Zum Erfolg von Gerhard Fenkart-Fröschl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich möchte ausdrücklich festhalten, daß ich im Vergleich zu vielen Menschen, die ich bewundere, bislang bestenfalls begrenzte Erfolge hatte. Diese Erfolge basieren aber stets in einem tiefen Wunsch, etwas herbeizuführen, das derzeit noch nicht da ist. Dieser Wunsch ist der Ausgangspunkt jeden Erfolges. Man muß innigst von a nach g wollen- der Rest ist dann lediglich eine Wahl der geeigneten Verkehrsmittel dorthin. Und die findet man selten, wenn man bewußt danach sucht. Viel wichtiger ist die stille Kreativität, z.B. ein Spaziergang durch den Wald. Meistens fallen mir die besten Ideen ein, wenn ich eine Tätigkeit verrichte, die in keiner Weise mit dem Ziel verbunden ist. Zudem braucht man die Gabe, andere Menschen von den eigenen Ideen zu überzeugen und zu motivieren- quasi einen Einblick in den noch unvorhandenen Ort g zu bieten. Und als letzte wichtige Erfolgskomponente sehe ich die Gelassenheit. Man sollte nicht krampfhaft einem Ziel hinterherjagen, sonst gibt es nur zwei mögliche Endszenarios: Man erreicht das Ziel nicht und ist frustriert, oder man erreicht das Ziel, und ist trotzdem frustriert. Erfolgreich ist in erster Linie ein bescheidener Mensch, der im Leben sooft als möglich aus tiefstem Herzen lacht und dabei einige Abenteuer mitmacht. Ich glaube auch, daß diese überzüchtete, Big 5´Erolgsdefinition meiner Generation eher als Statussymbol denn als nachhaltige Entwicklung zu verstehen ist. Früher prahlte man mit seinem Auto, später mit dem neuen Aktienportfolio und heute prahlt man halt mit der Anzahl der gearbeiteten Wochenstunden. Irgendwann landet man aber doch wieder beim Volvo und den Blue Chips.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Bislang ja, weil ich viel lache und schon das eine oder anderer Abenteuer mitgemacht habe.Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich habe zwei Vorbilder: in beruflicher Hinsicht ist das bestimmt meine ehemalige Chefin, Angele Eickhoff. Sie ist einer der ganz wenigen mir bekannten Menschen, die gleichzeitig Vision und Selbstdiziplin vereint, und diesem Ziel möchte ich eines Tages auch nahe kommen. In privater Hinsicht heißt mein Vorbild Peter Greenberg, ein Familienfreund aus unserer Zeit in den USA, der intuitiv das Wesentliche an jeder Situation erkennt und in jeder Lebenslange stets ein kleines Lächeln im Gesicht trägt. Wie verarbeiten Sie Niederlagen? Ehrlich gesagt hatte ich noch nie einen großen Erfolg, ohne vorher von kleinen Niederlagen überhäuft zu werden. Nachträglich geben solche Zwischenniederlagen dem Gesamterfolg erst denn richtigen Beigeschmack. Bei großen Niederlagen ist das natürlich ganz anders. Da man aber bei einem Projekt im Regenfall selten weiß, ob es sich nun um eine kleine oder eine große Niederlage handelt, folge ich immer dem selben Motto: Zwei Minuten übertriebenes Selbstmitleid, drei Saunagänge und Weitermachen. Bei großen Niederlagen nehme ich mir hingegen viel Zeit. Zunächst lebe und arbeite ich gewissermaßen auf Sparflamme weiter, damit sich die aufgekommenen Selbstzweifel wieder etwas legen können. Danach strebe ich ein einfaches Ziel an, dem ich eigentlich indifferent gegenüberstehe, um ohne größeres Enttäuschungsrisiko einen kleinen Erfolg zu feiern. Ratschlägen anderer schenke ich in so einer Phase nicht allzu viel Beachtung. Öfters als nicht handelt es sich dabei nicht um objektive Situationsdiagnosen, sondern um die projizierten Wünsche anderer Leute. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich würde einem jüngerem Menschen drei Dinge raten: Erstens, Überlege dir als erstes, was du in deinem täglichen Berufsleben an manuellen wie auch geistigen Tätigkeiten verrichten willst. Gehe dabei nicht von Bildern wie dem erfolgreichen Anwalt in der Fernsehserie aus - die bewegenden Plädoyers machen vielleicht fünf Prozent des Anwaltsdaseins aus. Anders gesprochen: entscheide dich nicht für eine Funktion, sondern für die Routine dahinter. Zweitens, lasse dich nicht von deinen momentanen Zweifeln abschrecken, Die persönlichen Grenzen, die ein Mensch mit 15 hat, sind nicht die gleichen, die er oder sie mit 25, 35, bzw. 55 haben wird. Drittens würde ich empfehlen, so viele Praktika wie möglich in einem Wunschbereich zu machen, um den täglichen Ablauf eines Berufsbildes wirklich vorort beobachten zu können.