Zum Erfolg von Otto R. Flum
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß wir es beispielsweise schafften, die Radsport - Welt- und Europameisterschaften nach Österreich zu holen. Erfolg ist für mich nur dann gegeben, wenn alle daran Anteil nehmen können und er für alle spürbar ist. Erfolg bedeutet für mich nicht, Millionnengewinne zu erzielen. Erfolg ist sehr vorsichtig zu genießen, da er, wenn man ihn an den Managern des Jahres mißt und in den letzten zehn Jahren fünf Manager des Jahres als Beispiel nimmt, an den Statistiken sieht, wie viele Unternehmen unter deren Führung in den Konkurs schlitterten. Erfolg ist für mich etwas Langfristiges. Unsere Unternehmenskultur ist im wesentlichen mit der Langfristigkeit der japanischen Mentalität vergleichbar. Erfolg ist die Atmosphäre im Unternehmen und eines muß einem immer bewußt sein: man kann keine nach außen strahlenden Mitarbeiter haben, wenn intern Grabenkämpfe herrschen. Des weiteren ist die Sprache des Managements so zu gestalten, daß jeder Arbeiter sie zu verstehen vermag.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
In aller Bescheidenheit, ja.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich glaube, neben meiner angeborenen, normalen Intelligenz war mein gutes Einfühlungsvermögen ausschlaggebend. 80 Prozent meiner Tätigkeit macht Menschenführung aus und 20 Prozent bestehen aus kaufmännischen oder anderen Leistungen. Daraus erkennt man sofort, daß die wesentlichen Elemente der Menschenführung das Zuhören, das Durchsetzungsvermögen, vor allem aber das Einfühlungsvermögen sowohl im harten, als auch im gefühlsvollen Vorgehen das Um und Auf darstellen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Jeder Mensch hat Höhen und Tiefen. Da ich auf einen langen erfolgreichen Weg zurückblicken kann, glaube ich, daß ich das Unternehmen nie im Stich ließ und auf langjährige Mitarbeiter verweisen kann. Gab es eine Situation, in der andere vielleicht aufgegeben hätten? Es gab vor ca. sieben Jahren in unserer Branche einen extremen Einbruch; in jenem Jahr bauten viele Mitwerber Personal ab. Auch wir kamen in eine sehr schwierige Situation. Ich setzte mich mit allen Filialleitern zusammen, um mit ihnen dieses Problem zu besprechen und wir einigten uns, auf einen Teil unseres Gehaltes zu verzichten, um unsere Mitarbeiter weiterhin beschäftigen zu können. Von den Mitarbeitern erwarteten wir, daß sie zehn Überstunden im Monat an Mehrleistung für ihr bestehendes Gehalt leisteten. Einen Tag später erhielten wir die Zusage der Personalvertretung und gingen erstarkt aus dieser sehr schweren Situation heraus. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Mein ehemaliger Chef war ein richtiger Geschäftsmann; er war im Vorstand und naturgemäß rein umsatzorientiert. Er konnte auch mit den Menschen sehr geschickt umgehen; das hatte auch großen Einfluß auf mich.Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Unsere Branche in ihrer früheren Form existiert nicht mehr. Sie veränderte sich im Eiltempo in Richtung IT und EDV. Wir vermarkten 90 Prozent unserer alten Kopiersysteme nur mehr vernetzt, das verändert die gesamte Industrie in dramatische Art und Weise. Heutzutage muß man imstande sein, Strukturen anzubieten; aus diesem Grund sind wir auf dem Weg, uns zu einem EDV-Unternehmen zu entwickeln.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Die wichtigste Aufgabe der Geschäftsleitung besteht darin, Sorge zu tragen, daß jeder Mitarbeiter die Gelegenheit hat, sich im Unternehmen und mit dem Unternehmen weiterzuentwickeln. Viele Firmenchefs lösen bei Problemen ihre Verkaufsmannschaften auf, anstatt mit den bestehenden Mitarbeitern Lösungen zu erarbeiten. Es ist ganz erstaunlich zu sehen, wie Mitarbeiter, die von ihren Chefs vernünftig gefordert werden, hervorragende Leistungen erbringen können.Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Mitarbeiter aus? Natürlich wird in erster Linie die fachliche Kompetenz überprüft. Im Managementbereich werden mir die Besten vorgestellt, daher benötige ich nur noch die Informationen, die mir helfen, die Persönlichkeitsstruktur und Teamfähigkeit des Bewerbers festzustellen. Wir haben eine sehr geringe Fluktuation, deshalb suche ich Menschen, die in unser Teamgefüge passen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wenn Erfolg bereits gegeben ist, ist automatisch auch die Begeisterung vorhanden. In Notsituationen - wie ich vorhin an einem Beispiel erläutert habe - halten die Mitarbeiter zusammen und lassen mich, d.h. die Firma nicht im Stich.
Wie ist Ihr hierarchischer Strukturkoeffizient?
Wir beschäftigen österreichweit über 180 Mitarbeiter und pflegen das Management der offenen Tür. Ich bin jetzt seit dreißig Jahren Geschäftsführer des Unternehmens, daher sehe ich zwar meinen Verkaufsdirektor, der mich seit 29 Jahren begleitet, als Nummer Zwei, ansonsten versuchen wir, alle Mitarbeiter auf eine Ebene zu stellen.