Zum Erfolg von Ines Mielke
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Es gibt eine narzißtische und eine ethische Komponente des Erfolges: Wenn man ganz ehrlich ist, heißt Erfolg doch, sich von den anderen abzuheben, zu zeigen, daß man anders ist und Individualität zu prägen. Ich glaube, daß jeder erfolgreiche Mensch genau danach strebt. Das zweite ist, daß mir Erfolg erst dann Spaß macht, wenn ich ihn teilen kann. Wenn mir Kunden gegenübersitzen, denen ich beispielsweise bei der Strategieplanung geholfen habe, oder mich noch nach Jahren anrufen und mir erzählen, daß sie gerade umsetzen, was ich ihnen vermittelt habe, fühle ich mich erfolgreich. Erfolg heißt, denke ich, daß man tagtäglich in der Lage ist, seine eigenen Leistungsgrenzen zu verschieben, sich immer wieder zu zeigen: du kannst mehr, als irgend jemand behauptet. Ich denke, daß Anerkennung und produktive Kritik von Menschen, die mir sehr wichtig sind, der Lohn für Erfolg sind, nicht materielle oder finanzielle Dinge.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Selbstverantwortung. Es ist niemand anderer dafür verantwortlich, ob ich Erfolg oder Mißerfolg habe, das liegt an mir allein. Ich kann als selbständige Unternehmerin nicht sagen, daß mein Chef ein schlechter Mensch ist, daß die Firma keine Werbung macht, oder daß die Marktlage schlecht ist. Das zweite wesentliche Element ist mein eiserner Wille und die Tatsache, daß ich mir Ziele stecke, die ich konsequent verfolge. Mir ist aber auch wichtig, genußfähig zu bleiben und kein Zielfetischist zu werden. Zum Erfolg gehört, keine Glaubenssätze zuzulassen und gierig auf Neues zu sein. Vielleicht kommt in meinem Fall auch noch dazu, daß ich mir sage: – ich mache das nicht besser als alle anderen, ich mache es anders. Für mich sind Beruf und Hobby eins. Mein Erfolg hat auch viel mit meiner Erziehung zu tun. Ich bin von zuhause aus immer gefordert worden, etwas zu tun – nicht zu jammern, sondern es einfach zu machen.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Ich kann es nicht festlegen, denn ich empfand mich schon immer als relativ erfolgreich. Ich fühlte mich zum Beispiel wahnsinnig erfolgreich, als ich mit acht Jahren eine Jugendolympiade gewann. Ich war stolz auf mich, als ich ein Leistungsstipendium bekam, ich war stolz auf mich, als meine Kinder geboren wurden und ich war wahnsinnig stolz, daß ich als Frau den Entschluß faßte, mich selbständig zu machen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Wenn ich überhaupt jemals ein Vorbild hatte, dann war es mein Vater. Der zweite Mensch, der mich sehr geprägt hat, war mein Mann.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Wenn mir ein Teilnehmer, den ich über Wochen begleite, irgendwann das Feedback gibt, daß er mit dem, was wir uns an Strategien überlegt haben und mit dem Gelernten Erfolg hatte, erfahre ich die schönste Anerkennung, die ich mir vorstellen kann. Anerkennung verspüre ich auch, wenn mir meine Kinder um den Hals fallen und sagen, wir lieben dich und du bist eine tolle Frau, obwohl ich seltener zuhause war als andere Mütter.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Ich werde als sympathische Trainerin gesehen, die viel verlangt. Man sagt von mir, daß ich Gruppen mitreißen kann und daß ich das mit viel Spaß und Humor mache. Auf der anderen Seite höre ich manchmal, daß ich zu hart bin, zu viel verlange und zu direkt bin. Ich polarisiere die Meinungen meiner Umwelt offensichtlich.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Ich habe so viel Fachwissen in Bereichen, wie Vertrieb, Führung, Präsentation, Moderation oder Rhetorik angesammelt, daß mich kaum eine Frage aus der Bahn werfen kann. Die zweite Stärke meines Unternehmens liegt darin, daß ich eine Art habe, Menschen zu begeistern. Und drittens arbeite ich realitätsbezogen, weil ich bewußt immer noch im Vertrieb tätig bin – man kann mir also nicht vorwerfen, daß ich eine reine Theoretikerin bin.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist ganz einfach, weil ich die beiden Bereiche nicht trenne. Ich muß nicht vom Beruf abschalten, weil ich meine Arbeit als Hobby lebe. Es ist höchstens eine organisatorische Frage, wie zum Beispiel der Haushalt perfekt organisiert werden kann: meine gesamte Familie muß das mittragen.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Ich verbringe ganze Nächte mit Literaturrecherche und Weiterbildung, denn in dem Moment, in dem ich aufhöre, Literatur und wirtschaftliche Trends zu verfolgen, bin ich nicht mehr fähig, meinen Beruf auszuüben. Ich würde sagen, daß 20 Prozent meiner Zeit reine Weiterbildung sind.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ich nehme selbst keine Ratschläge an, also rate ich der jungen Generation ebenfalls, guten Ratschlägen zu mißtrauen. Was ich meinen Kindern mitgebe sind keine Ratschläge, sondern eine Lebenseinstellung und die lautet: mache genau das, wozu du im Moment Lust hast.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir vorgenommen, mit 50 Jahren aus dem operativen Geschäft auszusteigen. Ich werde Buchprojekte zum Thema Vertrieb, speziell im Bereich Akquisition, verwirklichen. Ich habe jetzt schon einige Veröffentlichungen publiziert und merke, daß mir das Spaß macht. Daß ich damit Erfolg habe, merke ich daran, daß teilweise schon die zweite Auflage produziert wird.