Zum Erfolg von Harmann Leichtfried
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg besteht für mich als Unternehmer darin, mit anderen Menschen gemeinsam erfolgreich Ziele zu erreichen. Im Moment versuche ich eine Gratwanderung zwischen der Führung eines Wirtschaftsunternehmens und persönlichem Kontakt. Der Erfolg ist nicht im Büro zu finden, sondern bei den Mitarbeitern vor Ort. Obwohl ich - Franchise-Salons eingerechnet - 156 Mitarbeiter beschäftige, versuche ich, für jeden Mitarbeiter da zu sein. Ich glaube, der Erfolg unseres Unternehmens ist, daß wir uns Menschlichkeit bewahrt haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Aus der Sicht meiner eigenen persönlichen Situation bin ich erfolgreich, weil ich die Ziele, die ich mir setzte, erreicht habe, wenn auch das Erreichen des einen oder anderen Zieles etwas länger dauerte, als ich erwartet hatte, oder nur durch Umwege erreichbar war. Ich bin jetzt mit meiner persönlichen privaten Situation zufrieden. Ich bin zufrieden damit, wie sich die Geschäfte und mein Werdegang entwickelten, obwohl auch ich Tiefs durchmachen mußte. Mein Vorsatz ist, immer einmal öfter aufzustehen als niederzufallen. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Ausschlaggebend war sicher das Glück, zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute zu kennen und am richtigen Ort zu sein. Aber das Wichtigste ist es, Ziele im Kopf zu haben und sie erreichen zu wollen, positiv zu denken und sich durch Rückschläge nicht aus der Bahn werfen zu lassen, sondern einen anderen Weg zu finden, das Ziel zu erreichen. Ich besitze den inneren Antrieb, immer nach vorne zu gehen und mich nicht einfach mit dem Erreichten zufriedenzugeben.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Herausforderungen begegne ich im Grunde genommen relativ gelassen. Ich nehme die Situation so an, wie sie ist, und versuche, sie positiv zu verändern. Ich sehe jeden einzelnen Tag als neue Herausforderung.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Es gibt keinen konkreten Zeitpunkt. Erfolgreich zu sein bedeutet, rückblickend sagen zu können, nichts Grundlegendes anders zu machen und alle Grundsatzentscheidungen wieder genauso zu treffen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Ich glaube, meine erfolgreichste Entscheidung war die, mich selbständig zu machen. Ich traf die Entscheidung, nicht den Weg, den meine Eltern und Großeltern vorgezeichnet hatten, zu gehen und zu studieren, sondern meinen eigenen Weg zu suchen. Damit begann der Abnabelungsprozeß. Dies war für mich der wichtigste Schritt. Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein? Man muß selbst Ideen haben, aber es ist nicht notwendig, das Rad permanent neu zu erfinden. Ich denke, daß die richtige Mischung aus Originalität und Imitation darin besteht, von anderen Branchen zu lernen und das Gelernte für die eigene Branche zu übernehmen. Ich lerne sehr viel vom Handel und anderen Branchen, und versuche, das auf unsere Branche umzusetzen. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Der Mann, der mir im Alter von 19 Jahren die Chance gab, bei L’Oreal zu beginnen, wurde für mich zu einem Wegbegleiter, mit dem ich bis heute sehr viele persönliche Gespräche führe, und der mich stark prägte.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Die Anerkennung, die ich bekomme, hole ich mir selbst, indem ich den Erfolg genieße und zufrieden auf das zurückblicke, was ich gemacht habe. Am Anfang brauchte ich Anerkennung und erhielt sie durch Menschen, die mich bestätigten und durch Zeitungen, die unaufgefordert Berichte über mich veröffentlichten. Jetzt brauche ich diese Art von Anerkennung nicht mehr in diesem Ausmaß. Ich will damit nicht sagen, daß ich mich nicht darüber freue, aber ich könnte ohne diese Anerkennung leben. Ohne die Anerkennung meiner Mitarbeiter könnte ich hingegen nicht leben.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Das unmittelbare Umfeld, die Menschen, die mir wichtig sind, Familie, Freunde, Mitarbeiter und Kollegen sehen mich als Menschen mit Stärken und Schwächen. Es gibt Leute, die mich nicht mögen, die mich vom ersten Moment an unsympathisch finden, und diesen Eindruck nie verlieren, weil sie mir die Chance nicht geben, das zu ändern. Es gibt aber auch Leute, denen ich Vorbild bin, auch im Mitbewerberbereich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Meine Mitarbeiter spielen eine sehr große Rolle. Im Grunde genommen ist es so, daß wir uns von der fachlichen Leistung im Friseurbereich nicht hundertprozentig abheben können, weil es genug andere Friseure gibt, die genauso gut oder vielleicht sogar besser arbeiten. Unser Ziel ist die Menschlichkeit dem Kunden gegenüber. Dies gelingt uns so gut, daß wir jetzt entgegen der Entwicklung der Branche weiterhin expandieren und die Zahl der einzelnen Standorte in den zweistelligen Bereich steigern können. Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus? Das ist schwer zu sagen, weil zum Teil meine Mitarbeiter ihre Kolleginnen selbst auswählen. Die einzigen Mitarbeiter, die ich auswähle, sind die, die in meinem unmittelbaren Bereich agieren. Dabei ist hauptsächlich das persönliche Gespräch ausschlaggebend und mein Gefühl, ob ein Bewerber zu uns paßt. Es nützt mir nichts, wenn jemand zwar fachlich erstklassig ist, aber mit Menschen keinen Kontakt haben möchte, denn wir leben vom Kontakt und der Kommunikation.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich bin überzeugt davon, daß es einer notwendigen Eigenmotivation bedarf. Für uns besteht die Motivation der Mitarbeiter darin, ihnen die Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen. Wir versuchen, allen Mitarbeitern immer wieder vor Augen zu führen, welche Entwicklungschancen sie haben. Wir sind eines der wenigen Unternehmen in unserer Branche, das seinen Mitarbeitern Aufstiegschancen bietet. Wir brauchen Salonleiter, Ausbildungsleiter für Lehrlinge, Trainer für die Schule, Salonbetreuer und Meister. Wir können im Rahmen unseres Franchisekonzeptes Selbständigkeit bieten. Ein weiterer Bereich der Motivation sind Einzelgespräche. Dazu kommen gemeinsame Betriebsausflüge, ein großes Jahresmeeting und eine eigene Figaro Uno Trophee, also ein interner Kreativwettbewerb. Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens? Die größte Stärke unseres Unternehmens sind unsere Mitarbeiter. Wir versuchen, auf Menschen einzugehen. Wir verzichten dadurch auf hundertprozentige Perfektion. Ich gebe mich auch mit neunzig- oder achtzigprozentiger Perfektion zufrieden, weil ich der Meinung bin, daß das Engagement der einzelnen Mitarbeiter dies leicht wettmacht. Es ist mit Sicherheit unsere Stärke, daß wir nach außen hin versuchen, uns als menschliches Unternehmen zu präsentieren und das auch intern leben.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
In der Beziehung mit meiner Ex-Frau war es aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen etwas schwierig, Beruf und Privatleben zu vereinbaren. Meine jetzige Lebensgefährtin kennt mich nicht anders, als ich jetzt bin. Dadurch ist das kein Problem. Ich kann diese beiden Bereiche sehr gut trennen. Feiertage verbringe ich mit der Familie, da kann ich komplett abschalten. Am nächsten Tag konzentriere ich mich wieder hundertprozentig auf die Firma. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ganz egal, wofür sich jemand beruflich oder privat entscheidet, man sollte hundertprozentig dazu stehen.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe eigentlich immer sehr kurzfristige Ziele. Ich weiß nicht, wo ich mit sechzig Jahren stehen werde. Vor zwei Jahren hätte ich nicht voraussehen können, wo ich heute bin. Es passieren so viele unvorhergesehene Dinge, auf die man sich bestmöglich einstellen soll. Meine Ziele sind, weiterzuexpandieren, weiterzuwachsen und mit noch mehr Mitarbeitern an gemeinsamen Ideen und Zielen zu arbeiten.
Ihr Lebensmotto?
Nicht reden, tun!