Zum Erfolg von Lucia Bösl-Zalud
Was verstehen Sie unter beruflichem Erfolg? Unter beruflichem Erfolg verstehe ich, eine Karriere zu machen, welche ohne einer Chance nicht möglich wäre. Wenn man nach einer gewissen Zeit auch Anerkennung von Kunden bekommt, dann ist es Erfolg, wobei die Lebensqualität nicht darunter leiden darf, und auch mein Privatleben nicht zu kurz kommen soll. Nur beruflichen Erfolg zu haben, ist für mich zu wenig, das Privatleben hat ebenso einen hohen Stellenwert für mich wie der berufliche Bereich. Wenn ich dies nicht unter einen Hut bringen könnte, wäre dies kein Erfolg für mich. Dazu ist ein hohes Maß an Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Kooperationsbereitschaft und Willensstärke, neben der fachlichen Kompetenz notwendig. Daß Erfolg ohne persönlichen Einsatz nicht möglich ist, versteht sich von selbst.Wie sehen Sie die Bereiche Beruf und Privatleben? Organisation und Netzwerk sind unbedingt notwendig, einen Partner zu haben, der mitmacht. Darunter verstehe ich, die völlige Verpflichtung des Partners für Haus, Familie und Kind. Dank der Flexibilität im Beruf, das heißt, daß man „Teleworking“ auch zu Hause machen kann und Flexibilität im Sinne der Arbeitszeit, sind jene Parameter, die einer berufstätigen Frau das Leben leichter machen.Was war die Triebfeder um diesen Job zu auszuüben? Einerseits wächst man in diese Situation hinein, andererseits hat mich diese Materie immer interessiert, das heißt mein Interesse ist bereits in der Handelsakademie geweckt worden, und darüber hinaus bin ich gern mit Menschen zusammen. Verkaufen ist für mich sehr interessant.
Sehen Sie sich selbst als erfolgreich?
Ja, ich war eine der ersten weiblichen Sales-Manager in Österreich. Die Selbstmotivation und das Durchhaltevermögen waren sicher wesentliche Punkte meinerseits um zu bestehen. Ebenso zählte dazu, daß seitens des Dienstgebers die Förderung der einzelnen Mitarbeiter forciert wurde, denn auch wenn man als Frau sehr gut in der betreffenden Materie ist, so geht es nicht ohne Förderer. Jetzt haben sich die Zeiten geändert, das heißt, es gibt immer mehr Frauen auch in Managementpositionen, und auch das Potential wird immer großer.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Es ist eine Mischung aus individueller Motivation und Konzernstrategie, denn schließlich muß man auf jeden einzelnen Mitarbeiter eingehen können, und jeder Mensch ist bekanntlich seitens der Persönlichkeit, anders. Ich behaupte, nur Coaching nach der klassischen Lehre kann nicht funktionieren.Welchen Ratschlag können Sie der nächsten Generation mitgeben? Keine einseitige Ausbildung zu absolvieren.Neben der fachlichen Ausbildung, welche im Vordergrund stehen sollte, zählt im Dienstleistungsbereich immer mehr die psychologische Komponente. Diese erwähnte Komponente wird leider heutzutage noch immer zu wenig berücksichtigt. Besonders in den berufsbildenden Schulen sollte man dem Thema Verkauf ein größeres Augenmerk entgegenbringen, denn es gibt sehr viele Menschen, die sich vor dem Thema Verkauf fürchten, besonders bei Schulabgängern trifft dies zu.Wie können Sie abschalten? Ich fahre täglich eine dreiviertel Stunde nach Hause und diese Zeit benütze ich um den Tag im Geiste zu wiederholen, und über so manche Situationen nachzudenken. Wenn ich zu Hause angelangt bin, dann ist der berufliche Alltag weit weg. Meine Tochter bringt mich auf andere Gedanken und läßt mir nicht viel Zeit für andere Aktivitäten; auch wenn ich gern Sport betreibe, doch dies ist zur Zeit zweitrangig.Was ist für Erfolg ausschlaggebend? Wichtig ist, daß man zuerst das Rüstzeug lernt und auch die Praxis kennenlernt um erst im zweiten Schritt an die Karriere zu denken. Bei IBM hat Schulung und Ausbildung, und dies nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch was die eigene Persönlichkeit betrifft, einen sehr hohen Stellenwert. Weiters sollte man immer über den „eigenen Tellerrand“ blicken, unabhängig ob man eine Führungskraft ist oder nicht.