Zum Erfolg von Klaus Guggenberger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ich verspüre Erfolg, wenn ich eine konkrete Verbesserung der Lebenslage blinder Menschen erreichen kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich als erfolgreich, weil ich seit meiner Präsidentenschaft sehr viel erreichen konnte. Beispielsweise sind wir gerade dabei, ein Berufsbildungs- und Forschungsinstitut für blinde und sehbehinderte Menschen zu errichten, das völlig einzigartig ist und 2002 die Arbeit aufnehmen wird. Dabei haben wir die Gunst der Stunde genützt und profitieren von der Behindertenmilliarde der Bundesregierung.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich kann in meine Funktion mein Wissen darüber einbringen, was Blinde und Sehbehinderte heute brauchen. Ich kenne ihre Bedürfnisse sehr genau und zeichne mich durch meine Art des Verhandelns aus: ich finde in den Behörden und Ministerien, mit denen ich Verhandlungen führe, sehr positive Resonanz, weil ich nicht stur und hart agiere. Ich bin jemand, der versucht, Menschen im Guten zu überzeugen, nicht zu fordern. Ich bin an und für sich ein sehr kulanter Mensch, ich bin nicht nachtragend, gebe aber auch nicht auf, bis ich meine Ziele erreiche – dies hat mit Sicherheit mit Flexibilität zu tun. Durch dieses Amt bin ich im übrigen noch optimistischer geworden als zuvor, weil ich in meiner Position nahezu alles erreichen konnte, was ich wollte. Dabei bin ich sehr realistisch und stelle keine Forderungen, die mir bereits im Vorfeld unmöglich erscheinen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich traf einen meiner besten Entschlüsse im Zusammenhang mit dem Berufsbildungs- und Forschungsinstitut für blinde und sehbehinderte Menschen, für das ich mich binnen kürzester Zeit entscheiden mußte. Dies war eine Einzelentscheidung, die ich im Prinzip ohne die Meinung von Kollegen zu treffen hatte, weil mir viel daran lag, sie sofort umzusetzen. Generell bin ich ein Mensch, der lange und manchmal sogar etwas zu gründlich überlegt. Im übrigen ist es in meiner Position nicht einfach, es allen rechtzumachen; ich werde oft mit Forderungen konfrontiert – der Schlüssel zum erfolgreichen Handeln liegt für mich ganz einfach darin, mit den Menschen zu sprechen und herauszufinden, ob solche Forderungen überhaupt realistisch sind. Bei wichtigen Entscheidungen auf Vorstandsebene spreche ich zunächst immer getrennt mit allen Beteiligten, weil mir ein Gespräch unter vier Augen lieber ist als eine Diskussion im Gremium.Gab es eine Situation, in der andere aufgegeben hätten? Eine sehr schwierige Entscheidung mußte ich treffen, als ich einen Prozeß gegen einen ehemaligen Mitarbeiter führte, in dem es um sehr viel Geld ging. Die Entscheidung, den Prozeß bis zum bitteren Ende weiterzuführen, oder eben nicht, lag an mir, wobei niemand wußte, wie er ausgehen würde. Die Alternative dazu war ein Vergleich, den ich trotz kritischer Stimmen einging, weil ich wußte, daß wir enorm viel Geld verloren hätten, wenn der Prozeß zu unseren Ungunsten ausgegangen wäre. Wenn ich spüre, daß es noch eine Chance gibt, gebe ich generell nicht auf.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Zunächst müssen die Mitarbeiter das rein fachliche Anforderungsprofil erfüllen, gerade in unserem Bereich müssen sie sich auch durch Menschlichkeit auszeichnen, weil die Gefahr, Blinde zu hintergehen, natürlich gegeben ist – indem jemand zum Beispiel am Computer spielt, anstatt zu arbeiten. Solche Dinge bemerke ich natürlich mit der Zeit, weil ich ein sensibler Mensch bin. Ich erwarte von meinen Mitarbeitern, daß sie Leistungen erbringen und ihre Anforderungen erfüllen, dabei bin ich aber kein „Treiber“, sondern für Gespräche zugänglich. Wenn jemand sein Arbeitspensum nicht schafft, finden wir immer eine Lösung.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich glaube von meinen Mitarbeitern sagen zu können, daß sie mich sehr schätzen, ich bin kein autoritärer Chef und zeichne mich durch meinen Humor aus. Es ist für mich wichtig, meine Mitarbeiter zu motivieren, da motivierte Mitarbeiter das wichtigste Kapital eines Unternehmens darstellen. Ich muß natürlich auch klare Ziele vorgeben, die aber nicht im wirtschaftlichen Bereich zu finden sind. Beispielsweise führen wir eine Hörbücherei, die subventioniert wird; eine Hilfsmittelzentrale, einen Erholungsbetrieb, etc., wobei wir höchsten Wert darauf legen, daß das Service gut funktioniert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Meine Familie würde mich mit Sicherheit gern öfter zu Hause sehen. Ich bin verheiratet, habe aber keine Kinder – hätte ich Kinder, könnte ich diese Position nicht besetzen. Grundsätzlich bewerte ich mein Familienleben höher als meinen Beruf, ich bin meiner Frau dankbar, daß sie diesen Weg mit mir geht und mein berufliches Engagement akzeptiert. Sie begleitet mich oft, auch auf Auslandsreisen.
Ihr Lebensmotto?
Etwas für meine Schicksalskameraden erreichen – ich empfinde die größte Freude, wenn ich eine Verbesserung erzielen konnte.