Zum Erfolg von Gerhard Strasser
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg verbinde ich mit Zufriedenheit in der Arbeit und Anerkennung. Geld ist nur ein Nebenfaktor.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Eigentlich nicht, da ich bereits mit 30 Jahren Universitätslektor und der Boß dieser Anstalt war, daher konnten sich keine weiteren Aufstiegsmöglichkeiten mehr ergeben. Das Gefühl von Erfolg bekomme ich durch die internationale Anerkennung als Vorsitzender verschiedener Gremien, als Herausgeber der Verfahrensanweisungen für andere Schiffbauversuchsanstalten oder durch die Tatsache, daß selbst die US Navy eines ihrer Qualitätskontrollbücher von mir überprüfen ließ. Von Außen werde ich vermutlich als erfolgreich angesehen, das ist mir aber nicht wichtig.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Es ist nur ein kleiner Prozentsatz, um den ich mehr wissen muß als andere, diese fünf Prozent machen aber in meinem Spezialgebiet den entscheidenden Unterschied aus. Entscheidend sind auch Hartnäckigkeit und Ausdauer, mit denen ich daran arbeite, ein gesetztes Ziel zu erreichen. So habe ich in meiner Eigenschaft als Sachverständiger auch nicht aufgegeben, nach der Lucona zu suchen und konnte sie letztlich abseits des von Experten angegebenen Suchgebietes auch aufspüren. Während der Suche fiel mir auf, daß wir weit und breit keine anderen Schiffe sahen, obwohl die Lucona eine Haupt-Schiffahrtsroute benutzt hatte. Ich kombinierte, daß der Kapitän, der diese Strecke zum ersten Mal befuhr, wohl kaum von der Hauptroute abgewichen wäre und vermutete, daß sich die Experten bei der Bestimmung des Suchgebietes geirrt hätten. Ich bin auch davon überzeugt, daß es kaum Fehlentscheidungen gibt. Die meisten Entscheidungen, die nicht zum Erfolg führten, wurden nur nicht ausreichend unterstützt.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Nach Erstellung des Handbuches erfahre ich seit drei Jahren internationale Anerkennung, ich werde ständig um Rat gefragt und verlor damit selbst auch ein wenig den Respekt vor den Fachleuten. Um in diese Situation zu kommen, muß man es aber erst einmal in die wichtigen Gremien schaffen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Die erste wichtige Entscheidung war, mich mehr der Theorie zu widmen und mein Doktorat zu machen. Die nächste wichtige Entscheidung war, mich - gegen meinen Chef - um diesen Posten zu bewerben. Die elementarste Entscheidung war letztlich der Kauf der Anstalt 1998. Wichtig ist, zum richtigen Zeitpunkt eine Chance zu bekommen, sie zu erkennen und zu ergreifen. Mich hat der Schiffbau schon als Kind interessiert und dieser Posten ist in ganz Österreich der einzig attraktive in seinem Bereich.
Ist Originalität oder Imitation besser um erfolgreich zu sein?
In dieser Branche sind Innovation und Weiterentwicklung das einzig Zielführende.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Ich bin eher ein Einzelkämpfer, dadurch aber auch unabhängig. Statt Förderern hatte ich leider mehr mit Wadlbeißern zu tun, die mich zurückhalten wollten.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Je besser die Mitarbeiter, desto größer ist mein Erfolg. Man darf keine Angst vor guten Leuten haben. Ich hole mir immer die Besten, die ich bekommen kann und de bleiben auch lange bei mir. Wir gehören von den 40 komerziellen Versuchsanstalten der Welt zu den sieben oder acht erfolgreichsten. Das erreicht man nur mit guten Mitarbeitern, denen man für die Lösung ihrer Aufgaben größtmögliche Freiheit einräumt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Nach Sympathie, Intelligenz und Können. Letzteres kann man jemanden lehren, wenn er intelligent genug ist.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Sie können frei arbeiten, sehr viel selbst entscheiden und dürfen bei anderen Entscheidungen mitbestimmen. Ich lasse und gönne ihnen eigene Erfolgserlebnisse.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir arbeiten nicht nur schnell und effektiv, sondern beraten unsere Kunden auch. Während andere Anstalten oft nur unflexibel das Testprogramm abspulen, liefern wir praxisgerechte Verbesserungsvorschläge.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich versuche diese beiden Bereiche zu trennen. Aufgrund der oft unvorhergesehenen Reisetätigkeit geht dies aber nur schwer. Um abzuschalten flüchte ich in mein Refugium im Salzkammergut.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Für Seminare, Kurse und Kongresse in den Bereichen Informatik, allgemeiner Schiffbau und Qualitätskontrollsysteme wende ich etwa 15 bis 20 Prozent meiner Zeit auf.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Ausbildung ist wichtig, daher empfehle ich Auslandsaufenthalte, um Fremdsprachen zu lernen und Erfahrung zu sammeln. Außerdem muß man sich selbst darstellen können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Als Firma habe ich das Ziel, im Ranking aufzusteigen. Persönlich gibt es für mich in puncto Anerkennung nichts mehr zu erreichen - ein etwas frustrierender Umstand.