Zum Erfolg von Rudolf J. Bauer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat mit persönlicher Erfüllung zu tun: was ich tue, muss mir Spaß machen. Wenn ich nur deshalb arbeite, um meinen Lebensunterhalt zu sichern, ist dies für mich kein Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich an meine Gymnasialzeit denken, insbesondere an einen verstorbenen Professor, der uns die humanistische Bildung nicht nur vermittelte, sondern vorlebte. Ich bin Humanist und möchte es bleiben. Diese Gesinnung hinterließ auch im Vertrieb ihre Spuren, denn die Nachhaltigkeit und tragfähige Entwicklungen standen bei mir im Vordergrund. Während meiner Schulzeit hasste ich es, Gedichte auswendig zu lernen; heute tut es mir leid, dass ich mich nicht intensiv damit beschäftigte. Ich bin der Ansicht, dass die Auseinandersetzung mit sogenannten „Schmetterlingsthemen“ keine Verschwendung darstellen, sondern uns helfen, über den Zaun zu blicken, um resilienter gegenüber Veränderung zu werden. Rückblickend betrachtet, war es vielleicht für meinen Erfolg ausschlaggebend, dass ich mich gern mit komplexeren Aufgabenstellungen beschäftigte. Für mich zählte in erster Linie der Kundennutzen. Ich verkaufte nicht die teuersten Pakete, sondern was der Kunde benötigte.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich hatte das Glück, mehreren vorbildhaften Personen zu begegnen. Neben dem bereits erwähnten Gymnasialprofessor war es eine Mathematikprofessorin in Amerika. Sie hat es verstanden, uns für Mathematik zu begeistern. Hinzuzählen darf ich auch Dr. Raimund Badelt, ein Wirtschaftsexperte mit langjähriger Leitungserfahrung und Helmut Gaisbauer, ehemals bei IBM. Letzterer brachte mich zu diesem Unternehmen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es war mir wichtig, im Unternehmen heterogene Talente zu beschäftigen. Mit dieser Strategie wird man widerstandsfähiger gegenüber Veränderungen und kann Kundenbedürfnisse besser abdecken. Wir beschäftigten gern Ferialpraktikanten, aus deren Kreis wir unsere neuen Mitarbeiter rekrutierten und machten mit dieser Vorgangsweise seinerzeit gute Erfahrungen. In den letzten Jahren fokussierte ich mich auf Studenten, welche knapp vor Beendigung des Studiums standen bzw. Studenten welche ihre Bachelor-Arbeiten, vor allem aber Master-Arbeiten und Dissertationen verfassten. Die Vorgangsweisen wurden mit den jeweiligen Professoren abgestimmt und die Absolventen bekamen vorläufig einen Halbjahresvertrag um berufsbegleitend ihre Arbeit zu schreiben. Dies führte zu einer Win-Win-Situation. Wir bekamen die Gelegenheit seine bzw. ihre Arbeitsweise kennenzulernen und die Protagonisten bekamen die Gelegenheit unser Unternehmen näher in Augenschein in nehmen. Dies führte zu einer hohen Erfolgsquote. Mehr als achtzig Prozent blieben weiterhin in unserem Unternehmen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Frau arbeitet im Unternehmen mit, und hält mir den Rücken frei von klassischer Büroarbeit. Somit war es für mich möglich, mich auf meine Kernkompetenzen zu konzentrieren. Diese Situation brachte es mit sich, dass so manche Anregung meiner Frau, in meinem beruflichen Tun und Handeln ihren Niederschlag fand, was auch zum Erfolg beitrug. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Sollten die Fähigkeiten vorhanden sein, dann empfehle ich unbedingt ein Studium. Nebenbei berufliche Erfahrungen zu sammeln ist in Ordnung, man darf sich dabei aber nicht verzetteln. Wer sich für die Unternehmensberatung interessiert, sollte sich am kleinsten gemeinsamen Nenner der großen Welt der Beratung orientieren; d.h. der Begriff des aktiven Zuhörens sollte kein Fremdwort sein. Leider kommt es manchmal vor, dass Absolventen von Universitäten oder Fachhochschulen bzw. anderen Institutionen kommen, welche die Begrifflichkeiten nachplaudern können, ohne genau zu verstehen, was sich genau dahinter verbirgt. Sie sind vielleicht durch ihre Gedächtnisleistung in der Lage, Formeln zu merken und diese auch zu exekutieren, ohne zu wissen, was sie bewirken. Diese Personen sind aber die ersten Opfer der Automatisierung, gleichgültig in welcher Branche. Was diese Leute vielleicht zukünftig retten kann, sind handwerkliche Fähigkeiten, allerdings sind diese auch einer Automatisierung gegenüber nicht immun. Das Mantra der Unternehmensberatung vor zwanzig Jahren war darin zu sehen, dass erst nach einigen Jahren Erfahrung in der Wirtschaft die Möglichkeit bestand in die Beratung zu wechseln. Zwischenzeitlich hat sich dieses Bild total verändert. Unternehmen suchen gezielt nach jungen Fachkräften in der Unternehmensberatung, weil die jungen Leute mit den neuen Technologien sehr gut umgehen können und somit zählt das alte Mantra nicht mehr.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Bis auf weiteres werde ich meine Beratungstätigkeit ausüben, aber nicht mehr mit dem Nachdruck, wie vor einigen Jahren.