Zum Erfolg von Manfred Berthold
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich eine gelungene Konstellation aus einem glücklichen Familienleben und einer sinnvollen beruflichen Betätigung. Persönlicher Erfolg in meiner Lehrtätigkeit zeigt sich darin, den Studierenden etwas auf ihrem Wege mitzugeben um offen zukünftige Problemstellungen verantwortlich lösen zu können; dass ist für mich etwas wunderschönes. Das außergewöhnliche an der Universität ist der geschützte Bereich des Elfenbeinturms, im Gegensatz zur Praxis und Realität, denn niemand muss mir und ich nichts den Studierenden verkaufen. Ich habe es hier mit Mitmenschen zu tun, wo das Denken im Vordergrund steht um unser Metier weiterentwickeln zu dürfen, denn sonst würde es keine Zukunft geben. Wir vollziehen auch Dinge, welche über die Praxis hinausgehen und können somit über den eigenen Tellerrand blicken, als Entdeckung neuer Formprinzipien in der Architektur. Diese Entwürfe erforschen Architektur in ihrem Wesen und geben sich nicht mit der gegenständlich gebauten realen Umwelt zufrieden. Für mich persönlich als Hochschullehrer ist es auch eine Art Hygiene, den Geist zu entschlacken, um Neues denken und zu erschaffen. Dies betrachte ich als einen wunderbaren Vorgang und macht mir große Freude. Zum Thema persönlichen Erfolg als Universitätsprofessor gehört für mich, dass man den Erfolg im Wettbewerb der Universitäten misst. Es gibt dazu Plattformen, so z.B. www.baunetz.de/campus.masters, wo aktuelle Diplomarbeiten im Wettbewerb mit über 100 teilnehmenden Universitäten prämiert und veröffentlicht werden. Die Auswahl erfolgt durch eine Fachjury und zusätzlich gibt es auch eine Fachjury mit Publikum, welche die Bewertungen vornehmen. Eine besondere Leistung erachte ich die Veröffentlichung der von mir persönlich betreuten Arbeiten der letzten Jahre, welche zahlreiche Nominierungen und Preise eingefahren haben.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Wesentlich ist, wie entlocke ich Studierenden als auch Mitarbeitern ihre Fantasie und Kreativität. Wenn ich diese Sensorik entdecke, dann möchte ich dies fördern und dies ist das Geheimnis zum Erfolg. Zahlreiche Projektarbeiten und Spitzenleistungen der Studierenden heben sich von der Masse nur dadurch ab, dass sie sich auf etwas Besonderes eingelassen haben. Es zählt nicht nur das Handwerk, sondern auch der innewohnende Gedanke, die das außergewöhnliche in ihrem Projekt in den Vordergrund stellen.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Sichtbare Merkmale der Anerkennung sind Preise und Einladungen zu Vorträgen. Am wichtigsten ist mir jedoch geistige Unabhängigkeit. Ich trachte danach, Dingen auf den Grund zu gehen und sie neu zu entdecken.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Als eine fachlich kompetente Persönlichkeit, welche Freude an der beruflichen Tätigkeit hat.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich beobachte, ob mir mein Gegenüber in die Augen schauen kann, Selbstvertrauen ausstrahlt und ob die Arbeiten, die man mir zeigt, einen kreativen Ansatz vermitteln.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Je reifer ich werde, desto mehr gelingt es mir die Bereiche Beruf und Privatleben klarer zu differenzieren. Am Beginn meiner beruflichen Tätigkeit als Architekt kam es manchmal vor, dass ich aus dem Schlaf gerissen auch in der Nacht weitergearbeitet habe. Wenn ich mich heute im privaten Umfeld bewege, dann möchte ich nicht mit beruflichen Angelegenheiten konfrontiert sein. Meine gewonnene Erfahrung ist, je klarer die Trennung praktiziert wird, desto besser ist es für beide Bereiche.
Wie viel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Die beste Art zu lernen ist zu lehren! Wenn ich jemanden etwas beibringen möchte, muss ich es zu allererst selbst so verinnerlichen, um diesen Stoff nicht nur überzeugend zu vermitteln, sondern darüber hinaus die Freude erwecke um die Lernenden zu weiterführenden Untersuchungen und Entwicklungen anzuspornen. Ich erachte es als Luxus, mich auf Dinge einzuarbeiten, welche wir nicht als gegeben voraussetzen können. Es ist ein spannendes Thema, in Gebiete einzutauchen, wo wir heute noch gar nicht wissen, wo wir morgen ankommen werden.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Spaß an der Entwicklung, dem Entwerfen neuer Lebenswelten zu haben ist mein wichtigster Rat an die nächste Generation. Erst durch Freude im meinem Beruf kann ich auch verantwortlich agieren. Für das Studium um dem Entwickeln von Architektur dient ein räumliches Verständnis als wichtige Voraussetzung! Natürlich helfen uns moderne Instrumentarien und Werkzeuge, so auch die virtuelle Welt dabei, das räumliche Verständnis zu verbessern. Wer aber kein räumliches Denken entfaltet, wird es schwer haben, das Architekturstudium und den Architekturberuf positiv und mit Freude zu leisten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Aufgabe als Universitätsprofessor sehe ich dabei darin, die Studierenden so gut wie möglich auf ihr Wirken vorzubereiten. Mein Fach- und Lehrgebiet ist Architektur und Entwerfen. Im Rahmen der Ausbildung des Architekturstudiums gibt es viele Akteure, einer davon bin ich, der mehrere Lehrveranstaltungen abhalten, und somit ein kleiner Baustein im Werdegang der Studierenden darstellt.
Ihr Lebensmotto?
Frei nach William Butler Yeats: Meine Verantwortung beginnt in Träumen.