Zum Erfolg von Paul F. Röttig
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Meiner Ansicht nach gibt es zwei Richtungen; die eine Richtung ist auf kurzfristigen Erfolg und die andere Richtung ist auf längerfristigen Erfolg ausgerichtet. Im heutigen Wirtschaftsleben benötigen wir beide Richtungen. Ich arbeite seit dreißig Jahren im Bereich des Personalwesens - in Europa, Afrika und Amerika. Ich sehe meinen beruflichen Erfolg darin, junge Leute zu „entwickeln“ und dabei meine Erfahrungen weiterzugeben. Ich bin in der glücklichen Lage, ein ausgezeichnetes Mitarbeiterteam hier in Wien zu führen. Erfolgreich bin ich dann, wenn ich Menschen auf dieser Welt etwas vermitteln kann, damit er selbst zu Erfolg kommt. Um den Erfolg zu erreichen bedarf es einer Reihe von wesentlichen Eigenschaften; der wichtigste Punkt ist fachliches Know-how, die Autorität kommt von den Mitarbeitern. Leider gibt es viele Manager, die zwar Macht besitzen, aber die Autorität verloren haben, dies trifft speziell auf Politiker zu. Man wird von den Mitarbeitern nur akzeptiert, wenn man ein Professionalist ist. Weiters muß einem klar sein, daß man als Manager, wenn man z.B. eine juristische Ausbildung absolviert hat, keine komplexen Themen der Betriebswirtschaft lösen kann. Ein weiterer Punkt ist das ganzheitliche Denken, dies setzt allerdings eine humanistische Bildung voraus. Über den eigenen Tellerrand zu blicken ist der nächste Punkt; damit meine ich, daß man sich nicht nur auf den unmittelbaren eigenen Fachbereich konzentrieren darf, sondern so viel wie möglich (und zwar Neues!) aufzunehmen und zu verarbeiten, speziell aus Bereichen, die nicht unmittelbar das eigene Fachgebiet betreffen. Das lebensbegleitende Lernen ist enorm wichtig. Es gibt viele Manager, die der Meinung sind, daß sie ausgelernt haben. „Ausgelernt“ ist meiner Ansicht nach das schrecklichste Wort in der deutschen Sprache.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, weil ich sehr viele Interessen habe. Ich könnte sofort mit meinem Job aufhören und hundert anderen Interessen nachkommen. Zur Zeit unterrichte ich an zwei Universitäten und setze mich für eine Non Profit Organisation ein. Wichtig war für mich immer, meine Fähigkeiten und Talente einzusetzen. Jeder von uns besitzt Talente und jeder macht Fehler - wichtig ist, daß man diese Fehler auch akzeptiert und daraus lernt. Ein wesentlicher Punkt für eine Führungskraft um erfolgreich zu sein, ist die soziale Kompetenz, die ich als soziales Bewußtsein bezeichnen würde. Besonders der Bereich Fehler liegt mir sehr am Herzen, denn es muß klar sein, daß der Mensch keine Maschine ist. Damit meine ich, daß man nicht einfach auf einen Knopf druckt und die Produktivität beginnt. Die endlosen Diskussionen über Frühpensionen, etc. sind unnötig, denn es ist meiner Meinung nach unmöglich, sich von heute auf morgen aus dem Berufsleben „auszuklinken“.Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter ? Wir Psychologen sprechen von einem „situativen Führungsstil“, das heißt, daß der Stil auf die jeweilige Person abgestimmt sein muß, unabhängig seines Alters.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Dies ist für mich eine der aktuellsten und wichtigsten Fragen im heutigen Berufsleben. Die „Ganzheitlichkeit“ steht auch hier wieder im Vordergrund. Bekanntlich gibt es viele Motive, um zum Erfolg zu kommen, so zum Beispiel : das Streben nach Freiheit, das Streben nach Höherem und das Bedürfnis, im Mittelpunkt zu stehen. Trotz aller Motive muß man seine persönliche Balance finden. Wichtig ist, daß man trotz der Arbeit, die man gerne machen sollte, auch abschalten kann. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich rate der jungen Generation, das zu lernen und zu machen, was sie will. Ich rate Eltern in diesem Zusammenhang davon ab, ihre Kinder betreffend der Berufswahl zu beeinflussen - Erfolg hat, wer seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt. Wichtig ist, daß die jungen Nachwuchsführungskräfte aus anderen Fachgebieten kommen, mit anderen Arbeitsgebieten konfrontiert werden und in zunächst fremden Gebieten tätig sind. Damit meine ich, daß zum Beispiel Techniker verstärkt im Personalbereich tätig sein könnten. Meiner Erfahrung nach ist es gleichgültig, was man studiert hat. Ideal wäre ein Zweitstudium, denn man kann die Herausforderungen des Wirtschaftslebens nur dann positiv bewältigen, wenn man die Gesamtheit versteht. Damit erreicht man auch hohe Glaubwürdigkeit. Leider haben viele Manager diese Glaubwürdigkeit verloren.