Zum Erfolg von Doris Wirth
Was bedeutet für Sie persönlich Erfolg?
Erfolg ist für mich zweierlei: erstens das gesetzte Ziel erreichen und zweitens sich nicht zu sehr aufzureiben dabei, so daß Arbeit nicht permanenter Streß ist, sondern auch Entspannung bringt.
Sehen Sie sich als erfolgreich?
Ich würde sagen, ich brauche noch fünf Jahre um von mir sagen zu können, das erreicht zu haben, was ich wollte.
Was war ausschlaggebend für Ihren Erfolg?
Eine herausragende Eigenschaft an mir ist, daß ich mich für Neues begeistere, allerdings auch schwer nein sagen kann. Ich weiß was ich kann und was ich nicht kann und lerne auch aus schlechten Erfahrungen. Weiters habe ich eine gute Konzentrationsfähigkeit, das kam mir in meiner Laufbahn, in der mitunter mein Aufgabenbereich sehr vielfältig war, sehr zugute. Ich bin sehr fleißig, was sich auch aus der Tatsache ergibt, daß ich drei Kinder habe.
Ist es für Sie als Frau in der Wirtschaft schwieriger, erfolgreich zu sein?
Ich glaube nicht, daß ich als Frau mehr können muß als ein Mann, um mich im Beruf zu beweisen. Als Frau wurde ich anfänglich von meinen Kunden sogar mehr beachtet. Ab dem Zeitpunkt, wo ich erfolgreich wurde, wurde ich von der Konkurrenz genauso behandelt wie ein Mann. Dieser Umstand birgt für mich wie für Frauen generell die Gefahr, daß sie Kritik einstecken und noch verbissener weiterarbeiten, anstatt auch einmal zu explodieren, wie Männer das tun. Ich schließe zum Beispiel viele mündliche Verträge ab, die alle halten, außer jene mit der männlichen Konkurrenz.
Welche sind die Stärken Ihres Unternehmens?
Vor allem in Ost- und Südosteuropa hat unser Unternehmen aus der Tatsache viel Akzeptanz gewonnen, daß wir generell kein Schmiergeld zahlen. Wir gehen von einem Menschenverständnis aus, das die Würde des Einzelnen respektiert. Die Menschen in diesen Ländern, die sehr oft nicht über die nötigen Mittel verfügen, wissen das sehr wohl zu schätzen. Unser Unternehmen arbeitet auch nicht mit Firmen zusammen, deren Arbeitsweise wir nicht vertreten können: bei solchen Kunden besteht die Gefahr, daß sie einem den Markt zerstören.
Wie vereinbaren Sie Beruf und Privatleben?
Wenn nötig, das heißt in Krisenzeiten, setze ich sehr wohl Prioritäten. In einer sehr schwierigen beruflichen Phase im vergangenen Jahr habe ich mich fast ausschließlich meiner Arbeit gewidmet, und meine Kinder mußten das akzeptieren. Dafür verbringe ich dann in wirtschaftlich guten Zeiten viel Zeit mit meiner Familie. Die Familie ist natürlich am wichtigsten, denn wenn das Privatleben schwierig ist, hat man meistens auch im Beruf zu kämpfen. Ich bin aber auch in der Lage, abzuschalten, also den Privatbereich vom beruflichen zu trennen.
Welchen Rat möchten Sie an die nächste Generation weitergeben?
Erstens: lies täglich die Zeitung, wenn möglich mehrere. Zweitens: suche dir einen Mentor. Ich glaube auch, daß für die verschiedenen Berufsetappen eine Zeitspanne von drei Jahren ideal ist. Man sollte nicht länger als fünf Jahre in einem Unternehmen bleiben, weil dann alle Lernschritte vollzogen sind. Kürzer sollte man auch nicht dabei bleiben, damit man das Unternehmen wirklich gut kennenlernt. Man soll zu seiner Person und zu menschlichen Werten stehen. Cleverness im Geschäftsleben mag gut aussehen, führt aber nicht zum Erfolg. Eine fachliche Ausbildung ist sicherlich die Grundlage für Erfolg, es ist aber auch wichtig, sich einen Lehrmeister zu suchen, den man zu verschiedenen Dingen befragen kann. Es müssen die fachlichen und die persönlichen Stärken ausgewogen sein, um Erfolg zu haben. Man braucht eine gewisse Lebensplanung, obwohl immer unvorhergesehene Ereignisse eintreten können.
Welche Ziele haben Sie sich gesteckt?
Ich habe mir zum Ziel gesetzt, in zehn Jahren 1.000.000 Euro Nettoumsatz mit unseren Consultingleistungen zu erzielen. Zusätzlich will ich eine nachhaltige Personalstruktur haben, das heißt ich möchte in fünf Jahren noch mein Stammpersonal haben. Ich möchte in Jugoslawien, Tschechien, Deutschland und der Schweiz beziehungsweise England gut funktionierende Büros führen. Dazu brauche in etwa noch fünf Jahre.