Zum Erfolg von Gottfried Höllwarth
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich die Liebe und die Erfüllung am Tun. Die Selbstperspektive, die sich erfüllt, ist das Bild des Erfolges. Ein Künstler ist Spiegelbild der Gesellschaft, daher braucht er auch die Reflexion. Die Anerkennung durch die Menschen, denen meine Werke gefallen, ist daher ebenfalls Bestandteil des Erfolges.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Das kann ich nicht wirklich beurteilen. Wenn ich jedoch meinen Werdegang zum Professor und international tätigen Bildhauer betrachte, denke ich schon, daß ich erfolgreich bin. Trotzdem bin ich am Boden geblieben. Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg? Die Liebe zum Beruf, die Freude am Prozeß des Tätigseins und die Möglichkeit zu lernen waren für mich ausschlaggebend. Außerdem bin ich ein Mensch, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, selbst wenn es längst nicht mehr zu sehen ist. Ein wichtiger Faktor ist auch ein verständnisvoller Partner, der selbst einen ähnlichen Weg geht. Hätte ich eine Frau, die einen gänzlich anderen Beruf und Lebensstil hat, könnte ich in dieser Form nicht erfolgreich sein. Ohne Verständnis und Rückhalt aus dem privaten Umfeld wäre meine Karriere wahrscheinlich anders verlaufen. Gerade dieser Lebensstil, der uns verbindet - miteinander auf gleicher Höhe zu gehen, täglich eine tief ausgelotete Kommunikation zu pflegen - hat mein Schaffen in dieser Form erst ermöglicht.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Nur wenn man sich Herausforderungen stellt, erlernt man Tätigkeiten. Innere Freude erleichtert das Lernen und führt zum Können. Sobald ich eine Idee entwickle, entstehen in meinem Kopf tausend Blitze. Diese muß ich bündeln und zu einer Realität führen. Das ist meist ein sehr langer Prozeß, den ich anhand eines schriftlichen Konzeptes Schritt für Schritt umsetze. Dieses Konzept hilft mir dabei, die vielleicht etwas wirren Visionen zu kanalisieren. Weiters ist es enorm wichtig, sich immer weiter zu entwickeln, nicht stehen zu bleiben und den eigenen Horizont zu erweitern, äußere Einflüsse an sich heran zu lassen. Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein? Ich würde die Originalität vorziehen. Wenn man jedoch gewisse Dinge zu erlernen hat, kann bereits Bestehendes sehr hilfreich sein. Auch als Künstler braucht man ja ein gewisses handwerkliches Rüstzeug, das man durch Imitation im weitesten Sinne erlernt. Ein Analphabet kann ja auch kein Literat werden, weil er nicht schreiben kann. Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat? Meine Gattin ist eine wundervolle Malerin, und wir lernen voneinander. Auch meinem Vater bin ich sehr dankbar, daß er mich auf die HTL schickte. Diese Ausbildung hatte nämlich durchaus ihren Sinn, weil ich mich als Künstler sehr für neue Entwicklungen in der Hochtechnologie interessiere und damals im analytischen Denken geschult wurde. Außerdem führte mein Vater ein eher strenges Regiment, ich mußte mir alles selbst erarbeiten - auch das kam mir später zugute. Ich wuchs an seinem Widerstand.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Ich erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen; hatte Ausstellungen in Wien, Amsterdam, Basel, Berlin, Bologna, Castres, Düsseldorf, Gent, Hiroshima, Toulouse, Trier, Washington, Seoul, im chinesischen Qingdao und in vielen anderen Städten dieser Welt. Wenn Menschen meine Arbeit gefällt, ist dies eine Anerkennung, die im materialistischen Sinn nicht gefunden werden kann. Das Echo, die Resonanz des Publikums ist mir besonders wichtig.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Für mich sind diese beiden Bereiche untrennbar miteinander verbunden. Mein Beruf ist Berufung, die Kunst ist ein elementarer Bestandteil meines Lebens. Das empfinde ich nicht als Nachteil, sondern als wunderbares Geschenk. Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben? Ich empfehle jedem, sich seines Berufszieles sicher zu sein, an sich selbst zu glauben und seine Berufung mit Freude auszuüben. Ein wichtiger Punkt ist die Umsetzung von Visionen - viele Leute scheitern, weil sie zwar tolle Ideen haben, sie aber nicht umsetzen oder auf halbem Weg aufgeben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Mein Ziel ist es, weiterhin meine Freude am Beruf in die Tat umsetzen zu können. Es warten sicher noch viele tolle Projekte auf mich, daher gehe ich auf der Suche nach Ideen neugierig und wachsam durch das Leben - ähnlich einem Raubtier auf Beutezug. Erfolg kann niemals das Ziel sein, sondern der Weg dorthin. Sehnsucht und das praktische Tun müssen übereinstimmen, dann wird man seine Mitte finden und in sich ruhen.
Ihr Lebensmotto?
Hingabe! Die Bildhauerei ist mein Leben.