Zum Erfolg von Michael Lehmann
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Auf der beruflichen Seite heißt Erfolg, gemeinsam mit meinem Team das Ziel, zufriedene Gäste zu haben und gleichzeitig entsprechende Bilanzen zu schreiben, zu erreichen. Ich fühle mich erfolgreich und gut, wenn ich nach einem Arbeitstag zwar müde, aber zufrieden und nicht ausgebrannt bin. Auf privater Ebene zählt für mich ein intaktes Familienleben zum Erfolg.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Das war ein richtiges Schlüsselerlebnis. Im Jahr 1972 saß ich bei einer langweiligen Familienfeier in einem Hotelrestaurant, dabei lud mich jemand spontan in die Küche ein. Ich war neugierig geworden, was denn da so hinter dieser schwarzen Flügeltüre wäre und sah mir das genauer an. Das war mein erster und nachhaltig wirkender Eindruck von der Gastronomie. Als ich erst einmal das Handwerk beherrschte, bemerkte ich bald, daß ich eigentlich mehr konnte und auch mehr wollte. Diese innere Einstellung, also Neugier und das Gefühl, immer weiter zu wollen, immer mehr schaffen zu können, sehe ich als die Grundlage meines Erfolges.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich möchte hier besonders meine Frau nennen, die, als ich Direktor werden sollte, voll und ganz hinter mir stand, mich unterstützte und mir zu verstehen gab, daß sie fest daran glaubte, daß ich dieser Aufgaben gewachsen war.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich wäre nicht in dieser Position, wenn alle Menschen in meinem Umfeld mit mir zufrieden wären. Ich gehe aber relativ offen mit meinen Mitmenschen um und habe ein kollegiales Verhältnis zu meinen Mitarbeitern; darüber hinaus kennt man mich als einen Menschen, der sich nicht scheut, Konflikte auszutragen.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Das Wichtigste ist neben der reinen Berufsausbildung der Mensch selbst. Hier entscheiden meistens die ersten zehn Minuten im Einstellungsgespräch, davon hängt es ab, ob ich mich weiter mit dem Bewerber befassen will. Mangelndes Fachwissen kann man sich auch im Nachhinein aneignen, menschliche Mängel kann ich nicht akzeptieren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Geld allein ist noch keine Motivation. Ein Unternehmen kann nur das bezahlen, was wirtschaftlich zu vertreten ist. In den neuen deutschen Bundesländern geht es der Hotellerie zur Zeit nicht besonders gut, die wirtschaftliche Lage ist schwierig. Wir bezahlen pünktlich die Gehälter, das wäre in manchen Betrieben an sich schon Motivation genug, denn es gibt genug Betriebe, in denen das nicht selbstverständlich ist. Doch darüber versuchen wir das Arbeitsumfeld so zu gestalten, daß den Mitarbeitern ein Familienleben möglich ist, und daß jeder Arbeitsplatz erstklassig ausgestattet ist.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich lege Wert darauf, die verbleibende Freizeit mit meiner Partnerin und den Kindern zu verbringen, auch wenn dies in dieser Branche nicht unbedingt regelmäßig möglich ist. Natürlich muß sich auch meine Partnerin darauf einstellen, daß man in der Hotellerie letztendlich vom Zeitplan der Gäste abhängig ist.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Schon aus Zeitgründen ist es mir nicht möglich, sehr viele Seminare oder Kurse zu besuchen, ich lese regelmäßig Fachzeitschriften. Darüber hinaus stellt dieser Beruf so hohe Anforderungen, daß man im aktiven Tun ständig dazulernt.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Gerade in diesem Beruf sollte einem jungen Menschen klar sein, daß er sein Leben auf die Gastronomie einstellen muß. Wer sich dessen nicht bewußt ist, muß in dieser Branche scheitern. Der nachfolgenden Führungsgeneration muß klar sein, daß man von Mitarbeitern nur verlangen kann, was man ihnen auch vorzeigen kann, das heißt, der Chef muß mehr können als seine Mitarbeiter.