Zum Erfolg von Christa Mayr
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, daß ich mit meiner Arbeit zufrieden bin, meine Familie glücklich ist und sich meine Patienten in der Therapie gut betreut fühlen.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich sehe mich im Sinne meiner Definition als erfolgreich, denn ich führe ein intaktes Familienleben und ein sehr erfüllendes Berufsleben.Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend für meinen Erfolg war die Durchsetzung meiner Ziele und die Unterstützung durch meine Familie. Schon während meiner Ausbildung im Brucknerkonservatorium war es mein Ziel, Physiotherapeutin und in weiterer Folge auch Hippotherapeutin zu werden, da ich als Kind schon geritten bin und relativ früh in Kontakt mit Hippotherapie kam. Ich bin überzeugt davon, daß man eine gewisse Unterstützung, hauptsächlich von familiärer Seite braucht. Es hat gewisse Stationen gegeben, die ich alleine nicht geschafft hätte, wie die Zusatzausbildung für die Hippotherapie und die Anschaffung der Pferde. Gerade in diesem Beruf ist es wichtig, gern mit Menschen zu arbeiten. Die Liebe zu Kindern ist ebenfalls notwendig, weil sie das Hauptanteil meiner Patienten darstellen.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich gehe mit Problemen je nach Situation und Stimmung um. Bei Problemen, die mich über Tage und Wochen beschäftigen, suche ich Rat und Hilfe bei mir nahestehenden Personen. Wenn ein Problem in den medizinischen Bereich fällt, bespreche ich es mit meinem Mann, der Unfallchirurg ist. Ich bin kein Mensch, der Konflikte gern allein bewältigt.Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein? In meinem Beruf ist es nicht schwieriger. Vielleicht hatte ich immer Glück, aber wo ich mich bewarb, dort wurde ich genommen. Die Physiotherapie ist derzeit noch eine Frauendomäne, aber das ändert sich. Als meine Tochter die Aufnahmeprüfung für eine Physiotherapie-Ausbildung absolvierte, hatten sich auch viele Männer beworben. Physiotherapie reicht mittlerweile auch schon in den sportlichen Bereich, vielleicht begründet dieser Umstand das zunehmende Interesse der Männer. Spezialisierung ist unbedingt notwendig. Obwohl ich eine umfassende Ausbildung genossen und viele Kurse belegt habe, würde ich es nicht mehr riskieren, andere als meine Spezialpatienten, nämlich Kinder und neurologische Patienten, zu behandeln. Wenn Patienten mit Unfallnachbehandlung bei mir anrufen, verweise ich sie an Kollegen. Ich könnte sie zwar behandeln, aber sicher nicht nach den neuesten Erkenntnissen. Man muß sich das auch selber eingestehen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Als ich selbständig war, ununterbrochen Patienten anriefen und mein Terminkalender der nächsten drei Monate voll war, hatte ich das Gefühl, es geschafft zu haben.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die Entscheidung, eine Physiotherapie-Ausbildung zu absolvieren, war wesentlich. Auch die Zusatzausbildung zur Hippotherapeutin war ein entscheidender Schritt. Jetzt habe ich meine Ziele erreicht. Viele Ausbildungen zu machen ist sicher von Nutzen, weil man dadurch Weitblick gewinnt.Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Ich halte Originalität für zielführender. Wenn man andere imitiert, kann man sich erstens nicht selbst entfalten und zweitens Dinge nie so gut machen wie der, den man imitiert. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Eltern haben durch ihre soziale Einstellung einen gewissen Weg vorgegeben. Mein Vater war Schuldirektor und für mich in sozialer Hinsicht ein Vorbild. Er hat zum Beispiel minderbemittelten Kindern kostenlos Nachhilfe gegeben.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Für mich ist sehr wichtig, von den Patienten, von zuweisenden Ärzten und von der Familie Anerkennung zu erfahren. Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst? Der Bereich der Physiotherapie kämpft immer noch um ein gewisses Ansehen, denn immer mehr Menschen werden in paramedizinischen Berufen tätig und bieten Therapien an, für die sie nicht qualifiziert sind. Mit diesem Problem haben Kollegen zu kämpfen. Ich selber hatte sogar kurzfristig im Bereich der Hippotherapie zu kämpfen, weil es Reitstallbesitzer gibt, die glauben, das große Geld machen zu können, indem sie behinderte Menschen auf ein Pferd setzen. Viele Eltern sind verzweifelt und nehmen Angebote von unseriösen Anbietern an, die großen Schaden anrichten, denn Behinderungen können sogar verschlimmert werden, wenn Pferde nicht richtig ausgebildet sind. In Oberösterreich regelt dies mittlerweile die Gebietskrankenkasse und vergibt Kassenverträge nur mehr an Therapeuten mit entsprechender Qualifikation und Ausbildung.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne qualifizierte Pferdeführer kann ich nicht arbeiten. Sie sind während der Therapie für mein Arbeitsgerät, das Pferd, verantwortlich und müssen alle Anforderungen kennen.Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Ein Mitarbeiter muß mit Menschen und mit Pferden umgehen können. Ein Pferdeführer, der zwar sehr gut mit dem Pferd umgehen kann, aber menschliche Defizite hat, nützt mir nicht. Es kommt vor, daß Kinder den Pferdeführer auch in die Therapie einbeziehen wollen, dieser jedoch nicht reagiert. Von solchen Mitarbeitern muß ich mich trennen.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich stecke meine Mitarbeiter mit meiner Fröhlichkeit an.Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Ein wichtiges Kriterium ist Menschlichkeit. Daß mich die Patienten immer gut gelaunt erleben, gibt gerade Kindern eine gewisse Sicherheit. Ich versuche, meine Patienten nicht merken zu lassen, wenn es mir selbst gerade nicht gut geht. Wie verhalten Sie sich der Konkurrenz gegenüber? Ich habe keine Konkurrenz, ganz im Gegenteil: ich bin gerade auf der Suche nach Therapeuten, mit denen ich zusammenarbeiten und so die Versorgung meiner Patienten optimieren könnte.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich organisiere meinen Tagesablauf genau. Mir ist es wichtig, ausreichend Zeit mit der Familie zu verbringen, denn im diesem Bereich tanke ich Kraft. Meine beiden älteren Kinder arbeiten geringfügig beschäftigt im Unternehmen mit. Ich halte es für wichtig, daß Kinder von klein auf an einen selbstverständlichen Umgang mit Behinderten gewöhnt sind. Für mich war es zu Beginn nicht so leicht wie für meine Kinder, weil ich nicht damit aufgewachsen bin. Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung? Fortbildung ist in der Hippotherapie sogar verpflichtend, da man nur dann ein Zertifikat erhält, wenn man regelmäßige Weiterbildung nachweisen kann. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Optimismus und positive Einstellung sind essentiell. Man sollte machen, was einen wirklich interessiert, nur dann kann man in diesem Bereich auch gut sein, denke ich.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich suche nach Therapeuten für eine Zusammenarbeit. Man muß auch Arbeit abgeben können und sich nicht selbst für unersetzlich halten.
Ihr Lebensmotto?
Zufriedenheit in allen Dingen.