Zum Erfolg von Annette Hartl
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Ein wesentlicher Punkt ist Freude an der Arbeit. Wichtig ist auch die Zufriedenheit von Kunden und Mitarbeitern. Ein gewisser finanzieller Erfolg spielt ebenfalls eine gewisse Rolle, er stellt sich aber von selbst ein, wenn man seine Arbeit gern und somit gut macht.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ja. Ich sehe mich heute erfolgreich, weil ich bisher einiges erreichen konnte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich zeichne mich durch Beharrlichkeit und Kommunikationstalent aus und es gelingt mir, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich sowohl Mitarbeiter als auch Kunden wohlfühlen. Ich mag den Umgang mit Menschen generell und bin sehr entspannt. Mein Beruf macht mir Spaß und Freude, das ist ein sehr wesentlicher Faktor meines Erfolges.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche das Problem zu analysieren und die Gründe dafür herauszufinden. Abhängig von der Ausgangssituation suche ich das Gespräch mit Freunden oder Kollegen. Generell löse ich Probleme gern sofort, obwohl es Situationen gibt, in denen sich die Lösung erst später ergibt. Was ich nie machen würde, ist ein Problem zu vertagen. Wichtig ist mir, im Entscheidungsfindungsprozeß die Meinungen von Kritikern zu hören.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Es ist bis dato keine Selbstverständlichkeit, Frauen in technischen Berufen als kompetent zu betrachten, obwohl sich diese Situation im Vergleich zu früher gebessert hat. Wenn ich vor 15 Jahren einen Kunden am Telefon hatte, der eine technische Auskunft brauchte, verlangte er immer einen Techniker, obwohl ich ihm den Sachverhalt ebensogut hätte erklären können. Gerade in einer männerdominierten Branche wie dieser ist es für eine Frau schwieriger, erfolgreich zu werden. In Summe ist es aber oft ein Vorteil, eine Frau zu sein, weil Frauen offener, kommunikativer, kreativer und emphatischer sind als Männer und nicht in Hierarchien denken.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Von meinen Mitarbeitern erwarte ich Kommunikationsfähigkeit, Loyalität zur Firma und Offenheit. Ich möchte, daß mir jeder Mitarbeiter sagt, wenn ihm etwas nicht gefällt und seine Meinung kundtut, obwohl ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwer das jemandem fällt, der gelernt hat, Kritik hinunterzuschlucken und zu schweigen. Ich bin der Meinung, daß das kreative Potential genutzt werden sollte – keiner kennt sich schließlich besser aus als die eigenen Leute. Ich betrachte es daher als meine Aufgabe, dieses Potential auszuschöpfen und zuzulassen; also eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Wir kümmern uns um unsere Kunden und heben uns somit von den großen Ketten und Baumärkten ab. Da wir uns mit unseren Produkten kaum von großen Unternehmen unterscheiden, müssen wir versuchen, uns durch Freundlichkeit, Beratung und Service zu positionieren. Generell sind wir bemüht, unter Einsatz unserer Kreativität für jeden eine individuelle und optimale Lösung zu finden. Wesentlich ist der persönliche Kontakt zum Kunden – es ist bei uns üblich, daß wir mit ihm plaudern, um herauszufinden, was ihm gefällt und seiner Persönlichkeit entspricht. Wir bieten Modullösungen und arbeiten mit Fliesenlegern und Installateuren zusammen, um dem Kunden alles aus einer Hand bieten zu können.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Ich kann die beiden Bereiche nicht trennen, für mich gibt es dazwischen einen fließenden Übergang. Wesentlich ist für mich die Balance, die zwischen Beruf und Privatleben bestehen muß, um ein gutes Wechselspiel zu ermöglichen. Wer sich auf seine zwei Wochen Urlaub im Sommer freut und nur dafür lebt und arbeitet, tut mir eigentlich leid.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Gute Ausbildung ist enorm wichtig – und das kann ich aus vollem Herzen sagen, weil ich selbst keine habe. Ich glaube zwar grundsätzlich, daß praktische Erfahrung wichtiger ist als Theorie, aber wer in Österreich nicht durch Zeugnisse beweisen kann, was er gelernt hat, wird nur schwer akzeptiert. Theorie ist wichtig, um praktische Erfahrung zu strukturieren – umgekehrt alles nur theoretisch zu wissen macht weniger Sinn. Der elementarste Rat lautet jedoch, immer zehn Prozent mehr zu geben und sich dadurch vom Durchschnitt abzuheben.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Meine Ziele liegen heute darin, die Firma noch bekannter zu machen, eine gute Nische zu finden und den Betrieb erfolgreich am Markt zu etablieren.