Zum Erfolg von Hans G. Zeger
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg bedeutet für mich, gesteckte Ziele zu erreichen; das allerdings möglichst mit positiv überraschenden Ergebnissen. Mein Erfolg als Unternehmer resultierte aus der Tatsache, gute Kunden zu haben – das Ziel bestand darin, überhaupt Kunden zu erreichen. Es ist für mich persönlich kein Erfolg, mit irgendwelchen Leuten Geschäfte zu machen und zittern zu müssen, ob sie nächste Woche ihre Rechnungen zahlen können.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Ich glaube, daß – abgesehen von meinem „richtigen Riecher“ – meine gute Ausbildung die Basis meines Erfolges darstellt. Dazu muß ich sagen, daß meine Ausbildung deshalb so wesentlich ist, weil sie überhaupt nicht fachspezifisch ausgerichtet war. Dadurch lernte ich, querzudenken, Strukturen zu sehen und zu analysieren; bei Problemen immer über den unmittelbaren Horizont hinaus zu blicken. Ich sehe in einem Problem immer das Grundsätzliche. Ich habe mir immer vor Augen gehalten, daß man nicht mit Dingen Geschäfte machen kann, die niemanden interessieren und obwohl das trivial klingt, war es für mich immer wesentlich, die tieferen Bedürfnisse herauszufinden, die ein spezifisches Projekt abdecken kann. Im Prinzip kann man keine Sportschuhe verkaufen, sondern ausschließlich das Gefühl, schnell zu laufen. In der IT-Branche verkaufte ich Sicherheit; Systeme, die Unternehmer beruhigten.
Wie begegnen Sie Herausforderungen des beruflichen Alltags?
Ich versuche eine Sache, die ich als zu erledigend identifiziert habe, egal wie hoch die Anforderungen, der Streß oder die Hektik sind, auch wirklich zu Ende zu bringen; nicht halb, provisorisch oder nebenbei. Ich konzentriere mich also immer auf die jeweilige Angelegenheit. Ich habe festgestellt, daß es angesichts eines Problems keinen Königsweg gibt und schon gar keine Abkürzung, die um ein Problem herum führt. Ich stelle mich Problemen und weiß, daß ich mitten durch muß, um sie zu lösen.
In welcher Situation haben Sie erfolgreich entschieden?
Eine wesentliche Entscheidung bestand darin, 1990 in das Internetgeschäft einzusteigen; ebenso wesentlich war aber auch, mich seit dem Jahr 2000, als die Branche überrannt wurde, schrittweise wieder aus diesem Geschäft zurückzuziehen.
Gibt es jemanden, der Ihren beruflichen Lebensweg besonders geprägt hat?
Es gibt viele Menschen, die mich beeinflußt haben, Förderer und Mentoren kannte ich jedoch nicht. In meinem Leben gibt es ein lange zurückliegendes Schlüsselerlebnis, das ich während meiner Universitätsausbildung hatte: wir hatten einen sehr erfolgreichen Lektor, mit dem ich auch persönlich Kontakt hatte. Er lud mich eines Abends zum Essen ein und argumentierte, daß er davon ausgehen würde, daß ich eines Tages ebenso verfahren würde. Diese Kleinigkeit motivierte mich unheimlich, weil ich spürte, daß – wenn auch in Zukunft – Verantwortung an mich herangetragen wurde. Diese „Verpflichtung“, seine Einladung irgendwann einzulösen (und zwar nicht ihm, sondern der nächsten Generation gegenüber) war für mich ein ganz wesentlicher Faktor meines heutigen Erfolges.
Welche Rolle spielen die Mitarbeiter bei Ihrem Erfolg?
Ich bin auf meine Mitarbeiter angewiesen, um meine Ideen überhaupt realisieren zu können.
Nach welchen Kriterien wählen Sie Mitarbeiter aus?
Es ist mir ein besonderes Anliegen, meine Mitarbeiter darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, wo wir unseren Kunden „abholen“. Ich versuche daher Mitarbeiter zu finden, die neben ihrer fachlichen Qualifikation in die Struktur dieses wachsenden Unternehmens passen, meine Philosophie mittragen und sich mit ihrer Tätigkeit identifizieren. Softskills spielen für mich eine sehr große Rolle: Teamfähigkeit, nonverbale und kommunikative Fähigkeiten und nicht zuletzt die Bereitschaft, mich als Vorgesetzten zu dulden. Die Auswahl solcher Mitarbeiter ist im übrigen einer der aufwendigsten und schwierigsten Bereiche meiner Tätigkeit.
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Am Ende unserer Bemühungen steht natürlich immer eine Zahl. Dennoch versuche ich „das Gras wachsen zu hören“ und am Weg zu einem Ziel immer über die unmittelbaren Bedürfnisse hinauszugehen. Ich motiviere weniger durch finanzielle Anreize, sondern indem ich Ziele kommuniziere und die Mitarbeiter am Erfolg teilhaben lasse.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Wesentlich ist, in der Vielfalt von Erscheinungen gemeinsame Strukturen zu erkennen.