Zum Erfolg von Hans Schreier
Was ist für Sie Erfolg?
Die verschiedenen Aspekte persönlichen und öffentlichen Erfolges müssen nicht zwangsläufig dasselbe sein. Für mich bedeutet Erfolg, wenn es immer aufwärts geht. Ich vertrage keine Plateau-Situation, sondern strebe stets nach der nächsten Herausforderung.Was war für Ihren Erfolg ausschlaggebend? Ehrgeiz. Er war auch der Grund, weshalb ich nicht Musiker wurde, wie ich es einige Zeit vorhatte. Ich fürchtete, als Solist nicht gut genug zu sein und wollte nicht die Nummer drei im Orchester werden. Das kann man auch auf den Rest meines Lebens übertragen. Ich kann gut mit anderen Menschen umgehen, höre zu, nehme sie wie sie sind und akzeptiere deren Persönlichkeit, Charakter und Kultur. Im Zuge meiner Arbeit konnte ich ein weltweites Netzwerk aufzubauen und beschäftige mich mit Begeisterung mit verschiedenen Kulturen. Das ist sicher auch ein Teil meines Erfolgsgeheimnisses.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Insgesamt ja, das heißt aber nicht, daß ich immer nur erfolgreich war. Es gab und wird auch künftig zahlreiche „Ups and Downs“ geben, das nehme ich in Kauf. Aus den Tiefs lernt man, sie sind es, die mich zum nächsten Erfolg treiben. Wie jeder andere habe auch ich Angst vor Mißerfolg; Niederlagen ändern jedoch nichts an meiner grundsätzlichen Einstellung.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Am 1. März 1981, als ich nach San Francisco ging. Ich war vom wissenschaftlichen Umfeld in dieser Stadt derart fasziniert, daß ich sofort spürte, mich hier entfalten zu können und wußte, daß ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. In der Schweiz war ich approbierter Apotheker und hätte eine Apotheke betreiben können, damit wäre ich aber mit Sicherheit in die geistige Frührente gegangen.Wieviel Zeit nehmen Sie sich für Entscheidungen? Ich entscheide sehr rasch und intuitiv.Wie erkennen Sie Chancen? Auch hier spielt Intuition die Hauptrolle, wirklich analytisch bin ich nur gelegentlich.
Haben Sie diese Tätigkeit angestrebt?
Nein, mit zehn Jahren wollte ich Pfarrer werden und ging in ein bischöfliches Knabenseminar. Später interessierte ich mich vor allem für die Musik: Hätte mich damals ein Mentor auf diesen Weg gebracht, wäre ich heute Musiker.Wieviel Zeit investieren Sie in Weiterbildung? Ich bilde mich täglich durch meine Arbeit, am Telefon und per Internet weiter. In meiner Branche ist es schon zu spät, wenn man etwas in der Zeitung lesen kann. Alles ist Weiterbildung, strukturierte Weiterbildung würde meinem Naturell widersprechen. Ich will nichts vorgekautes und lerne am schnellsten an einer Situation.Was ist für Erfolg hinderlich? Engstirnigkeit und Ängstlichkeit.Welche Rolle spielt Ihr Umfeld für Ihren Erfolg? Im Grunde spielt das Umfeld für meinen Erfolg kaum eine Rolle, da ich ein typischer Selfmademan bin. Viele Menschen halfen mir, die Motivation kam aber immer aus mir selbst. Für meinen Vater war es eher tragisch, daß ich so erfolgreich wurde: ich entstamme einer einfachen Arbeiterfamilie.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die eigenen Charakterzüge will man immer auch in anderen erkennen. Daher arbeite ich gern mit Menschen, die offen, nicht eingleisig und flexibel sind. Wie motivieren Sie Mitarbeiter? Um die Fähigkeiten der Mitarbeiter voll auszuschöpfen, muß man sie auf ein Ziel ansetzen und somit ihre eigenen Entscheidungen treffen lassen.Was bedeuten für Sie Niederlagen? Sie sind der erste Schritt zum nächsten Erfolg. Ich kann mich wie ein nasser Hund abschütteln und weitermachen. Als Wissenschafter hat man zwangsläufig 360 Tage im Jahr Mißerfolge, man wächst also schon mit hoher Frustrationstoleranz auf.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Der krönende Abschluß meiner Karriere wäre die Entwicklung eines Arzneistoffes, der vielen Menschen hilft. Bekommen Sie ausreichend Anerkennung? Ja, da ich mich in internationalen Berufsverbindungen und Gesellschaften engagiere, bin ich international bekannt, werde zu Vorträgen eingeladen, wirke in verschiedenen Gremien mit und bin Gutachter für die Verteilung von Forschungsgeldern.