Zum Erfolg von Albert Welledits
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet aus wirtschaftlicher Sicht heutzutage bereits, keinen unternehmerischen Misserfolg zu erleiden. Erfolg liegt für mich darin, ein beständiges Unternehmen zu führen, das nicht nur aufgrund seiner Tradition überleben kann, sondern auch aufgrund moderner Technologie und Zukunftsorientiertheit floriert, dabei aber in seiner Größe noch überschaubar und kontrollierbar bleibt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich noch nicht sagen, ob ich erfolgreich bin. Ich denke, dass sich der wahre Erfolg eines Menschen erst im Alter zeigt. Im Sinne meiner Definition fühle ich mich aber bisher durchaus erfolgreich.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Mein Erfolg steht sicher mit meiner Fähigkeit in Zusammenhang, schnelle Entscheidungen treffen zu können und von selbsternannten Meinungsbildnern unabhängig zu sein. Diese Flexibilität macht generell den Erfolg eines Kleinunternehmens aus, ganz besonders aber dann, wenn dieses Unternehmen ein Familienbetrieb ist. Ich gehe mit meinem Vater völlig konform, muss daher nicht alles hinterfragen oder bestätigen lassen. Auch dieser Umstand beschleunigt Entscheidungsprozesse innerhalb der Firma. Wenn man ein Kleinunternehmen führt, zählt die Strategie des Überlebens, d.h. man muss ein Ziel haben und es gilt alle anderen Aktivitäten diesem Ziel unterzuordnen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Mein Vater und mein Großvater beeindruckten mich, dass Sie sehr gute Geschäftsleute waren bzw. sind. Keine Tätigkeit war ihnen fremd und beide hatten viele Ideen um dies und jenes zu verbessern bzw. überhaupt neu zu kreieren. Diese Vorbilder führten dazu, dass ich in der Lage bin, vom Staplerfahrer bis zur Tätigkeit eines Geschäftsführers sämtliche Aufgaben selbst ausüben zu können. Auch meine Frau Anne Nikulainen-Welledits, eine geborene Finnin, sie führt das Salm Bräu mit knapp 60 Mitarbeitern, hat mit ihrer intuitiven Beurteilungsgabe schon so manche Fehlentscheidung verhindern können.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Originalität bietet die Möglichkeit der Identifikation. Ich denke, dass es wichtig ist, eine eigene Philosophie zu verfolgen, die den Mittelpunkt sämtlicher Entscheidungen darstellt. Es ist aber selbstverständlich, dass man diese Philosophie auch im Hinblick auf oder als Folge der wirtschaftlichen Evolution immer wieder neu überdenken und gegebenenfalls modifizieren muss. Originalität ist mit Sicherheit der Hauptfaktor unseres unternehmerischen Erfolges.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung wird in Zeiten wie diesen selten ausgesprochen, schon gar nicht schriftlich - manchmal habe ich den Eindruck, dass nur mehr Probleme scharf formuliert an den Mann gebracht werden. Anerkennung bedeutet für mich beispielsweise, nach Kuba zu fliegen und einen Betrieb zu besuchen, in dem mit einer unserer Anlagen Bier produziert wird, das genauso gut schmeckt wie das im Salmbräu. Dann fühle ich mich stolz, weil es mir gelungen ist, nicht nur Technologie, sondern auch Wissen zu exportieren, mit dem ein gutes Produkt hergestellt werden kann. Die Anlage in Kuba installierten wir 2004, und inzwischen kommen alle Technologen der kubanischen Großbrauereien zu dieser Gasthausbrauerei, um von unserer Technologie zu lernen. Seit 2013 ist eine zweite Anlage in Havanna in Betrieb, noch größer, noch spektakulärer und 2015 muss anlässlich der 500-Jahr-Feier von Santiago de Cuba dort unser Bier fließen, dieser Auftrag kam direkt vom Präsidenten, 2016 sollen Varadero und Trindidad folgen. Anerkennung ist für mich, wenn ich meinen Kunden zu wirtschaftlichem Erfolg verhelfen kann. Wenn ich solche Kunden besuche, kommt dies einem Besuch bei Freunden gleich.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ohne mein Team hätte ich vieles nicht geschafft, denn der unternehmerische Erfolg hängt zu einem großen Teil von den Mitarbeitern ab.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Ich erwarte neben hoher fachlicher Kompetenz und dementsprechender Ausbildung auch die Fähigkeit, sich in einen erweiterten Familienkreis zu integrieren.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wir bieten ein sehr harmonisches, fast schon familiäres Betriebsklima, in dem sich die Mitarbeiter wohl fühlen können, gehen sehr freundschaftlich miteinander um und pflegen ein sehr vertrauensvolles Verhältnis. Wir sprechen uns alle mit dem Vornamen an, ganz ähnlich, wie das in einem amerikanischen Unternehmen selbstverständlich ist.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir bieten unseren Kunden nicht nur Brauanlagen, sondern auch das Know-how bestens geschulter Braumeister, die ihnen dazu verhelfen, Gäste oder Kunden zufrieden zu stellen. Diese Investition ist zwar nicht billig, rentiert sich aber aufgrund der hohen Qualität. Da wir unsere Kunden sehr persönlich betreuen, sind aus manchen Geschäftsbeziehungen schon Freundschaften geworden. Wir betrachten den Verkauf einer solchen Anlage als gemeinsames Projekt, nicht als Geschäft. Unsere Stärken sind generell rasche Reaktion auf die Marktentwicklung, kurze Entscheidungswege und unsere Mitarbeiter, die Spezialisten auf ihrem Gebiet sind. Der Markt in Österreich ist aber gesättigt, sodass wir mittlerweile 99 Prozent unseres Geschäftes im Export machen. Ein Hauptabsatzmarkt war bisher Russland, leider verfällt die Politik wieder in alte, schon vergessen geglaubte Mechanismen des Muskelspiels und zerstört damit auf Jahrzehnte die Handelsbeziehungen mit Russland und die Vertrauensgrundlage. Leidtragende sind wieder die Menschen und Unternehmen, politisch werden solche Maßnahmen nichts bewirken. Ersatzmärkte werden sich nicht so schnell finden lassen.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Beruf und Privatleben sind für mich als Unternehmer zwei Bereiche, die ich unmöglich trennen kann: das Geschäftsleben verfolgt mich bis in den Schlaf, und ich wache morgens damit auf. Da ich mich mit dem Betrieb aber voll identifiziere und dazu stehe, habe ich damit keine Probleme. Eine überstandene Krebserkrankung war jedoch ein Wachrütteln, es nicht zu übertreiben.
Wie verhalten Sie sich dem Mitbewerb gegenüber?
Wir sind bis jetzt unseren eigenen Weg gegangen, das heißt, dass im Salm Bräu größtes Augenmerk auf eine erstklassige Qualität der angebotenen Speisen und Getränke gerichtet wird, und die Qualität muss für den Gast auch leistbar sein. Sehr viele Lokalitäten, welche zur Spitzengastronomie zählten, zogen aus der Krise die Konsequenz und sperrten ihr Unternehmen zu. Wir spürten die Krise überhaupt nicht - im Gegenteil - unsere Umsatzzahlen entwickelten sich in den letzten Jahren antizyklisch. Meiner Meinung nach werden die Menschen immer Geld haben, um qualitative Speisen zu konsumieren, wobei natürlich der Preis eine wesentliche Rolle spielt. Bei Salm & Co, dem Brauanlagenherstellungsbetrieb werden ständig Verbesserungen vorgenommen, um noch weniger Energie zu benötigen und die Lebensdauer der Anlage auf über 40 Jahre zu verlängern.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Auf Grund der aktuellen politischen Entscheidungen müssen wir auf unseren Hauptabsatzmarkt, Russland verzichten. Leider ist es so, dass in der kurzen Zeit kein Ersatzmarkt aufbereitet werden konnte. Zwei Drittel der Brauereianlagen exportieren wir nach Russland. Wir hatten vor Ort eine Niederlassung und eine sehr gute Reputation und konnten uns gegen Billiganbieter behaupten. Wir zählen uns zu den weltweit 3-Top-Herstellerung von Brauereianlagen und werden in naher Zukunft in Mittelamerika einige Projekte finalisieren. Unabhängig der weltwirtschaftlichen Lage hat der Beruf des Braumeisters Zukunft! Vor ca. fünfzehn Jahren war die Nachfrage nicht allzu groß. Tatsache ist, dass es zur Zeit sehr wenig Nachwuchs in diesem Beruf gibt, obwohl der Bedarf vorhanden wäre. Für die schulische Ausbildung zum Braumeister kann ich Prag empfehlen. Diese Schule produziert jährlich ca. zwanzig Braumeister. In Österreich gibt es in Wels eine Fachhochschule für Gärungstechnik, welche leider zu wenige Lehrausbildungsplätze besitzt. Wenn junge Menschen, Liebe zum Bier besitzen und diesen Beruf ergreifen möchten, so sollte man eine Kombination von Lebensmitteltechnologie mit Schwerpunkt Gärungstechnik und Brauereitechnik in Angriff nehmen. Selbstverständlich gehören auch perfekte Fremdsprachenkenntnisse dazu. Wenn man als Unternehmer in der Gastronomie erfolgreich tätig sein möchte, sollte man sich darüber bewusst werden, dass es auch in Zukunft eine Gästegruppe geben wird, die das Prinzip der leistbaren Konsumation schätzt und auch praktiziert unabhängig davon, wie schlecht die Wirtschaftslage auch sein wird. Darüber hinaus wird es auch eine Anzahl von Lokalen der gehobenen Gastronomie geben. Der so genannte mittlere Bereich wird zukünftig eine Kampfzone werden. Was zählt ist Ehrlichkeit gepaart mit Bodenständigkeit, d.h. wenn man sich z.B. auf die Wiener Küche konzentriert, dann soll es auch die Wiener Küche sein. Von unseren Kunden bekommen wir zahlreiche Rückmeldungen, dass sie es schätzen, wenn unsere Speisen so wie zu „Großmutters Zeiten“ hergestellt werden. Die Zukunft sehe ich darin, wenn Qualität zu einem leistbaren Preis angeboten wird. Für einen erfolgreichen Start einer Karriere in der Gastronomie, empfehle ich eine erstklassige Ausbildung, welche über das Mindestmaß einer kaufmännischen Ausbildung hinausgeht. Mit betriebswirtschaftlichem Basiswissen ist es heutzutage nicht mehr getan. Ich denke dabei an Gehaltsabrechnungen in der Gastronomie - diese sind eine Wissenschaft für sich. Ebenso zählt die Mehrsprachigkeit, das heißt, je mehr Fremdsprachen man beherrscht, desto leichter wird man einen Job bekommen. Die Erfahrung zeigt, dass gute Hausmannskost zusammen mit dem Erlebnis "Bier und Wein" auch Krisenzeiten überlebt, und auch von den Kunden geschätzt wird.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Das große Ziel in diesem Beruf ist es, gesund alt zu werden. Das hat aber nichts mit dem Biertrinken zu tun, sondern mit meiner enormen Reisetätigkeit, die natürlich mit einem gewissen Risiko verbunden ist. Geschäftlich sind Neuseeland und Australien zwei weiße Flecken auf unserer Landkarte, die ich gerne noch abdecken würde.