Zum Erfolg von Ludwig Bieringer
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Der kommt, wenn man etwas richtig macht. Ich wurde gewählt, um das Richtige für meine Gemeinde zu tun und nicht, um Erfolg für mich einzuheimsen. Bei einer Umfrage zu berühmten Flachgauern wurde ich zu meiner Überraschung an die vierte Stelle gereiht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Man tut, was man kann.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Meine Geradlinigkeit und Handschlagqualität. Ich halte, was ich verspreche und dafür bin ich im ganzen Land bekannt. Zum zwanzigjährigen Bürgermeisterjubiläum wurde ein Video gedreht, in dem der Bundeskanzler, die Vizekanzlerin, sowie Bauern und Vertreter der Wirtschaft befragt wurden und der rote Faden ist, ein Mann, ein Wort - Ludwig Bieringer. Geht alles glatt, ist es nichts für mich. Ich komme in Fahrt, wenn ich vor großen Herausforderungen stehe. Als wir das große Einkaufszentrum bauten, wurde meine Tochter auf dem Schulweg angespuckt, weil mir alles mögliche unterstellt wurde. Ich wollte nicht mehr, aber meine Älteste fragte mich, ob ich glaube, für die Gemeinde das richtige zu tun. Ich bin noch Bürgermeister, weil meine vier Frauen (meine Frau und meine drei Töchter) sagten, das stehen wir gemeinsam durch.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
In der Präsidiale des Bundesrates bin ich der einzige, der mit allen per „Du“ ist, das zieht nach sich, daß ich bei Komplikationen überparteilich mit diesem und jenem spreche und Lösungen finde. Bei Prinzipien gibt es jedoch keinen Kompromiß, da fährt der Panzer Bieringer drüber.
Ab wann empfanden Sie sich als erfolgreich?
Bei meiner ersten Wahl gewannen wir neun Prozent dazu. Ich war stolz und glücklich, als mich zweihundert Anhänger feierten. Ich wurde jetzt mit 69,9 Prozent bei drei Gegenkandidaten wiedergewählt und darauf kann ich stolz sein.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Das schönste für mich ist, Menschen in einer Notsituation helfen zu können. Es ist für mich wichtiger, als ob das Stadion oder ein anderes Gebäude fertig wird. Der Mächtige hilft sich selbst, ich helfe dem Schmächtigen.
Ist Originalität oder Imitation besser, um erfolgreich zu sein?
Imitieren kann jeder, Kreativität ist wichtig. Man muß immer eine Nasenlänge voran sein. Ohne Originale gäbe es auch keine Karikaturen, z.B. in den Salzburger Nachrichten über mich. Wer nicht karikiert wird, ist meist nichts.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Meine Mutter, die mich formte, prägte und christlich erzog. Vorbilder waren Heinrich Gleißner und Wilfried Haslauer, die ehemaligen Landeshauptmänner von Oberösterreich und Salzburg, Alois Mock, der ehemalige österreichische Außenminister und Helmut Kohl, mit dem ich die Ehre hatte, einige Male zu Mittag oder zu Abend zu essen. Von diesen Persönlichkeiten lernte ich viel, weil sie selbst einiges zuwege brachten.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Mir wurde viel Anerkennung zuteil, aber wenn ich jemandem helfen kann und die Augen leuchten, freut mich das mehr.
Welches Problem scheint Ihnen in Ihrer Branche als ungelöst?
Ein Politiker ohne Vision sollte aufhören. Ungelöst ist die Schwimmbadproblematik, aber ohne die Stadt Salzburg können wir nichts machen. Es sind die kleinen Probleme der Bürger und es darf nicht sein, daß jemand in seiner Wohnung stürzt, dort tagelang liegt und er niemandem fehlt, wir müssen in der Gemeinschaft wieder für den anderen da sein. Unsere Welt ist zu egoistisch.
Wie werden Sie von Ihrem Umfeld gesehen?
Bieringer ist ein Macher und manchmal auch Beichtvater.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Man kann von Mitarbeitern nur erwarten, daß sie für einen da sind, wenn man auch für sie da ist. Jedem kann ein Mißgeschick passieren und sagt er es mir, dann weiß er, daß ich hinter ihm stehe.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Meine persönlichen Mitarbeiter schaue ich mir vorher lange an, das dauert, ist aber effektiv. Das wichtigste ist Vertrauen und daß jemand beim Arbeiten nicht auf die Uhr schaut.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Ich lebe ihnen vor, wie man das macht. Wir haben monatlich eine Mitarbeiterbesprechung, bei der Probleme angesprochen werden, denn Probleme gehen alle an. Wenn jemand private Probleme hat, kann er selbst um Mitternacht zu mir kommen und ich helfe, so gut ich kann.
Wie werden Sie von Ihren Mitarbeitern gesehen?
Man findet keinen, der abfällig über mich spricht. Drei Mitarbeiter waren schon vor meiner Zeit im Amt und wollten, daß ich Bürgermeister werde. Die anderen wurden durch mich geformt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich arbeite von Acht Uhr morgens bis Mitternacht und sagte zu meiner Frau, wenn du mich heiratest, sitzt du sechs Tage allein zuhause und wenn du Pech hast, am siebenten auch noch. Jetzt sind die Kinder erwachsen und ich nehme meine Frau mit, wenn es irgendwie geht. Hätte ich meine Familie nicht, wäre ich sicher kein Politiker mehr. Jeden Jänner verbringe ich mit meiner Frau drei Wochen Urlaub im Süden und zweige auch sonst ein bißchen Zeit für meine Familie ab. Den Politiker versuche ich im Amt zu lassen, es gelingt jedoch nicht immer.
Wieviel Zeit verwenden Sie für Ihre Fortbildung?
Mein erster Termin ist um Acht Uhr dreißig, der letzte um 22 Uhr und am Wochenende will ich etwas mit meiner Frau unternehmen, da bleibt zuwenig Zeit für echte Fortbildung.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Altes und Bewährtes bewahren und neue Ideen einflechten.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich schaffe die Rahmenbedingungen, daß es den Bürgern meiner Gemeinde gut geht. Jedes Kind hat einen Kindergartenplatz; wir haben moderne Schulen, mit allem ausgestattet, was heute verlangt wird, im Freizeitsektor müssen wir noch etwas tun und im Park. Ich bin überzeugt, daß uns noch einiges gelingt.
Ihr Lebensmotto?
Leben und leben lassen.