Zum Erfolg von Werner Klausberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, Dinge umzusetzen, die mich interessieren und bewegen und in gesunder Relation zu meiner wirtschaftlichen Absicherung stehen. Als besonders erfolgreich empfand ich das oben erwähnte Forschungsprojekt, da ich viel Energie aufbrachte, um dieses Projekt realisieren zu können und mich selbst mit meinen Interessen einbrachte. Vielleicht war jene Arbeit so wichtig für mich, weil sie schwierig durchzusetzen war – sie stellte demnach eine gewisse Herausforderung dar. Ich überwand alle Schwierigkeiten und konnte das Projekt erfolgreich abschließen. Der finanzielle Gewinn war dabei leider nicht nennenswert. Bei anderen Aufträgen verhält es sich manchmal genau umgekehrt, das heißt, der wirtschaftliche Nutzen ist gegeben, die Anforderungen sind aber nicht so verlockend. Um zu Erfolg in meinem Sinne zu kommen, sollten sich beide Bereiche die Waage halten.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Im klassischen Sinne, also viel Geld zu verdienen, nein. Das „große Geld“ ist in unserer Branche eigentlich nicht möglich, da die Hochschätzung unserer Arbeit durch die Gesellschaft nicht wirklich erfolgt. Auch wenn es nicht so aussieht, ist ein Hochbauprojekt oft einfacher zu planen als eine Freifläche, da in der Baubranche viele Teile multiplizierbar sind. In unserem Bereich kommt es aber auf Kreativität und Einfühlungsvermögen für einen Raum an und oftmals sehen die Menschen gar nicht, daß ein Raum speziell geplant wurde und einen bestimmten Zweck erfüllt. Wichtig für mich ist, daß ich meine Arbeit als sehr spannend empfinde und daß sie mir Spaß macht. Die Menschen, die die von uns geplanten Einrichtungen nützen, stehen dabei im Vordergrund. Unsere Entwicklung von Arbeitsfeldern und Arbeitszugängen macht mich sicherlich stolz.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es gab eigentlich keinen sogenannten „Knackpunkt“ in meiner Karriere. Sie stellt sich eher als permanente Entwicklung und nicht als plötzliches Ereignis dar. Als wichtigstes Ereignis möchte ich die klare Entscheidung über mein Arbeitsfeld angeben. Die Studienrichtung „Visuelle Gestaltung“ ist so breit gefächert, daß es erst einmal einer Fokussierung auf ein Gebiet bedurfte. Als diese Entscheidung gefallen war, konnte ich mich endlich auf das konzentrieren, was ich mir wirklich als Ziel vorgab.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, erfolgreich; erstens, weil ich mit fortgeschrittenem Alter noch zu studieren begann, zweitens, weil ich mein Arbeitsfeld selbst bestimmen und repräsentieren kann. Ich kann also auf den Weg, wie Projekte abgewickelt werden, Einfluß nehmen und somit meine Kreativität und Selbständigkeit verwirklichen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Bis vor kurzem beschäftigte ich noch eine Mitarbeiterin, im Moment arbeite ich jedoch alleine. Die Vorstellung war, daß ein Mitarbeiter Geschäftsspitzen abfangen könnte, was sich jedoch als nicht realisierbar herausstellte. Besser ist es für mich, bei Projekten, die mehr Arbeit erfordern, in einer Arbeitsgruppe zu arbeiten, was auch den Vorteil hat, daß Personalkosten nicht durchgehend bereitgestellt werden müssen. Die Erwartungen, die ich in Mitarbeiter setze, sind das Übernehmen von leicht bewältigbaren Teilbereichen, soziale Kompetenz, das heißt, ein Gefühl für das mit der Planung vernetzte soziale Umfeld zu entwickeln, außerdem sicheres Auftreten Kunden gegenüber und auch Wissen, das in die Firma als Ergänzung eingebracht werden kann.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Am Anfang meiner Selbständigkeit vernachlässigte ich die Familie zugunsten meiner Arbeit. Weil ich nicht „Stop“ sagen konnte, ging mir viel an Lebensqualität verloren. Heute ist vieles schon geleistet, sodaß ich auf ein breites Erfahrungsfeld zurückgreifen kann. Diese Routine bringt in vielen Arbeitsbereichen Erleichterung, die sich für mich in mehr Freizeit für mein Privatleben ausdrückt. Auch meinen Perfektionismus konnte ich etwas zügeln und somit mehr Freiräume erlangen. Heute halte ich mir Wochenenden bewußt frei und sage manchmal Termine ab, um mir dieses Maß an Lebensqualität zu erhalten.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Die berufliche Selbständigkeit ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Man hat einerseits die Möglichkeit, Dinge zu bewegen und zu bestimmen, andererseits muß man sich bewußt sein, daß so manches andere auf der Strecke bleibt, wie zum Beispiel die Freizeit. Neben dem Mehr an Zeitaufwand ist man für die Beschaffung von Aufträgen und somit sein monatliches Einkommen selbst verantwortlich. Wichtig erscheint mir, sich im Beruf nicht zu überfordern und dem Beruf nicht alles unterzuordnen. Phasen der Freizeit sind notwendig, um sich zu regenerieren und neue Kraft für das kommende zu sammeln.