Zum Erfolg von Michael Hlava
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg hat viel damit zu tun, Ziele zu erreichen und bedeutet für mich Authentizität, das Lebensziel zu finden und sich zu sagen: Das was ich ändern kann, darin werde ich mein bestes geben. Das was ich beim besten Willen nicht ändern kann, werde ich mit Gelassenheit begegnen. Erfolg heißt nicht zuletzt, sich zu seinen Schwächen zu bekennen; eine Persönlichkeit zu bleiben, selbstbewußt zu werden und niemanden kopieren zu müssen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, im Sinne meiner Definition sehe ich mich als erfolgreich, weil ich bin, was ich mache. Von außen werde ich aufgrund meines Werdeganges als sehr erfolgreich gesehen, ich persönlich sehe meinen Erfolg differenziert, weil sich alles von heute auf morgen wieder ändern kann – ich bin mir darüber im klaren, daß ich es sein kann, der übermorgen im Kaffeehaus sitzt und sich sagt: ich war einmal an der Spitze. Ich sehe mich aber als sehr erfolgreich, weil ich täglich sehr bereichernde Begegnungen erlebe; nicht aufgrund meiner Position, sondern aufgrund der Funktion, die ich erfülle und die mich erfüllt.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ich konnte die Erfahrung machen, daß es gerade die einfachsten Regeln sind, die am nachhaltigsten wirken – also etwa: „Tu Gutes und sprich darüber“, oder: „Wer nicht wirbt, stirbt“. Deshalb habe ich bewußt den Mut zum Einfachen und bemühe mich, pro Woche drei positive Presseaussendungen wegzuschicken. Für meinen Erfolg war die Reduktion auf das Einfache – nicht aber Oberflächlichkeit – maßgeblich. Ich habe die Fähigkeit, die komplexesten Zusammenhänge und Fragestellungen auf ihren einfachsten Kern „herunterzubrechen“, sodaß am Ende die Möglichkeiten A, B oder C übrigbleiben. Ich möchte meinen Mitarbeitern nicht nur als Respektsperson gegenübertreten, weil Respekt auch lähmen kann, sondern ihnen den Druck nehmen. Wenn man sich an Themen fast kindlich annähert, kann man viel produktiver arbeiten. Ich war immer sehr beschäftigt, immer im Einsatz – bereits als Volksschüler fotografierte ich mit einem Schulfreund Lokomotiven und Züge, das Thema Transport war für mich immer ein äußerst faszinierendes. Ich denke, daß es vor allem ausschlaggebend war, den Anspruch, alles verstehen zu wollen, niemals aufgegeben zu haben. Ich liebe nicht nur die Zusammenarbeit mit Menschen, sondern vor allem die Menschen selbst; einer meiner heimlichen Berufswünsche war es immer, Psychotherapeut zu werden. Eines meiner Erfolgsgeheimnisse lautet, daß es niemals ein „Ja oder Nein“, sondern immer ein „Sowohl als auch“ geben muß – ich begegne auch schwierigen Situationen mit einem „Warum nicht?“, oder generell mit einem „Willkommen“.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die wesentlichste Entscheidung meines bisherigen Werdeganges bestand darin, binnen Sekunden das Angebot anzunehmen, bei den Österreichischen Bundesbahnen tätig zu werden, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt das Studium noch nicht ganz beendet und mir eigentlich vorgenommen hatte, erst dann „richtig“ berufstätig zu werden, wenn ich ein abgeschlossenes Studium in der Tasche hätte. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Ich hatte in meinem Leben immer wieder mit Menschen zu tun, die sehr menschlich, emphatisch und herzlich waren und es verstanden, Potentiale zu erkennen, bzw. zu fördern und mich ein Stück begleiteten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist bei den Österreichischen Bundesbahnen ein wichtiges Thema, ich habe großes Glück, mit dem Vorstandsvorsitzenden zusammenarbeiten zu können. Er ist ein Mensch, vor dem ich mich getraue, Fehler zuzugeben, ich kann ihn auch ohne Scheu fragen, wenn ich etwas nicht weiß: die größte Anerkennung besteht für mich darin, als Mensch respektiert zu werden. Ich versuche, diese Form der Anerkennung an meine Mitarbeiter weiterzugeben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Die beiden Bereiche zu vereinbaren ist ein Prozeß, den ich erst noch lernen muß: zur Zeit widme ich mein ganzes Leben meinem Beruf, der aber ein integrativer Bestandteil meines Daseins und somit kein Widerspruch dazu ist. Ich verbringe fast jedes Wochenende in einer Therme und meditiere sehr viel, bin oft in Kirchen; meine Kraftquelle liegt in der Spiritualität. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man irgendwann in ein schwarzes Loch fällt, wenn man auch seine Freizeit im Büro verbringt, es ist wesentlich, abschalten zu können und meine Tätigkeit beizeiten aus einer gewissen Außensicht wahrzunehmen. Ich habe die radikale Entscheidung getroffen, während dieser Tätigkeit keine Partnerschaft einzugehen und keine Familie zu gründen, ich bin „verliebt in meinen Job“, weil ich für diesen Beruf alles geben möchte und mich nicht zwischen Arbeit oder Partnerin entscheiden will.Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? „Follow your instinct“ – Traue Deiner Intuition! Ich rate jedem jungen Menschen, sich eine Kraftquelle zu suchen (egal, ob das nun ein Mensch ist, oder ob sie in Spiritualität liegt). Es ist wichtig, nie müde zu werden, niemals aufzugeben und sich durchaus selbst ein wenig zu hetzen. Man darf zwar nicht zu selbstkritisch sein (zu hoher Druck frustriert und ist kontraproduktiv!), soll aber die Einstellung kultivieren, niemals zufrieden zu sein. Wenn es um Entscheidungen geht, sollte man der ersten und schnellsten vertrauen, sonst ist die Chance vertan und ein anderer wird sie nutzen. Man soll mit beiden Beinen selbstbewußt im Leben stehen und nicht auf die Einflüsse achten, die einen vom Weg abbringen können. Man muß sich den Blick aufs Wesentliche bewahren und darf nicht „betriebsblind“ werden; man muß auch in einem Unternehmen immer wieder hinterfragen, was man eigentlich macht.