahren danach erstellten wir eine eigene Buchhaltung: Warenübernahme, Eingangsrechnung und Verzollung erfolgen automatisch. Charakteristisch für unser Unternehmen mit knapp 400 Millionen Umsatz ist, daß wir für die Buchhaltung wöchentlich nur drei Stunden benötigen. Als Vertriebsfirma sind wir von unseren Kunden abhängig. Wir arbeiten zur Zeit mit 17 großen, weltweit bekannten Herstellern: zwei davon sind in Amerika, drei in Deutschland beheimatet; die restlichen zwölf in Fernost (Indonesien, Singapur, Malaysien und Japan) angesiedelt.