Zum Erfolg von Herbert Beier
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich ganz allgemein, selbst gesteckte Ziele zu erreichen. Auf meinen Beruf bezogen sehe ich es als persönlichen Erfolg, wenn ich außerhalb des Mainstreams agieren und Projekte aus einer etwas anderen Perspektive angehen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Wenn ich es ironisch ausdrücke, könnte ich sagen: Wer als Architekt 30 Jahre in dieser Branche überlebt, muß erfolgreich sein. Da aber nicht nur ich, sondern auch meine Auftraggeber mit meinen Leistungen zufrieden sind, sehe ich mich rückblickend im großen und ganzen doch als recht erfolgreich. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Meine große Stärke ist spontane Kreativität; ich bin ein sehr schneller und analytischer Denker; wenn ich vor einer Aufgabe stehe, habe ich binnen einer Stunde ein Konzept. Ich bin dann am leistungsfähigsten, wenn ich ein Gegenüber habe, mit dem ich gemeinsam Vorstellungen umsetzen kann. Als guter Zuhörer verfalle ich nicht der Vorstellung, selbst immer die ultimative Idee zu haben, und kann die Denkweise des Auftraggebers nicht nur rasch erfassen, sondern auch hinsichtlich der Machbarkeit korrigieren. Dies ist insbesondere im Bereich der Sanierung ein wesentlicher Erfolgsfaktor, da das Ziel darin besteht, Gebäude in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, oder neue Strukturen in den alten Bestand zu integrieren. Wichtig ist für mich immer, die Bedürfnisse meines Auftraggebers zu erkennen und auf seine Wünsche einzugehen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine wichtige und erfolgreiche Entscheidung war, zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in die Selbständigkeit zu gehen. Ich wollte schon damals die Eigenverantwortlichkeit forcieren und nicht in Abhängigkeitsverhältnissen arbeiten. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich hatte zwar keinen Mentor im klassischen Sinne, aber meine Zeit im Architekturbüro Szauer war durchaus prägend für meinen weiteren Werdegang.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre Anerkennung durch die Zufriedenheit der Kunden, aber auch durch meine Mitarbeiter. Ich versuche, mein Wissen, meine Grundsätze und Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich habe meinen Kopf gern frei und behalte mir daher vor, nicht mit dem Computer zu arbeiten. Ich glaube, daß man mit einem Computer nicht kreativ sein kann. Trotzdem müssen gewisse Arbeiten am Rechner gemacht werden, und daher sind die Mitarbeiter schon in technischer Hinsicht eine große Unterstützung. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Engagement und die Bereitschaft, bei Bedarf mehr zu geben, sind für mich die ausschlaggebenden Kriterien.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich gestalte die Arbeitsumgebung menschlich, achte auf ein angenehmes Betriebsklima und versuche, möglichst leistungsgerecht zu bezahlen. Letzteres liegt nicht zur Gänze in meiner Hand, weil die Auftraggeber immer mehr und an der falschen Stelle sparen. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Unser Markenzeichen ist der rasche Umbau in bestehenden Strukturen und bei laufendem Betrieb. Ich habe mich auf Sanierung und Renovierung spezialisiert, zähle aber auch Privatpersonen zu meinen Kunden. Mein Unternehmen zeichnet sich darüber hinaus durch hohe Flexibilität aus - der Kunde erhält umgehend Denkansätze und rasche Antworten auf jedes Thema. Ich persönlich möchte, daß ein Gebäude seine Funktion erkennen läßt und - bei einem Einfamilienhaus - ein Bild seiner Bewohner zeichnet. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde jungen Kollegen raten, auch handwerklich ihr Fach zu lernen. Eines der größten Probleme unserer Branche besteht darin, daß viele Absolventen noch keine Baustelle „von innen“ gesehen haben und somit keine Ahnung davon haben, was tatsächlich machbar ist. Ich empfehle einem jungen Architekten daher, nach oder während des Studiums auf einer Baustelle zu arbeiten, weil er dadurch auch einen Bezug zu den Menschen bekommt, die Projekte schließlich durchführen. Grundsätzlich halte ich Allgemeinbildung für ein kostbares Gut, das gegenwärtig durch das Trainieren der Schüler und Studenten auf Multiple-Choice-Tests leider rapide an Bedeutung verliert. Das Abfragen von Wissen im Multiple-Choice-Verfahren ist Schwachsinn, im wirklichen Leben kann man auch nicht A, B oder C ankreuzen, sondern muß konkrete Aufgaben lösen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte die Firma in absehbarer Zeit an die nächste Generation übergeben. Dieser Prozeß soll allerdings fließend und nicht abrupt stattfinden. Danach werde ich mich verstärkt Dingen widmen, die mich interessieren, zu denen ich aber momentan aus Zeitmangel nicht komme.
Ihr Lebensmotto?
Man ist immer selbst dran schuld - im Positiven wie im Negativen.