Zum Erfolg von Roman Kokoschka
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet Zufriedenheit der Patienten und des behandelnden Arztes, aber auch Karriere. Ich beziehe den Begriff schwerpunktmäßig auf Leistung im Beruf.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich sehe mich beruflich als erfolgreich, weil ich fast ausschließlich zufriedene Patienten habe und mein Handwerk verstehe. Vom Gesichtspunkt der medizinischen Universitätskarriere her gesehen eher nicht - der Grund dafür liegt in meiner Natur als Einzelkämpfer, der weniger im Team arbeitetet.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Als Arzt lebt man von der Mundpropaganda zufriedener Patienten. Ich denke, daß meine ruhige Ordination, das persönliche Eingehen auf den einzelnen Patienten und meine Art, gezielt zu arbeiten, ausschlaggebend für meinen guten Ruf sind. In der Medizin geht es darum, überlegte Entscheidungen als Folge der Diagnose zu fällen. Ich erstelle zunächst die Diagnose, die ich durch verschiedene Hilfsmittel, Tests und Untersuchungen erhärte. Meist führt mich der Patient selbst schon sehr nahe an die Ursachen heran. Danach setze ich ganz gezielte Handlungen. Ich halte nichts davon, unzählige wahllose Tests durchzuführen und mit Kanonen auf Spatzen zu schießen. Ich spreche mit einem Patienten auch erst dann über seine Diagnose, wenn diese hundertprozentig feststeht; jemanden mit zig Möglichkeiten Kopfzerbrechen zu bereiten, ist der falsche Weg.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Man muß nicht immer bei Null beginnen, man kann auch Bestehendes weiterentwickeln. Revolutionär Neues wird man kaum noch finden, für das meiste ist der Grundstock bereits vorhanden. Originalität bedeutet auch, etwas noch nicht gänzlich fertig Gedachtes aufzunehmen und weiterzuentwickeln. Besonders dort, wo es viele Lösungsvarianten für ein Problem gibt, wurde die beste vermutlich noch nicht gefunden. Dort, wo es nur eine einzige Lösung gibt, zum Beispiel eine Operationstechnik, ist sie wahrscheinlich auch die beste, die aber auch noch verbessert werden kann.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Das naheliegendste Vorbild war mein Onkel Oskar Kokoschka. Er war eine Vaterfigur mit dem richtigen Maß an Verständnis und Bestimmtheit. Er konnte zuhören und mich als jungen Menschen dorthin bringen, wo er glaubte, daß es für mich richtig sei. Sein Geist ruhte nie, er führte bis zuletzt ein positives, aktives Leben. Auch das Elternhaus spielt eine sehr wesentliche Rolle - es sollte einem jungen Menschen Erfolg ermöglichen, ihn jedoch nicht dazu treiben. Durch Unterstützung, positive Motivation, wenn Zweifel aufkommen; aber auch mit hartem Durchgreifen, wenn man von seinem Ziel abzuschweifen droht, können Eltern den Erfolg maßgeblich beeinflussen. Entscheidend ist das Verständnis der eigenen Familie oder des Lebenspartners für die Tätigkeit, die man ausübt. Verständnis, Bestätigung und Vertrauen sind hier die Basis.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erfahre genug Anerkennung, obwohl man als Arzt nur selten von Patienten Dank erhält, weil die medizinische Versorgung als selbstverständlich angesehen wird.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich denke, daß ich im Spital absolut anerkannt bin. Ich habe den Kollegen nie etwas aufgezwungen, sondern versuche immer, sie zu einer Idee hinzuführen. Im privaten Bereich glaube ich als netter, umgänglicher Mensch wahrgenommen zu werden.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Nach Einsatzfreude und der Bereitschaft, außergewöhnliche Leistungen zu erbringen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Motivation ergibt sich, sobald jemand bereit ist, sich motivieren zu lassen. Ich motiviere durch Begeisterung, der Leithammel muß wissen, wohin er will, ohne daß die Ziele jedem mitgeteilt werden müssen. Es ist besser, kleinere, also erreichbare Ziele vorzugeben und sie schön langsam zu steigern. In einer gewissen Euphorie ist es dann auch möglich, aus den Mitarbeitern streckenweise mehr herauszuholen, als sie sich selbst zutrauen würden. Also gebe ich ein Tagesziel vor und versuche, im Endspurt möglichst über das Ziel hinauszuschießen - das funktioniert sehr gut. Mein Team im Krankenhaus ist zusammengeschweißt, es gab nie Reibereien oder Intrigen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Mein Privatleben hat sich immer bestens an das Berufsleben angepaßt, es gab diesbezüglich nie Schwierigkeiten. Sofern man einen gewissen Lebensstandard anstrebt, müssen in einer Partnerschaft beide Teile berufstätig sein. Dafür kann man dann die freie Zeit umso mehr gemeinsam genießen. Ich sehe mich auch im privaten Bereich als durchaus erfolgreich und glücklich.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Relativ viel, ich habe zahlreiche Fachzeitschriften abonniert, um mich über Neuerungen auf dem laufenden zu halten. Nach dreißig Praxisjahren kann ich dabei erkennen, ob eine Methode nur ein Modetrend ist, oder sich wirklich etablieren kann. Dem gehe ich dann weiter nach.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ein Ziel mit Gewalt erreichen zu wollen geht meist schief. Entscheidend ist es, sich mit Menschen zusammenzufinden, die einen ähnlichen Charakter haben, unter solchen findet man leichter Verständnis, und in einem positiven Arbeitsumfeld kann man leichter Erfolg haben, sofern man nicht über Leichen gehen will. Ich habe beobachtet, daß gerade Karrierestreber schnell umfallen, sobald sie einen Widerpart bekommen und auf Kritik stoßen. Um erfolgreich zu sein, sollte man sich mit allen Menschen - vom Portier bis zum Generaldirektor - verstehen. Je einfacher der Weg zum Erfolg ist, je weniger der Weg von außen beeinflußbar ist, je kleiner die Größe der unbekannten Variablen und je geringer die möglichen Störfaktoren sind, desto eher wird man auch Erfolg haben können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Beruflich habe ich den obersten erreichbaren Plafond erreicht. Meine größte Niederlage war es, daß ich die Habilitation und damit die akademischen Titel nicht erreicht habe. Dafür hätte ich mich zu einem Zeitpunkt, als ich die Kraft dafür gehabt hätte, noch mehr engagieren und mich in eine Mannschaft einbinden müssen. Als Einzelkämpfer war es jedoch nahezu unmöglich, die Anzahl an vorgeschriebenen wissenschaftlichen Arbeiten abzuliefern.