Zum Erfolg von Patrizia Holdhaus
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, das tun zu können, was ich gerne tue und was ich kann, in einem Umfeld, in dem ich mich gerne aufhalte. Wenn ich einen Job habe, wo ich jeden Tag gerne hinkomme und auch gerne gesehen werde, wo ich Dinge bewirken kann und auf das Gesicht meines Gegenübers ein Lächeln zaubern kann, dann habe ich das Gefühl, etwas erreicht zu haben.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja, ich habe jetzt genau die Position, die ich mir gewünscht habe, denn hier geht es um das Wohl von Menschen.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich denke, eine sehr hohe soziale Kompetenz zu haben, dadurch hat sich diese Position ergeben. Ich werfe auch nicht gleich die Flinte ins Korn, sondern man muß sich manchmal einfach durchbeißen und mit Engagement und vollem Einsatz bei einer Sache sein, auch wenn es bedeutet, mal vor geschlossenen Türen zu stehen. Und wenn es nicht gleich geht, probiere ich es immer wieder. Ich bin überzeugt, wenn ich etwas wirklich will, gelingt es auch, und wenn es nicht gelingt; habe ich es nicht wirklich gewollt.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich bin sehr emotionell, aber im Laufe der letzten Jahre habe ich gelernt, mich immer wieder auf den Boden zurückzuholen und die Dinge strukturierter zu sehen. Dabei durchdenke ich das Chaos und konzentriere mich auf das Ziel. Wenn sich herauskristallisiert hat, wie das Endergebnis aussehen soll, dann gehe ich Schritt für Schritt an die Dinge heran.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Nein, ich war selber überrascht, wie einfach es war. Gulet Europa Touristik ist ein sehr patriarchalisches Unternehmen, das von Türken gegründet wurde. Da gab es keine Frauen in höheren Positionen. Mir ist es gelungen, innerhalb von drei Jahren in eine leitende Position zu kommen, darauf bin ich sehr stolz. Dabei ist wichtig, sich selbst treu zu bleiben. Man darf sich nicht verstellen und sich nicht verbiegen lassen. Ich hatte einen Klassenvorstand, der gesagt hat: Wer kriecht, kann nicht stolpern. Dadurch habe ich gelernt, daß man sehr viel weiter kommt, wenn man mal stolpert. Man muß sich selbst treu bleiben, und nach der eigenen Überzeugung handeln, auch wenn man weiß, daß der Vorgesetze negativ reagiert.
Welche Anerkennung haben Sie erfahren?
Anerkennung ist, wenn ein Mitarbeiter mit einem Problem zu mir kommt und ich bei der Lösung helfen kann. Manchmal schreiben mir Mitarbeiter ein Mail um sich zu bedanken. Natürlich hört man auch gerne mal ein Lob vom Vorgesetzen. Aber meine Arbeit soll die Mitarbeiter zufrieden stellen und darin fühle ich mich bestätigt.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Die Personalisten, die von sich behaupten, Sympathie spielt keine Rolle, lügen. Der erste Eindruck zählt am meisten. Ich glaube, sehr gut erkennen zu können, ob mein Gegenüber ehrlich ist. Ich achte sehr viel auf die Körpersprache, und die Ausdrucksweise, ich versuche zwischen den Wörtern zu hören. Ich möchte herausfinden, wer der Mensch ist, der mir gegenüber sitzt, wie er funktioniert und ob er in das bestehende Team und zu seinem Vorgesetzten passt.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Das ist nicht ganz so einfach. Ich arbeite gerne und auch viel. Diese Abteilung ist mein Baby und ich verbringe gerne sehr viel Zeit hier. Dadurch kommt mein Privatleben sicher zu kurz. Ich habe aber bereits gelernt etwas zurückzustecken, weil es wichtig ist eine gute Life-Balance zu haben.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Es ist besonders wichtig, ein gutes Selbstwertgefühl zu haben. Man darf sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen. Man schafft sehr viel mehr als man glaubt und man ist sehr viel belastbarer als man glaubt. Man soll psychisch öfter bis an die eigenen Grenzen gehen, das gibt ein gutes Gefühl.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich möchte eine perfekte HR-Abteilung im Unternehmen implementieren und so viel wie möglich für mich persönlich dazulernen. Ich möchte so gute Strukturen aufbauen, daß jederzeit jemand anderer meinen Job übernehmen kann.
Ihr Lebensmotto?
Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und damit der Überzeugung, daß jede Aufgabe, die uns auferlegt wird, von uns gemeistert werden kann. Ich habe ein irrsinniges Vertrauen ins Leben und glaube, daß es nichts Böses gibt, das mir passieren kann. Ich versuche in allem das Gute zu sehen.