Zum Erfolg von Ignazio Strano
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Früher gab es andere Prioritäten für den Erfolg, das heißt, das Umfeld des einzelnen Mitarbeiters hatte einen anderen Stellenwert als heute. Ich persönlich stelle den Menschen aber nicht in den Hintergrund. Heute wird mehr auf die Zahlen geschaut und man wird auch daran gemessen. Ich denke, daß es zwischenzeitlich keine Branche mehr gibt, die nicht in erster Linie auf die Zahlen blickt. Ich behaupte, daß meine Stärken auf dieser Mischung von Betriebswirtschaft und sozialer Kompetenz liegen. Denn nur durch ein motiviertes Team kommt man zum Ziel. Von der obersten Führungscrew werden die menschlichen Aspekte völlig auf die Seite gestellt. Wirtschaftlich ist unsere Branche momentan in einen Wirbelwind geraten. Um zum Erfolg zu kommen, gehört Risikobereitschaft dazu und in Österreich braucht man eine gesunde Portion Menschlichkeit, gepaart mit Kommunikationsfähigkeit. Österreich ist ein viel stärkerer Beziehungsmarkt, das heißt man braucht die richtigen Leute am richtigen Ort und muß diese kennen um einen gewissen Erfolg zu erzielen. In Deutschland gibt es auch diesen verdeckten Beziehungsmarkt, dort ist er aber nicht so ausgeprägt wie in Österreich.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich glaube, daß ich diesen Mix von sozialer Kompetenz einerseits, andererseits eine profunde Kenntnis der Betriebswirtschaft habe. Somit kann ich dieses Wissen und aufgrund meines Hausverstandes die Situation einschätzen und dies auch im voraus. Ich glaube, daß dies mein Rezept für den Erfolg bisher war.Welchen Führungsstil bevorzugen Sie? In Österreich bin ich für 65 Mitarbeiter verantwortlich. Daß wir auf Erfolgskurs sind, hängt sicher auch damit zusammen, daß es kein hierarchisches Denken und partnerschaftliche Zusammenarbeiten gibt. Ich empfinde mich als ein normaler Mitarbeiter und für mich gilt die Devise: Ehrlichkeit und Vertrauen sind die wichtigsten Eckpfeiler für eine konstruktive Zusammenarbeit, das heißt wenn das Fundament nicht ordentlich gemacht wurde, kann man kein Haus darauf errichten. Ich beziehe die Mitarbeiter in die Strategieentwicklung ein, damit erreicht man eine sehr hohe Identifikation mit den Mitarbeitern und gleichzeitig ist dies sicher ein wichtiger Punkt um die Mitarbeiter zum Erfolg zu führen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich habe eine Vereinbarung mit meiner Familie getroffen, das heißt, daß eine klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben existiert. Wochentags bin ich für Swissair und Sabena tätig, auch abends; das Wochenende gehört meiner Familie. Voraussetzung ist, daß der Partner dies versteht und auch akzeptiert.Welche Auswirkung hat die Globalisierung im europäischen Flugverkehr für Ihre Unternehmensgruppe im Bezug auf den Kunden? Heutzutage schaut der Kunde in der Mehrheit auf den Preis. Die Swissair hat bedauerlicher Weise noch immer das Image des High-Preises, welcher aber nicht mehr stimmt. Wir sind in allen Märkten bei den Mitbewerbern gleich, aber auch manchmal billiger. Früher wurde auch seitens des Vorstandes der Swissair hohes Augenmerk auf das High-Preis-Geschäft gelegt, weil es Ziel war, zu den High-Passagieren zu kommen. Der Touristikbereich war nicht ein wirkliches Thema. Dies hat sich zwischenzeitlich sehr geändert. Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen, das heißt dort wo wir die Möglichkeit sehen, die Preisführerschaft einzunehmen, tun wir dieses; jedoch sind wir kein EU-Carrier um die Preisführerschaft halten zu können. Dank der Verhandlungen mit der EU, sind wir in der Lage und aufgrund der sehr engen Zusammenarbeit mit Sabena, ähnliche Aktionen im Sinne von Preisangeboten durchführen zu können. Ein wichtiger Faktor ist für die Kunden aber noch immer das Image, das die Schweiz bei den betreffenden Personen hat: Sauberkeit und Pünktlichkeit.Wie lebt es sich mit den Mitbewerbern? Der Nationalcarrier hat im Heimatland große Vorteile, die eine Fluglinie eines Drittlandes nicht hat. Wir versuchen Marktanteile zu gewinnen, das heißt wir bieten optimale Umsteigeverbindungen an. Sicher gibt es auf der Strecke Wien-Zürich eine Konkurrenz mit Austrian Airlines. Die Vergangenheit hat jedoch gezeigt, daß wir erfolgreicher waren.Welchen Tip würden Sie der nächsten Generation in Ihrer Branche mitgeben? Wichtig ist, daß man bereit ist, Verantwortung zu übernehmen, Loyalität gegenüber dem Unternehmen zu leben und auch Risikobereitschaft und Teamfähigkeit zu besitzen. Was den Führungsstil anlangt, sollte man flexibel sein, das heißt es kommt immer auf die jeweilige Situation an, welche man vorfindet. Weiters sollte einem bewußt sein, daß zuerst großer Einsatz verlangt wird, erst später stellt sich der Erfolg ein, den man haben möchte. Langfristig wird dies auch anerkannt und auch von der Unternehmensleitung honoriert.Wie können Sie Abschalten? Dies war für mich nie ein Thema. Im November 1999 als ich in Österreich diese Organisation aufgebaut habe, hörte ich von Kollegen, daß sie unbedingt eine gewisse Zeit brauchen um Abstand vom streßigen Alltag zu gewinnen. Diesen Drang habe ich noch nie gehabt. Wenn ich ein Ziel vor Augen habe, setze ich mich mit aller Konsequenz dafür ein, dieses auch zu erreichen. Vielleicht war dies ein Punkt, warum meine Karriere bis jetzt so gut verlaufen ist. Wenn man Spaß und Freude an der Arbeit hat, macht man den Job gern.