Zum Erfolg von Friedrich Kiesling
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Zufriedenheit mit dem was man hat und ist. Ich hätte meinen Betrieb schon vergrößern können, aber dann hätte ich mir neue Angestellte nehmen müssen. Das wollte ich nicht, denn wir sind seit 1927 ein reiner Familienbetrieb und das ist für mich in der heutigen Zeit ein großer Erfolg. Außerdem möchte ich mich nicht übernehmen, denn ich kenne genug Betriebe, die kurze Zeit nach ihrer Expansion zusperren mussten. Ich bleibe am Boden, kenne meine Einnahmen und Ausgaben und bin zufrieden, solange ich davon leben kann.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, denn unsere Bäckerei könnte von Laufkundschaft alleine nicht mehr leben. Deshalb habe ich schon vor zehn Jahren damit begonnen, neue Kunden zu akquirieren. Seither beliefere ich Bäder, Schulen und Bezirkshauptmannschaften mit belegten Brötchen und Getränken. Dieses Buffetservice ist nicht nur sehr lukrativ, sondern erhöht auch meinen Bekanntheitsgrad enorm. Außerdem ist die Mundpropaganda mittlerweile so groß, daß sich immer wieder von selbst Neukunden telefonisch bei mir melden. Das ist ein tolles Gefühl und gibt mir die Bestätigung, daß die Qualität in meiner Bäckerei stimmt.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Der direkte Kontakt zwischen Chef und Kunde. Ich gehe auf die Menschen zu, suche direkten Kontakt zu meinen Kunden. Das ist mein Erfolgsrezept. Es kommt nun einmal sehr gut an, wenn der Chef direkt mit dem Kunden verhandelt, Preisvereinbarungen trifft und als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Das Chef- Sein ist gar nicht so leicht: ich muß Entscheidungen treffen, Verhandlungen führen, das ist ein dauernder Lernprozeß, an dem ich immer noch arbeite.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Da gibt es keinen konkreten Zeitpunkt, da ich schon seit über 20 Jahren in dem Betrieb mitarbeite. Allerdings konnte ich seit der Übernahme der Bäckerei den Umsatz noch steigern, das ist etwas, das ich wirklich mir selbst zuzuschreiben habe und worauf ich wirklich stolz bin.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Als ich die Zulieferung für das Bundesheer verweigert habe. Da hätte ich zusätzliches Personal einstellen müssen, was wiederum mit enormem Aufwand verbunden gewesen wäre. Solange ich nicht auf derartige Aufträge angewiesen bin, möchte auch künftig meine Linie des Kleinbetriebes weiter verfolgen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Frau. Sie unterstützt mich kräftig und ist auch massgebend am Aufschwung der Firma beteiligt.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn Kunden extra in meine Bäckerei kommen, weil ihnen mein Brot beim Heurigen so gut geschmeckt hat oder Stammkunden zu mir sagen, daß sie zufrieden sind, weil das Brot so frisch ist, dann ist das Anerkennung genug. Im privaten Bereich, war es für mich eine große Anerkennung, daß mein Vater mir die Bäckerei übergeben hat.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
So wie jeder Kleinbetrieb muß auch ich gegen Großunternehmen wie Supermärkte kämpfen. Ich versuche aber, mich auch weiterhin mit Qualitätsprodukten auf dem Markt durchzusetzen. Auch die Preispolitik der Bäckerinnung ist sehr hart. Der Preiskampf um neue Kunden macht die Konkurrenzsituation nicht besser.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine sehr großen. In unserem Familienbetrieb arbeiten fünf Mitarbeiter, da kann sich jeder hundertprozentig auf den anderen verlassen. Wir können flexibel agieren, unsere Arbeits- und Urlaubszeiten absprechen, das ist schon sehr angenehm. Was sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die Flexibilität, die es mir ermöglicht, direkt auf Kundenwünsche einzugehen. Wenn ein Kunde bei mir anruft und einen Auftrag für mich hat, dann kann ich direkt Entscheidungen treffen. Darauf lege ich großen Wert.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Weil die Bäckerei im Haus ist, lassen sich die beiden Bereiche sehr gut vereinbaren. Trotz der außergewöhnlichen Arbeitszeiten im Bäckerleben kommt meine Familie auf keinen Fall zu kurz.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Eigentlich gar keine, denn es bleibt mir gar keine Zeit dafür.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Immer seiner eigenen Linie treu sein und am Boden der Tatsachen bleiben. Sich nur nicht übernehmen, das ist das wichtigste.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte in erster Linie gesund bleiben, denn als Selbständiger kann man es sich einfach nicht leisten, krank zu werden. Ich hoffe, daß eines meiner Kinder eines Tages den Betrieb übernehmen wird und möglicherweise eine Konditorausbildung absolvieren wird, dann könnten wir ein Café eröffnen.