Zum Erfolg von Thorsten Wolf
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich im Grunde genommen eine gewisse Anerkennung der Öffentlichkeit für die geleistete Arbeit. Wesentlich ist für mich ein weiterer Aufbau des Unternehmens in Form von Erweiterungen der Gastspieltourneen, Fernsehproduktionen, Rundfunkproduktionen oder Kolumnen. Erfolg beinhaltet also Anerkennung von außen genauso, wie eigene Zufriedenheit.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich empfinde mich als erfolgreich, wenn ich finanziell unabhängig bin. Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet für mich, nicht überlegen zu müssen, wie ich mein Unternehmen am Leben erhalten kann und neue Richtungen einschlagen zu können, ohne mich damit auseinandersetzen zu müssen, ob sich ein Projekt rentiert und was geschieht, wenn ich damit einen Verlust hinnehmen muß. Wer erfolgreich ist, hat Zeit, um nach rechts und links zu blicken und seinen Erfolg eventuell noch auszubauen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ausschlaggebend war eigentlich, daß ich anfangs belächelt wurde. Sie müssen sich vorstellen: 1990 geht ein junger Mann von 26 Jahren zum Gewerbeabend und sagte: Ich möchte gerne ein Privattheater eröffnen. Die Banker gucken wirklich verdutzt. Als es dann ernst wurde, ließ das Lächeln nach, war aber immer noch da. Zehn Jahre später gehören diese Leute zu meinen Kunden und ich lache. Die Ironie der anderen ist ein Ansporn, ihnen zu zeigen, daß es doch geht. Ich stand damals vor vielen verschlossenen Türen, die mir heute offenstehen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich tat 1990 einen sehr waghalsigen Schritt. Die Entscheidung, den Beruf des Installateurs aufzugeben und den Weg in die Selbständigkeit zu gehen, war eine sehr erfolgreiche.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich habe meinen beruflichen Lebensweg im Grunde genommen in Zusammenarbeit mit meinem Bruder, der 1992 dazugestoßen ist und mit mir das Theater aufgebaut hat, selbst geprägt. Er ist Gastronom und übernimmt diesen Sektor, meine Frau ist dabei für die gesamte Küche zuständig. Diese Form als Familienunternehmen prägt natürlich in einer gewissen Art und Weise. Aber im künstlerischen Sektor bin ich auf mich selbst angewiesen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich habe mich sehr über die Anerkennung für kulturelle Leistungen, den Oskar der Stadt Leipzig gefreut.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Wenn Sie die Presse aufmerksam lesen, wird Wolf hoch geschätzt und auch tief verachtet, was normal ist, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Aber ich denke, wenn man alles zusammenfaßt, wird Wolf doch als sehr humorvoll geachtet, geschätzt und auch geliebt. Sonst würde das Unternehmen nicht funktionieren.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Eine ganz wichtige. Für mich gibt es im Grunde genommen drei Begriffe, die für das Unternehmen ausschlaggebend sind: Loyalität, Teamgeist und die Anerkennung aller oder die Achtung eines jeden anderen. Mit diesen Grundsätzen führe ich das Unternehmen sehr erfolgreich.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich motiviere meine Mitarbeiter eigentlich durch meine Persönlichkeit. Das heißt, wenn ich schlechte Laune habe, werden meine Mitarbeiter nicht gerade begeistert sein. Also werde ich jeden Tag gute Laune haben und jeden Tag gute Stimmung verbreiten. Ich werde das Unternehmen jeden Tag so darstellen, daß die Mitarbeiter stolz sein können, hier zu arbeiten und ich denke, das mache ich auch. Das zweite ist, daß ich immer ein offenes Ohr für meine Mitarbeiter habe. Sie wissen, daß die Tür offen ist, wenn es ein Problem gibt. Das ist ein wichtiger Baustein. Grundsätzlich prägt der, der das Unternehmen führt, auch die Stimmung des Unternehmens.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir möchten ein sehr breites Publikum ansprechen, das ist für uns ein ganz wichtiger Aspekt. Unser Publikum umfaßt die gesamte Bandbreite - vom Senioren- bis hin zum Travestiepublikum. Dieses Theater soll dazu da sein, verschiedene Kulturen zu vertreten. Die Leute schätzen das, und ich denke, daß uns diese Philosophie so erfolgreich macht.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beruf und Privatleben sind für mich fast identisch, da ich fast 280 Vorstellungen pro Jahr spiele. Ich nehme mir aber meine Freiräume, mache Kurztrips und schaffe es mittlerweile, Aufgaben zu delegieren. Das ist sehr wichtig für mich.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Die eigene Qualifizierung entwickelt man durch das tägliche Leben. Durch die tägliche Problematik, die Bandbreite von Menschen, mit denen ich täglich zu tun habe, lerne ich viele Einstellungen kennen. Gesangsunterricht und Sprecherziehung ergeben sich durch mein Schauspiel quasi von selbst.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Das wichtigste ist Selbstbewußtsein. Um erfolgreich zu werden gilt es, ehrlich und offen zu sein und nicht bei der ersten Tür, die zufällt, nach Hause zu gehen. Eine gewisse Penetranz - oder Hartnäckigkeit - ist mit Sicherheit eine Basis jeglichen Erfolges.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe momentan eigentlich alle meine Ziele erreicht. Ich spiele jeden Abend Theater, ich habe Möglichkeit, Film- und Fernsehproduktionen zu machen und zu schreiben. Daher bin ich eigentlich glücklich. Heute wäre ich sogar froh, wieder etwas leiser zu treten. Doch solange es mir Spaß macht, geht es mir gut dabei. Ich bin rundum zufrieden.
Ihr Lebensmotto?
Wer viel arbeitet, hat viel Zeit zu vergeuden – Erfolgreiche arbeiten weniger. Das ist ein Satz, der für viele Menschen sicher arrogant klingt, aber Leute in dieser Branche, die ihn verstehen, wissen, wie er gemeint ist. Ich möchte nicht nur arbeiten und schlafen, sondern auch mein Leben genießen und die richtigen Prioritäten setzten.